Fallstudie: Taoyuan Hospital Cluster

Wie wahrscheinlich jeder Journalist* hätte ich gerne die Gabe, interessante Nachrichtenthemen schon im Ansatz erkennen zu können. Das würde mir nämlich für den Einstieg in diesen Artikel eine Menge Schreibarbeit sparen, aber man ist leider fast immer erst hinterher schlauer als vorher, also müssen wir (also natürlich nur wenn du möchtest) jetzt da durch. Aber so schlimm ist es eigentlich auch gar nicht. Gibt dieses Mal sogar Bilder 😉

*Nur zur Klarstellung: Ich sehe mich nicht als Journalist, nur weil ich ab und zu nachrichtenbezogene Themen hier im Blog habe. Allerdings…und ich hoffe das fällt auf…versuche ich bei nachrichtenbezogenen Themen schon genau zu recherchieren, Quellen anzugeben und das Thema so umfassend zu behandeln, dass man sich halbwegs gut informiert eine Meinung bilden kann. Die Recherche dauert dabei meistens genau so lang wenn nicht sogar länger als das Schreiben des eigentlichen Artikels.

Im letzten Monat machte der erste Fall einer lokalen Infektion mit dem Coronavirus seit 253 Tagen in Taiwan Schlagzeilen. Zum Glück hat dieser Cluster aus insgesamt 4 Fällen keine weiteren Kreise gezogen, so dass in Taiwan dann doch noch einigermaßen normal ins neue Jahr gestartet werden konnte, zumindest in Taipeh.

Wer allerdings dachte, dass das neue Jahr eigentlich nur bessere Nachrichten als das alte bringen könne, wurde nicht nur global gesehen schon nach ein paar Tagen eines Besseren belehrt, sondern auch in Taiwan überwiegen seit ein paar Tagen leider wieder eher die Negativschlagzeilen. Es geht dieses Mal um die Fälle von lokalen Ansteckungen in einem Krankenhaus in Taoyuan, zufälligerweise mit dem englischen Namen Taoyuan Hospital, was die Zuordnung etwas vereinfacht.

Nun ist es so, dass die bisherigen Fälle im Vergleich zu den Zahlen in anderen Ländern noch nicht mal einen erkannbaren Ausschlag in irgendeiner Statistik bedeuten würden, aber genau das macht diesen Fall so interessant: In Taiwan wird nicht gewartet, bis es zu spät ist und die Kontrolle unwiederbringlich verloren ist, sondern es werden sofort Maßnahmen ergriffen. Schauen wir uns das mal an, denn man könnte womöglich auch jetzt noch daraus lernen. Und in Verbindung mit den hauseigenen Covid-19 News kann jede Meldung auch sofort nachverfolgt werden.

Zum Anfang ein Bild, das ja bekanntlich mehr sagt als tausend Worte, aber von mir trotzdem noch mit Text begleitet wird.

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Fertig? Ok, dann los!

Am 12. Januar ging zuerst folgende Meldung über den Feed ein:

Patients in northern Taiwan hospital evacuated, COVID suspected: media

Ein Krankenhaus im Norden Taiwans wurde teilweise evakuiert und die Notaufnahme geschlossen.

Später dann die Meldung:

Taiwan reports first local doctor to get COVID-19

Ein Arzt (838) im Taoyuan Hospital hatte sich bei einem Covid-19 Patienten (812) angesteckt, der am 27. Dezember aus den USA kommend in Taiwan eingereist war. Arzt (838) hat daraufhin seine Lebensgefährtin angesteckt, die ebenfalls als Krankenschwester (839) im selben Krankenhaus arbeitet.

Von den Angestellten und Patienten im Krankenhaus wurden diejenigen einem Coronatest unterzogen, die mutmaßlich Kontakt zu den beiden gehabt haben könnten. Insgesamt 468, sowie weitere Kontakte außerhalb der Arbeit. Insgesamt 162.

Zudem wurden am 13. Januar die Orte öffentlich gemacht, an denen sich der Arzt und seine Lebensgefährtin in der Zeit vom 7.-10. Januar aufgehalten haben. Natürlich wurden diese Orte umgehend desinfiziert und Personen, die sich zur angegebenen Zeit am angegebenen Ort aufgehalten haben, geraten, sich bei etwaigen Erkältungssymptomen umgehend zu einem Arzt zu begeben.

