Jetzt ist es also wirklich passiert. Die Facebook Gruppe „Deutsche in Taiwan“ wurde in eine private Gruppe umgewandelt, ohne die Möglichkeit zu haben, dies wieder rückgängig zu machen.
Als langjähriger Administrator und sozusagen Neugründer der Gruppe hat mich dieser Schritt gleichermaßen überrascht und enttäuscht. Nun man kann sich natürlich fragen, warum ich mir als mittlerweile zwei Mal zurückgetretener Administrator überhaupt noch Gedanken darüber mache, aber eben weil ich sowohl die Entstehungsgeschichte als die Entwicklung der Gruppe sehr genau kenne, möchte ich hier schreiben, warum ich diese Entscheidung sehr bedauerlich finde.
Zunächst ein bisschen Geschichte…
Die Facebook Gruppe „Deutsche in Taiwan“ wurde am 22.08.2013 von einem deutschen Austauschschüler in Taiwan gegründet. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland lag die Gruppe ohne Moderation allerdings ziemlich brach. Anfang 2015 habe ich die Gruppe dann zufällig auf Facebook entdeckt. Ich weiß gar nicht mehr genau wieso, aber ich vermute, dass ich auf der Suche nach einer Alternative zum deutschen Forum auf Forumosa gewesen bin. Es gab zwar schon einige Beiträge und Fragen, wie wir sie in der heutigen Form kennen, aber die meisten Beiträge waren mehr oder weniger einfach nur Spam.
Bereits damals waren die Möglichkeiten des „Community Building“ auf Facebook wesentlich besser als in einem klassischen Forum. Ich dachte mir damals, dass ein zentraler Anlaufplatz für in Taiwan lebende Deutsche eine wirklich gute Idee wäre und schrieb deshalb den Original-Admin an, ob er bereit wäre, mir als in Taiwan lebenden Deutschen ebenfalls Admin-Rechte zu geben. Dies geschah dann auch recht knapp und zügig, so dass ich am 10. Juni 2015 folgendes in der Gruppe schreiben konnte:
Liebe Gemeinde,
der Original-Admin dieser Gruppe hat mir jetzt auch die Berechtigung verliehen, hier potentiell unerwünschte Beiträge zu entfernen. Mit den letzten paar Beiträgen für Deutschlernseiten und dem Kettenbriefdings ist dies bereits geschehen. Da ich das Löschen von Beiträgen allerdings ungern ganz allein entscheiden möchte, bitte ich euch, diese bei Bedarf über das Menü rechts oben in jedem Beitrag dem Admin zu melden. Danke sehr und weiterhin viel Spaß! 🙂
Für mich persönlich war das der offizielle Startschuss für die Gruppe in der heutigen Form. Und mit der Moderation von Beiträgen, dem Blockieren von Spam und anderen administrativen Entscheidungen und Regeln, die teilweise bis heute Bestand haben, wuchs die Gruppe ab Sommer 2015 beständig. Der Reboot war also gelungen!
Was ich allerdings vollkommen unterschätzte war die Tatsache, dass sich gefühlt 90% aller frühen Gruppenmitglieder in die folgende Kategorie einordnen ließen: in Taipeh lebende deutsche Expats.
Das ist ja an sich nichts Schlimmes, nur für mich als nicht in Taipeh lebender nicht-Expat sind Probleme wie die Verfügbarkeit von Spülmaschinentabs in Taipeh halt wenig interessant. Erschwerend kam noch hinzu, dass ich ungefähr ab diesem Zeitpunkt beruflich ziemlich stark ausgelastet war und soziale Netzwerke da einfach kontraproduktiv gewirkt haben. Im Oktober 2015 habe ich die Administration der Gruppe schließlich weitergegeben und sogar mein Facebook Konto einige Monate lang deaktiviert. Social Distancing bereits damals, an dieser Stelle aber besser als Digital Detox, digitale Entgiftung bezeichnet.