CECC discloses places visited by COVID-infected doctor, nurse

Am nächsten Tag (14. Januar) wurde die Zahl der zu testenden Personen im Krankenhaus erhöht.

Hundreds more hospital workers to be tested after 2 COVID cases found

Am 16. Januar dann die Meldung:

Taiwan reports one new domestic COVID-19 case from hospital

Mit einer weiteren Krankenschwester (852), die mit dem Arzt (838) auf derselben Station arbeitete, kam ein weiterer positiver Coronafall hinzu. Daraufhin wurden 22 Ärzte, die mit Krankenschwester (852) zusammengearbeitet haben in 7 Tage Isolation im Krankenhaus geschickt. Für mehr als 30 Krankenschwestern wurde Heimquarantäne angeordnet.

Am 17. Januar dann:

Another contact of COVID-19-infected doctor tests positive

Nach der am Vortag positiv getesteten Krankenschwester (852) wurden 266 Angestellte des Krankenhaus auf Corona getestet und dabei erhielt ein weiterer Arzt (856) ein positives Ergebnis. Dieser hat sich wahrscheinlich beim ersten Arzt (838) angesteckt.

Am 18. Januar:

Fifth domestic COVID-19 case confirmed in Taoyuan hospital cluster

Eine weitere Krankenschwester (863) wurde nach Auftreten von Symptomen positiv getestet und wahrscheinlich von Arzt (856) angesteckt, der auf derselben Station arbeitet.

Wird langsam kompliziert? Keine Sorge. Grafik!

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Ebenfalls am 18. Januar die Meldung:

CECC to set up ‚command post‘ at hospital after 5 COVID-19 cases

Im Krankenhaus wurde ein „Kommandoposten“ installiert, sprachlich schöner ist wahrscheinlich das Wort „Koordinator“, um die Abstimmung der Maßnahmen und Berichte des Krankenhauses, der lokalen Behörden, der Quarantänezentren und der CDCC zu koordinieren. Zudem wurden die jeweiligen Stationen, auf denen die infizierten Ärzte und Krankenschwestern gearbeitet haben, geschlossen und vollständig desinfiziert, sowie noch im Krankenhaus verbleibende Patienten in Einzelzimmer gebracht. Diese dürfen nur von einer Person begleitet werden, Besucher sind nicht erlaubt. Viele Patienten sind auf andere Krankenhäuser verteilt worden, u.a. auch alle Covid-19 Patienten, um das Krankenhauspersonal zu entlasten. Neue Patienten werden gegenwärtig nicht aufgenommen. Alle Angestellten des Krankenhauses sind aufgefordert, sich auch schon bei kleinsten Anzeichen von Symptomen zu melden und sich nur im Krankenhaus untersuchen zu lassen.

Am 19. Januar für taiwanische Verhältnisse dann ein ziemlicher Hammer:

Four more COVID-19 cases linked to Taoyuan hospital confirmed

Wir sind damit jetzt an der bereits zu Anfang gezeigten Grafik gekommen, hier nochmal:

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Krankenschwester (863) hat ihren Ehemann (864) und Tochter (865) zu Hause angesteckt, zudem eine weitere Krankenschwester (868) auf derselben Station im Krankenhaus.

Der weitere Fall ist eine vietnamesische Pflegekraft (869), die zu beiden infizierten Ärzten (838+856) Kontakt hatte.

Natürlich wurden auch hier, wie bei allen anderen Fällen zuvor auch, die besuchten Orte der infizierten Personen öffentlich gemacht.

COVID-19 cases went to traditional market, burger shop: CECC

Als Folge der mittlerweile 9 lokalen Infektionsfälle im oder im Umfeld des Taoyuan Hospitals wurden die Besuchsregelungen und Zeiten in einigen Krankenhäusern Nordtaiwans eingeschränkt.

Hospitals in northern Taiwan tighten visit controls amid COVID-19

Zudem wurden viele geplante Veranstaltungen an und um das diesjährige Neujahrsfest, vor allem das Laternenfest (26. Feb.) in allen Städten Taiwans abgesagt.