Und ein halbes Jahr später sah die Welt für mich dann auch schon ganz anders aus. Mit meinen Arbeitgebern in Taiwan konnte ich gute Fortschritte in Sachen Effizienz und allgemeiner Work Life Balance erzielen und meine Frau und ich erwarteten die Geburt unseres zweiten Kindes 🙂
Ausgestattet mit dieser Motivation begab ich mich im April 2016 wieder zurück auf Facebook und als Admin in die Gruppe. Diese war mittlerweile weiter angewachsen und es stellte sich auch heraus, dass sich unterschiedliche Moderationsstile durchaus positiv ergänzen können.
Mein Fokus lag schon immer auf die Vermittlung von Informationen.
Der zweite Satz der Gruppenbeschreibung, geschrieben vom Urgründer, hat sich deswegen seit dem ersten Tag auch nicht verändert:
„Zum Austauschen von Insiderinformationen, Tipps und für Fragen.“
Allerdings ist es manchmal ziemlich schwierig zu entscheiden, was noch als „Information“ gilt und was z.B. als „Meinung“. Schließlich kann eine Meinung, vernünftig begründet, ebenfalls eine Fülle von Informationen enthalten. Andererseits kann eine Meinung, emotional vorgetragen und nur bedingt auf Fakten basierend, auch zu sehr viel Streit und einer vergifteten Atmosphäre führen, also genau das Gegenteil von dem, was mit der Gruppe eigentlich bezweckt wurde.
Durch das zu diesem Zeitpunkt praktizierte Vier-Augen Prinzip und dem Anspruch, weiterhin qualitativ hochwertige Inhalte für die Gruppe zu liefern, hat sich dieser Zwiespalt aber glücklicherweise ziemlich schnell aufgelöst und in den folgenden Jahren machte die Gruppe sowohl inhaltlich als auch administrativ sehr viel Spaß. Es lief einfach gut.
Ich weiß nicht genau, wann sich dass danach wieder änderte, aber in meinen Augen gab es verschiedene Gründe dafür:
Ungefähr ab der Zahl von 2.500 Mitgliedern war ziemlich offensichtlich, dass die Gruppe nicht mehr nur aus Taiwan in lebenden Deutschen besteht, sondern auch aus vielen Menschen, die auf irgendeine Weise mit Taiwan verbunden sind. Und das ist ja auch sehr erfreulich, denn wie bereits geschrieben, unterschiedliche Perspektiven können den eigenen Horizont extrem erweitern und zu mehr Vielfalt führen.
Mit der stets wachsenden Zahl der Mitglieder stieg aber auch die Zahl der eingereichten Beiträge und zu den Inhalten aus der Kategorie „Information“ und „Meinung“ kamen dann auch verstärkt Inhalte aus der Kategorie „Spaß“ hinzu. Oder besser gesagt „Klatsch, Tratsch und Laberei“. Auf einmal ging es dann manchmal auch um deutsche Innenpolitik, amerikanische Innenpolitik und viele andere Sachen, bei denen man mit zwei zugedrückten Augen zwar noch immer einen Bezug zu Taiwan herstellen konnte, die aber stets recht inhaltslose Diskussionen ohne wirklichen Informationsgehalt zusammenbrachten.
Das Administrationsteam, mittlerweile auf drei angewachsen, hat mit der Zeit immer weniger nach den selbst gesetzten Regeln gehandelt, sondern mehr auf den Faktor „Spaß“ bzw. auf das Motto „fast alles soll rein“ gesetzt. Andererseits wurden andere Beiträge mit einem durchaus stärkeren Bezug zu Taiwan nicht freigegeben oder nachträglich entfernt.
Ich kenne die Gründe für diesen schleichenden Wandel nicht. Ich persönlich muss mir den Vorwurf machen lassen, dass ich nicht überzeugend genug gegen die, meiner Meinung nach, Verwässerung der eigentlich angedachten Inhalte der Gruppe eingetreten bin. Das tut mir leid all diejenigen, denen dies mit der Zeit auch aufgefallen ist und die mich privat darauf angesprochen und die Gruppe teilweise deswegen verlassen haben.
Ich hätte eine Grundsatzdiskussion anregen müssen, um klipp und klar zu definieren, welche Inhalte zukünftig in der Gruppe erwünscht sind und welche nicht. Stattdessen habe ich es, größtenteils bereits aus Desinteresse, einfach weiterlaufen lassen.
Meiner Meinung nach hat sich die inhaltliche Qualität der Gruppe in den letzten zwei Jahren deutlich verschlechtert. Es gibt hier und da natürlich noch immer richtige „Insiderinfos“, die man an anderer Stelle einfach nicht bekommen kann, aber insgesamt hat die „Laberfraktion“ deutlich das Kommando übernommen. Man könnte auch sagen: Aus einer Infoplattform hat sich mittlerweile ein typischer deutscher Stammtisch entwickelt, der ab und zu auch mal brauchbare Infos abwirft.
Das ist okay.
Oder anders gedacht: Wenn das die „Community“ so möchte, dann ist es eben so. Auf Facebook gibt es so eine Art Leitfaden für Gruppenadministratoren, in dem sinngemäß irgendwo steht, dass das Interesse eines Administrators niemals über dem Interesse der Gruppe stehen soll. „The needs of the many outweigh the needs of the few“ wie Mr. Spock schon zu sagen pflegte. Allerdings wurde die Community in dem Fall nicht gefragt, sondern dieser Zustand durch administrative Entscheidungen hergestellt.
Wie dem auch sei. Aus allgemeiner Unzufriedenheit über die Verhältnisse vor und hinter den Kulissen habe ich mich im Juni 2020 abermals aus dem Kreise der Administratoren und der Gruppe verabschiedet. Ich persönlich habe keine beruflichen Vorteile aus der Mitwirkung an dieser Gruppe, muss mir also gut überlegen, wie viel meiner Freizeit ich dafür hergebe. Zu dieser Zeit war dann für mich erneut der Punkt erreicht, an dem der zeitliche Aufwand den gefühlten Nutzen deutlich übertraf. Dieses Mal allerdings nicht, weil ich beruflich so stark ausgelastet war, sondern weil die inhaltliche Qualität in meinen Augen stark zu wünschen ließ.
So viel dazu.
Dieser Post könnte hier zu Ende sein, aber wer mich kennt, der weiß, dass es hier eigentlich erst losgeht 😉
Denn obwohl ich aus der Gruppe ausgetreten bin, habe ich dann und wann trotzdem auf Informationen aus der Gruppe zugegriffen. Zum einen aus Recherchezwecken, z.B. für den Artikel zum Führerscheintausch, zum anderen aber auch weil ich ungefähr weiß, was ich vor einigen Jahren zu einem bestimmten Thema mal geschrieben habe und ich in einem anderen Zusammenhang wieder darauf zugreifen möchte.
Und ein weiterer Grund ist die Nachvollziehung, woher bestimmte Besucherspitzen im Blog stammen, da Feedback zu einem Blogartikel heute meist nur im Rahmen von Facebook Kommentaren und nicht im Rahmen von Blog Kommentaren gegeben wird. Ist leider so.
Im Zuge solcher seltenen Ausflüge in die leider mittlerweile nicht besser gewordene Gruppe habe ich dann vor ein paar Wochen den folgenden Post entdeckt.
Liebe Leute, es ist Zeit für eine demokratische Entscheidung zu dieser Gruppe. Bislang ist sie ja öffentlich. Das heißt, jeder kann sehen, was wir hier schreiben und antworten. Nicht nur jeder Facebook-Nutzer, sondern jeder inkl. Google. Die Alternative wäre, dass nur noch bestätigte Gruppenmitglieder die Posts und Kommentare sehen können. Nun hat ein Gruppenmitglied angeregt, das so zu ändern.
Interessant.
Um hier aber gleich mal etwas klarzustellen. Diese Frage wurde bereits im Jahr 2017 durch eine Abstimmung demokratisch entschieden. Angeregt wurde sie: von mir.