Lantern festival canceled due to COVID-19; Taipei book fair still on

Die Buchmesse in Taipeh (26. – 31. Januar) sollte noch wie geplant stattfinden, aber ein Tag später dann:

Taipei book fair to be held virtually due to COVID-19 concerns

Bei einer erwarteten Besucherzahl von mehr als einer halben Million auch mehr als logisch.

Ebenfalls am 20. Januar:

Taiwan hospital cluster infection leads to new COVID-19 case

Als Fall Nummer 10 des lokalen Clusters hat sich die Großmutter (870) von Krankenschwester (839) infiziert, die gemeinsam in einem Haus leben. Diese wurde am 12. Januar im Zuge der Kontaktverfolgung zwar noch negativ getestet, wurde am 18. Januar allerdings nach Auftreten von Fieber positiv getestet.

Daraufhin wurden nun alle Krankenhäuser in Taiwan gebeten, ihre Besuchsregelungen und Zeiten einzuschränken. Als Besucher muss man nun auch Kontaktdaten hinterlassen. Im Allgemeinen wird allerdings generell davon abgeraten, Krankenhäuser zu besuchen.

Hospitals asked to tighten visit controls as COVID-19 cases rise

Außerdem wurden weitere Großveranstaltungen abgesagt. Für die Wagemutigen wahrscheinlich besonders schmerzvoll: Auch das Yanshui Beehive Festival am 25. und 26. Februar.

Several large events in Tainan to be canceled due to COVID-19

Und Taipei 101 wurde auch teilweise infiziert.

Taipei 101 firm disinfected amid COVID-19 scare

Der Grund: Ein Mitarbeiter einer in Taipei 101 ansässigen Firma ist ein Kontakt von Ehemann (864), der sich am 17. Januar kurz mit ihm getroffen hatte. Am 18. Januar wurde der Mitarbeiter an seiner Arbeitsstelle über den Kontakt zu einem Coronainfizierten informiert. Er begab sich sofort in Heimquarantäne und wurde bislang negativ getestet. Zehn weitere Mitarbeiter wurden ebenfalls gebeten, ins Home Office zu gehen und Self Health Management zu betreiben, also zwei Mal am Tag Temperatur messen, draußen stets Maske tragen und sich von Menschenmassen fernhalten. Das Büro der Firma und das gesamte Stockwerk wurden desinfiziert und weitere Stockwerke sollen folgen.

So, das ist jetzt erstmal der aktuelle Stand am 20. Januar mit 10 lokalen Fällen innerhalb von 9 Tagen.

Ganz schön viele Informationen, oder? Das ist aber einfach der Normalfall in Taiwan. Eine bis in kleinste Details nachverfolgte Kontaktkette und sofortige Maßnahmen in Bezug auf Quarantäne, Desinfektionen, Mitteilung von möglichen Kontaktorten, Absage von Großveranstaltungen, regelmäßige Pressekonferenzen, auf denen jeder Fall einzeln und detailliert angesprochen wird. Man könnte auch sagen: Eine Zero Covid Strategie.

Wobei selbst die Zero Covid Initiative nicht den Wert von 0 Neuinfektionen (den Taiwan 253 Tage lang erreichte) als Ziel ausgibt, sondern 10 Neuinfektionen am Tag pro 1 Million Einwohner. Für Taiwan würden das 236 Neuinfektionen pro Tag als „anzustrebendes“ Ziel bedeuten, das von vielen Kritikern der Initiave als „utopisch“, „weltfremd“ und „nicht erreichbar“ bezeichnet wird. Stimmt….denn die astronomisch hohe Zahl von 236 Neuinfektionen pro Tag sind für Taiwan wirklich unvorstellbar. Nur halt aus einer ganz anderen Richtung betrachtet.

Aber…auch wenn der Vergleich der Coronabilanzen von Taiwan und Deutschland schon längst nicht mehr mit einem 7:1 sondern eher mit einem 31:0 beim Fußball vergleichbar ist, so wird hier in Taiwan auch immer betont, dass Hochmut absolut nicht angebracht ist. 10 lokale Fälle sind einfach zu viel. Dazu das ungute Gefühl, dass es vielleicht noch zu weiteren kommt und das ausgerechnet jetzt, wo die Schulferien gerade beginnen. Ich hätte mit den Kindern da eigentlich schon ein paar Ausflüge vor, aber erstmal abwarten, was die nächsten Tage und Wochen noch passiert.