Oh shit, und jetzt kennst du auch meinen Klarnamen!
Warum es im Jahr 2021 durch die Bitte eines einzigen Gruppenmitglieds zu einer erneuten Abstimmung kommt, ohne darauf hinzuweisen, dass es eine solche bereits 2017 gab, müsst ihr eure aktuellen Admins fragen. Ich habe mich sofort daran erinnert.
Aber der Text geht noch weiter, und zwar mit Begründungen für und gegen diese Entscheidung, die ich nachfolgend natürlich kommentieren werde 😉
Die Begründung:
PRO ABÄNDERUNG
Wenn man meinen Namen googelt, wird die Facebook Gruppe und meine Frage angezeigt. (da überlegt man sich dann mehrmals, ob man die Frage/ das Problem wirklich posten will.)
Wenn du nicht möchtest, dass dein Name per Google gefunden werden kann, dann benutze nicht deinen Klarnamen auf Facebook, sondern ein Zweitprofil. Oder erstell eine Facebook Seite. Mit der kann man auch Gruppen beitreten und man benötigt noch nicht mal eine zweite E-Mail Adresse.
Und wenn es Probleme bei der Freischaltung für die Gruppe gibt, da wir als Admins immer etwas misstrauisch sind, wenn ein quasi inhaltsloses Profil Mitglied der Gruppe werden will, dann einfach eine private Nachricht an einen Admin senden. Das kam immer wieder mal vor und wurde dann ganz unkompliziert erledigt.
Besser allerdings noch: Wenn du dir Sorgen um die Privatsphäre auf Facebook machst, dann benutze kein Facebook! Niemand kann dir garantieren, dass Beiträge einer privaten Gruppe auch immer privat bleiben werden. Es reicht nur ein simpler Konfigurationsfehler, der bei Facebook häufiger vorkommt als man denkt, um die Crawler von Suchmaschinen wieder fleißig sammeln zu lassen. Und natürlich liest Facebook im Rahmen ihrer „Datenschutzrichtlinie“ sowieso immer mit.

Weiter gehts mit Punkt 2:
Ich habe meine alten Beiträge gelöscht, bin aus der Gruppe ausgetreten, aber man kann die alten Fragen immer noch auf google sehen.
Dann musst du dich an Google wenden und dein Recht auf Vergessen einfordern. DU bist verantwortlich, welche Daten du im Internet hinterlässt, nicht andere für dich. Wenn du übrigens Antwort 1 beherzigst hättest, bräuchtest du Frage 2 gar nicht zu stellen.
Die Gruppe ist leicht zu finden. Wenn jemand eintreten will, kann er das gerne tun. Aber ich finde es nicht gut, dass man, selbst ohne in die Gruppe einzutreten, alles nachlesen kann. Das geht niemanden von außerhalb etwas an.
Es war schon immer Sinn und Zweck der Gruppe, dass die dort enthaltenden Informationen für alle verfügbar sind, egal ob Mitglied oder nicht. Ich hätte mich niemals an der Gruppe beteiligt, wenn sie auf Privat gestellt gewesen wäre. Viele Mitglieder, die wirklich interessente Inhalte geliefert haben, wären der Gruppe niemals beigetreten, wenn sie auf Privat gestellt gewesen wäre. Und der letzte Satz trieft nur so vor Überheblichkeit. Wer bist du zu entscheiden, wen etwas angeht und wen nicht?
Der Beitrag geht weiter mit der folgenden Überleitung:
Auch für die andere Seite gibt es Argumente. (Ich schreibe das jetzt der Vollständigeit halber und nicht, weil ich die eine oder andere Variante bevorzuge.)
Der Admin hat also keine Meinung zu einer der wichtigsten administrativen Entscheidungen für die Gruppe. Auch interessant.
CONTRA ABÄNDERUNG
Mehr Interessierte werden (z.B. durch Google) leichter auf die Gruppe aufmerksam und bekommen einen Eindruck, bevor sie sich entscheiden müssen, die Mitgliedschaft zu beantragen (nicht „der Katze im Sack beitreten“).
Vorab erstmal die Frage: Was habt ihr eigentlich immer mit Google?
Ich mache jetzt eben mal zwei Suchanfragen mit Google:
- Führerschein in Taiwan
Ergebnis: Kein Resultat auf der ersten Seite, das zur Gruppe verweist (aber geilerweise auf diesen Blog, immerhin Platz 8!)
- Wohnung in Taipeh mieten
Ergebnis: Kein Resultat auf der ersten Seite, das zur Gruppe verweist.
Weitere Versuche:
„In Taiwan studieren“: nichts
„Taipeh Job Möglichkeiten“: nichts
„Deutsche in Taiwan“: Top Treffer!
Ich schaffe es also gerade mal mit dem exakten Namen der Gruppe, diese über Google zu finden. Der Grund ist übrigens ganz einfach. Der Google Crawler bewertet und listet die Ergebnisse nach Verlinkungen und Aufrufen. Die paar hundert bis ein paar tausend Aufrufe, die ein Beitrag in der Gruppe generiert, sowie eine Handvoll Verlinkungen, reichen im Allgemeinen einfach nicht für die vorderen Plätze bei Google aus. Für Google ist die Gruppe bei allgemeinen Anfragen vollkommen uninteressant.
So, davon abgesehen stimme ich dem Vorschaueffekt einer offenen Gruppe zu. Es ist mir auch schon passiert, dass ich für eine geschlossene Gruppe Angaben zu meiner Herkunft und Absichten machen musste, nur um hinterher feszustellen, dass die Gruppe inhaltlich letzten Endes doch nicht meinem Geschmack betraf. In dieser Hinsicht sind geschlossene Gruppen sogar eher kontraproduktiv.
Auch wer keine Lust hat, der Gruppe beizutreten (evt. aus Privacy-Überlegungen), wer aus der Gruppe geschmissen wurde oder sie warum auch immer verlassen hat, kann die Inhalte lesen. Das kann auch wichtige Infos zu Visafragen, nach Katastrophen usw. betreffen.
Erstens das und zweitens, selbst wer nicht mehr der Gruppe angehört, hat dort eventuell früher trotzdem interessante und wichtige Inhalte geschrieben. Das gilt sogar für einige, die später aus anderen Gründen aus der Gruppe geworfen worden. Denen werden jetzt ihre eigenen Inhalte verwehrt. In einer geschlossenen Gruppe muss man sich als Nutzer also von jetzt an immer die Frage stellen, wie viel Zeit und Aufwand man in die Beantwortung von Fragen stecken möchte.
Im Prinzip ist das eine klassische Abwägung zweier Rechte:
a) das Recht auf Privatsphäre
b) das Recht am eigenen Inhalt
Um a) kann man sich ziemlich einfach selbst kümmern, wenn man weiß wie (Zweitprofil oder Verzicht)
Um b) zu wahren müsste man jeden selbst in der Gruppe erstellen Beitrag und Kommentar per Screenshot oder Copy and Paste sichern, damit man später nicht aus welchen Gründen auch immer vor geschlossenen Türen steht. Und dabei ist es unerheblich, welche Rechte in den Facebook AGB eingeräumt werden oder nicht. Inhaltlich verantwortlich für die Gruppe sind die Admins. Für die Privatsphäre in der Gruppe verantwortlich sind die Mitglieder, denn die Admins können diese gar nicht vollständig kontrollieren.
Das Wissen um die Öffentlichkeit der Threads könnte Leute disziplinieren, sich zusammenzureißen und vernünftig zu kommunizieren.
Nö. Aber deswegen steht da wohl auch „könnte“. Trolle haben sowieso ihre eigenen Mittel, ihre Identität zu verschleiern und manche Leute sind halt einfach Arschlöcher. Genau dafür sind aber die Admins da und genau deswegen müssen letztlich die Admins auch entscheiden, was noch toleriert werden soll und was nicht. Ob die Gruppe dabei auf Öffentlich oder Privat steht, ist da in meinen Augen völlig unerheblich.