Genau heute (21. Januar) vor einem Jahr wurde übrigens der erste Coronafall in Taiwan bestätigt. Die aktuelle Fallzahl nach genau einem Jahr: 872 Infizierte und 7 Todesfälle.

Bei tagesschau.de wird derweil gemeldet, dass die Fallzahlen in Deutschland an einem Tag auf nur noch knapp über 20.000 gesunken sind. Und Die Zeit titelt, dass die Anzahl der Todesfälle die Marke von 50.000 überschritten hat. 50.000 Todesopfer, hinter denen Menschen und trauernde Familie stehen.

Benutzer Wolle0815 meint an der Pissrinne dazu:

„50000 .Dahinter stehen Menschen und trauernde Familien.“

Hinter den Toten aus anderen Ursachen auch. Nur interessieren die gewöhnlich niemanden außer die nahestehenden Personen.

Diese Anteilnahme gibt es doch nur, weil es es ein Virus ist, das man selbst bekommen könnte oder nahestehende Personen. Wäre es nicht s,o würde sich kein Schwein in der Öffentlichkeit für die 50000 interessieren.

Von daher resultiert die vermeintliche Solidaritiät in erster Linie aus Egoismus. Menschlich nachvollziehbar, ja. Aber bitte, man möge sich doch diese Moralisierungen sparen.

Und bekommt dafür zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels 20 Empfehlungen und viele zustimmende Kommentare, die sich inhaltlich noch gegeneinander unterbieten.

Das Versagen Deutschlands in der Corona Pandemie scheint daher wohl nicht nur an einem Mangel an Erfahrung, Kompetenz und pragmatischer Weitsicht zu bestehen, sondern auch an einem Mangel an Anstand, Respekt und Empathie.

Taiwan ist in diesen Dingen gesellschaftlich auch nicht gerade der Musterschüler, man denke nur an die mangelnde Rücksicht im Straßenverkehr. Aber in Sachen Corona habe ich in Taiwan in einem Jahr noch nicht mal im Ansatz dieses Maß an asozialem Egoismus erlebt, wie ich es jeden Tag aus Deutschland lesen kann.

Ich würde sagen, damit steht es dann 32:0 für Taiwan. Und das Spiel ist leider noch längst nicht zu Ende.

(Ab hier kommen jetzt jeweils Updates zu den Ereignissen)

Denn am 22. Januar wurden zwei weitere Fälle des Clusters bekannt.

Two new COVID-19 cases confirmed in Taoyuan hospital cluster

Ein 90-jähriger Patient (881) des Krankenhauses wurde zwar am 11. Januar negativ getestet und am 15. Januar in die Quarantäne nach Hause entlassen, er bekam aber ein paar Tage später heftige Zahnschmerzen. In diesen Fällen ist in Taiwan unter strengen Auflagen auch während der Quarantäne ein Arztbesuch erlaubt und bei der simplen Methode des Fiebermessens kam dann der Verdacht auf eine mögliche Infektion auf, der sich später bestätigte. Zudem wurde seine Tochter (882) ebenfalls positiv getestet. Zwei weitere Familienmitglieder, die den 90-jährigen betreut haben, wurde in häusliche Quarantäne geschickt.

Damit sieht die Grafik jetzt so aus:

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Unterdessen wurden fast alle Patienten des Krankenhauses entweder nach Hause entlassen oder auf andere Krankenhäuser verteilt. Dabei wird zwischen zwei Kategorien unterschieden: Patienten aus einem Bereich des Krankenhauses mit einem hohen Risiko (einer möglichen Infektion) und Patienten aus einem Bereich des Krankenhauses mit einem niedrigen Risiko. Die Patienten mit hohem Risiko (191 Patienten + mehr als 100 Pflegekräfte oder Angehörige) müssen 14 Tage in Quarantäne. Die mit niedrigem Risiko bekommen ein „Self Health Management“ Vermerk in ihre elektronische Krankenakte, damit bei einem etwaigen Arztbesuch sofort nach möglichen Kontakten gefragt werden kann.

High-risk patients from COVID-hit hospital under quarantine: CECC

Zudem sind mittlerweile 319 Angestellte des Krankenhauses in 14-tägiger Quarantäne, 212 von ihnen in einem Quarantänezentrum. Alle anderen Angestellten des Krankenhauses dürfen zudem keine Konferenzen besuchen oder Reden halten und auch sonst keine medizinischen Dienstleistungen außerhalb des Krankenhaus anbieten.