Und zum Schluss:
Diese Gruppe war m.W. seit Ihrer Gründung (lange vor den aktuellen Moderatoren) auf öffentlich gestellt.
Die Gruppe war immer auf Öffentlich gestellt, aus den oben genannten Gründen. Im Jahr 2017 gab es eine Abstimmung darüber und aus der ergab sich, dass die Gruppe weiterhin öffentlich bleiben sollte. Einer der aktuellen Admins war damals auch schon Admin und hätte das wissen müssen.
Eine Umstellung auf nicht-öffentlich ließe sich offenbar später nicht mehr rückgängig machen.
Nicht „offenbar“, sondern „tatsächlich“. Seitdem ich mich mit Facebookgruppen beschäftige, wurde in den Einstellungen immer kommuniziert, dass sich eine Änderung von Öffentlich zu Privat ab einer Mitgliederzahl von 5.000 nicht mehr rückgängig machen lässt. Mehr als 7 Jahre lang war diese Grenze für die Gruppe allerdings nicht von Belang, weil sie weit von dieser Zahl entfernt war, vor allem noch im Jahr 2017.
Die Mitgliederzahl zum Zeitpunkt dieser erneuten Abstimmung allerdings: 5.029
Interessant. Nur wenige Tage nach dem Überschreiten dieser seit vielen Jahren gültigen Grenze kommt dann diese Abstimmung. Aber nun gut, mittlerweile scheint Facebook diese Regelung sowieso geändert zu haben, denn in den entsprechenden Einstellungen findet sich diese Zahl jetzt nicht mehr.

Es war schon immer unverständlich, warum eine Gruppe beispielsweise als Privat starten könnte, um dann bei sagen wir 4.800 auf Öffentlich stellen zu können, bei 5.200 aber nicht. Dieses nicht rückgängig machen können dient in diesem Fall tatsächlich der Privatsphäre, aber halt für Gruppen, die absichtlich als Privat gestartet wurden und nicht nach über 7 Jahren Öffentlichkeit.
Der letzte Satz:
Also lasst uns das diskutieren und abstimmen.
Ich wiederhole mich. Diskutiert und abgestimmt wurde bereits 2017.
Die neue Diskussion habe ich dann mehr oder weniger interessiert verfolgt, da einige Argumente wie bereits befürchtet einfach nur hanebüchener Unsinn waren. Dieser scheint sich aber durchgesetzt zu haben, denn zum Zeitpunkt meines Besuches lagen die Befürworter für Privat deutlich vor den Befürwortern von Öffentlich. Vielen war es aber schlichtweg auch einfach egal. Ich würde das Ergebnis der Abstimmung ja gerne hier posten, aber der entsprechende Beitrag war dann einige Tage später wieder aus der Gruppe verschwunden. Komisch. Die Abstimmung von 2017 ließ sich hingegen immer noch finden.
Danach tat sich dann einige Wochen nichts, bis die Gruppe dann am 6. Februar endgültig und unwiderruflich auf Privat gestellt wurde. Warum an diesem Tag, warum mehrere Wochen nach der Abstimmung, keine Ahnung. Und da ich jetzt keinen Zugriff mehr habe und auch nicht haben möchte, werde ich es auch nicht erfahren.
Lustig ist es aber schon. Denn wäre bis Gruppe bis dato nicht öffentlich gewesen, hätte ich von der erneuten Abstimmung, Diskussionen und abschließenden Exekution gar nichts mitbekommen 😛
Leider reiht sich diese Entscheidung in meinen Augen nahtlos in einige administrative Fehlentscheidungen der Vergangenheit ein, die u.a. einen Grund für meinen Abgang waren. Ich hätte mir aber bis heute nicht vorgestellt, dass eine so weitreichende und unumkehrbare Entscheidung wie die Änderung des Gruppenstatus von den aktuellen Admins umgesetzt wird.