Und da das Krankenhaus nun praktisch leer ist, konnte man mit einer umfassenden Desinfektion in und um das Krankenhaus beginnen, u.a. mit Mitgliedern der chemischen Kampfgruppe des Militärs.

Am 23. Januar wurde bekannt gegeben, dass die jüngere Tochter (885) des 90-jährigen Patienten (881) ebenfalls positiv getestet wurde. Die Gesamtzahl erhöht sich damit auf 13.

13th domestic COVID-19 case confirmed in Taoyuan hospital cluster

Mittlerweile stehen 967 Personen im Zusammenhang dieses lokalen Clusters unter 14-tägiger Quarantäne. Für Taiwan stellt das momentan einen Rekordwert dar, wobei sich die Zahl im Verlauf der weiteren Kontaktverfolgung noch erhöhen könnte.

Am 24. Januar wurde zwei weitere Fälle bekannt gegeben. Einer davon ist ein Patient (889), der sich vom 8. bis zum 11. Januar im Krankenhaus befunden hat.

Two more domestic COVID-19 cases confirmed in Taoyuan hospital cluster

Fünf Tage nach seiner Entlassung bekam er einen Ausschlag, wurde allerdings nach mehreren Arztbesuchen erst am 23. Januar positiv auf Corona getestet. Der zweite Fall ist eine Familienangehörige (890) des Patienten (889).

Wird mal wieder Zeit für eine Grafik:

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Anlass zur Sorge bei diesen beiden Fällen ist die Tatsache, dass sie sich im Krankenhaus nicht im Bereich mit „hohem Risiko“ (siehe weiter oben) aufgehalten haben und bislang auch noch kein Kontakt zu den bereits infizierten Personen bekannt ist.

Aus diesem Grund werden jetzt die Quarantänebestimmungen drastisch verschärft.

Discharged inpatients from Taoyuan General Hospital to be quarantined

Alle Patienten, die zwischen dem 6. Januar und 19. Januar aus dem Taoyuan Hospital entlassen wurden, müssen sich ab dem Tag ihrer Entlassung in 14-tägige Quarantäne begeben. Zusätzlich auch deren Familienangehörige und Pfleger. Nach 14 Tagen Quarantäne ist ein Coronatest erforderlich und danach noch 7 weitere Tage Self-Health Management. Damit sind dann auch diejenigen abgedeckt, die schon vor mehr als 14 Tagen aus dem Krankenhaus entlassen wurden.

Dasselbe gilt auch für alle, die mit Patient (889) in Kontakt gekommen sind, während er verschiedene Ärzte aufgesucht hat. Insgesamt werden schätzungsweise 5.000 Personen in Quarantäne geschickt.

In den darauf folgenden Tagen beruhigte sich die Lage etwas und es wurden keine neuen Fälle im Zusammenhang mit dem Krankenhaus Cluster gemeldet. Gleichwohl lief die Suche nach der möglichen Infektionsquelle der beiden letzten Fälle und auch die Kontaktverfolgung von Personen weiter, die im Zusammenhang mit dem Krankenhaus stehen.

Quarantine, testing continue in bid to control Taoyuan COVID cluster

Zudem wurden Besuche von Patienten in den Krankenhäusern von Taipei, New Taipei und Taoyuan drastisch eingeschränkt.

Hospital visits banned in Taipei, New Taipei, Taoyuan


Am 30. Januar dann leider ein großer Rückschlag und eine traurige Nachricht.

Es wurden 4 weitere Fälle von Infektionen im Zusammenhang mit dem Krankenhaus gemeldet, darunter 1 Todesfall.

Taiwan cluster infection leads to four new cases; one of which died

Hier die aktuelle Grafik:

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Drei der vier gemeldeten Fälle leben im selben Haushalt wie Krankenschwester (863) und zwar eine weitere Tochter (909), Schwiegervater (910) und Schwiegermutter (907), die aufgrund von schweren Vorerkrankungen an Covid-19 verstorben ist. Dies ist der erste durch Covid-19 verursachte Todesfall in Taiwan seit dem 11. Mai 2020.

Der vierte Fall betrifft einen Mann (908) der in einem anderen Krankenhaus (Name vom CECC nicht genannt) Kontakt zu Patient (889) hatte, als dieser sich dort behandeln ließ, siehe oben. Der Kontakt soll sich auf etwa 20 Minuten im Wartezimmer beschränkt haben. Der Mann (908) war bereits seit dem 26. Januar in Quarantäne, da er als Kontaktperson von Patient (889) identifiziert wurde. 242 Kontaktpersonen von Mann (908) wurden ermittelt und in Quarantäne geschickt, sowie das betreffende nicht genannte Krankenhaus gründlich desinfiziert.

Taiwan cluster infection leads to four new cases, one death (update)

Damit sind zum jetzigen Stand 4093 Personen im Zusammenhang mit dem Krankenhaus Cluster in Quarantäne.

Am 5. Februar wurde bekannt gegeben, dass eine 40-jährige Frau (924) positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Sie ist eine Kontaktperson von Krankenschwester (839) (positiv getestet um den 12. Januar) und ihrer Großmutter (870) (positiv getestet am 18. Januar). Sie und zwei ihrer Familienmitglieder haben als Kontaktpersonen der beiden bereits bekannten Fällen seit dem 12. Januar unter Quarantäne gestanden. Die Quarantäne für die zwei Familienmitglieder wurde jetzt bis zum 18. Februar verlängert. Eine Auswirkung auf die Bevölkerung ist aufgrund der bestehenden Quarantäne nicht zu erwarten. Die Fallzahl im Taoyuan Hospital Cluster erhöht sich damit auf 20.

Taiwan reports 1 new domestic, 3 imported COVID-19 cases

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Am 9. Februar wurde der 21. Infektionsfall festgestellt.

Taiwan reports 21st case in hospital cluster, four new imported cases

Dieser hat sich im familiären Umfeld von Krankenschwester (863, positiv getestet am 18. Januar) ereignet und betrifft dieses Mal die Schwägerin (934). Aufgrund der bereits entdeckten Infizierungen mit dem Coronovirus stand sie bereits seit dem 19. Januar unter Quarantäne, welche durch die weiteren Fälle innerhalb der Familie entsprechend verlängert wurde. Innerhalb dieses Zeitraums wurde sie fünfmal negativ getestet. Bei den Tests für eine Sondergenehmigung zur Aufhebung der Quarantäne, um traurig aber wahr, die Beerdigung für ihre an COVID-19 verstorbene Mutter (907) vorbereiten zu können, war der Test dann positiv.

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Die Quarantäne für die übrigen Familienmitglieder wurde bis zum 22. Februar verlängert. Eine Auswirkung auf die Bevölkerung ist aufgrund der bestehenden Quarantäne nicht zu erwarten.

Aus diesem Grund werden mit Wirkung zum 10. Februar auch die drastischen Besuchsbeschränkungen in den Krankenhäusern von Taipei, New Taipei und Taoyuan wieder zurückgenommen, wobei die zuvor geltenden Beschränkungen natürlich weiterhin Bestand haben.

Hospital visit bans in Taipei, New Taipei, Taoyuan to be lifted

Am 15. Februar gab das CECC bekannt, dass das Taoyuan General Hospital am 19. Februar wieder geöffnet werden soll, falls bis dahin nichts Unvorhergesehenes passiert. Zwei direkt in der Nähe des Krankenhauses eingerichtete vorübergehende Quarantänezentren wurden bereits geschlossen. Insgesamt wurden 3.423 Personen im Zusammenhang mit dem Krankenhaus Cluster auf das Coronavirus getestet. Das Infektionsgeschehen ist laut Gesundheitsminister Chen mittlerweile „zum Erliegen“ gekommen.

Taoyuan hospital at center of COVID-19 cluster likely to reopen on Feb. 19

3 Gedanken zu “Fallstudie: Taoyuan Hospital Cluster

  1. Willst Du nicht einen Link auf FB setzen, den ich dann mit meinen deutschen „Freunden“ teilen könnte? Etwas mehr Verkehr kann nicht schaden, oder? Nur so eine Anfrage!

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  2. Pingback: Übermut zur Lücke – Wie Taiwan das Coronavirus wieder ins Land ließ | Taiwanoca

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