Angesichts vieler Abende mit Diskussionen und Kompromissen zu den inhaltlichen Belangen der Gruppe fühle ich mich jetzt schon ein wenig verarscht, denn vieles was damals besprochen wurde, schien schon seit einiger Zeit nicht mehr zu gelten.
Schade, aber so ist es nun mal. Gelegenheit gekonnt ausgenutzt.
Die meisten Mitglieder wird das Ganze aber sowieso nicht interessieren. Dies wiederum ist nicht wirklich weiter wichtig, denn die meisten dieser Mitglieder tragen ohnehin wenig Interessantes zur Gruppe bei.
Womit wir bei der Abrechnung wären 😉
Wobei ich mich persönlich als wenig nachtragend bezeichnen würde. Ich denke aber, dass ich im Laufe der Jahre genügend Beiträge und Mitglieder in der Gruppe gesehen habe, um zu beurteilen, für was diese Gruppe gut ist und für was nicht.
Gut ist die Gruppe für Fragen zu:
- Speziellen Jobmöglichkeiten in Taiwan.
Es gibt wohl keine bessere Anlaufstelle neben der AHK Taipeh, um Jobs, Praktika etc. mit deutschem Bezug in Taiwan zu finden.
- Speziellen Tipps für Touristen.
Genau so etwas war stets mit „Insidertipps“ in der Gruppenbeschreibung gemeint 😉
- Kontaktsuche zu anderen Deutschen.
Wer es halt braucht. Mich persönlich hat das noch nie interessiert, Angebot und Nachfrage scheint aber vorhanden zu sein.
Mittelmäßig ist die Gruppe bei Fragen zu:
- Behördlichen Angelegenheiten aller Art.
Das liegt allerdings weniger an den Mitgliedern, sondern eher an der Vielzahl und unterschiedlicher Auslegung von behördlichen Regeln, sowohl in Taiwan als auch in Deutschland. Von den Erfahrungen anderer Mitglieder zu lesen, ist zwar als Vorbereitung gut, letztlich aber keine Garantie, dass die behördliche Angelegengheit bei einem selbst auch klappt.
- Meinungen über Nachrichtenartikel.
Das individuelle Wissen und die Erfahrung der Mitglieder ist einfach zu verschieden, um wirklich sinnvolle Diskussionen auf Augenhöhe führen zu können. In meinen Augen sind deutsche Artikel über Taiwan nice to have und zur Information deutscher Leser in Deutschland auch notwendig, warum die aber extra in einer Gruppe für in Taiwan lebende Deutsche noch diskutiert werden müssen, erschließt sich mir bis heute nicht. Geht wohl auch um Aufmerksamkeit und Pushen des eigenen Business.
Schlecht ist die Gruppe bei Fragen zu:
- Gesellschaftlichen, kulturellen und familiären Themen in Taiwan
Bei diesem Punkt merkt man leider immer noch die Expat Lastigkeit der Gruppe. Vielleicht werden familiäre Themen aber auch allgemein als zu privat angesehen. Ich bin mir aber trotzdem ziemlich sicher, dass die meisten mit Begriffen wie „sajiao“, „xiaoshun“ etc. nichts werden anfangen können. Und was kulturelle Themen angeht. Meiner Meinung können deutsche Bücher über Taiwan bestenfalls einen Bruchteil von dem beschreiben, was Taiwan kulturell ausmacht. Man muss das schon selbst erleben.
- Politischen Themen in Taiwan inklusive Verhältnis zu China
Für die meisten politischen Themen fehlt den meisten Mitgliedern das Wissen, eine gewisse Zahl an Lebensjahren in Taiwan und das Ohr zum Einfangen der allgemeinen Stimmung der Taiwaner. Das funktioniert meiner Meinung nach nur auf Chinesisch, denn sobald Taiwaner in einer Fremdsprache reden, ändert sich deren Ausdrucksweise und kommen teilweise ganz anders rüber. Zudem werden die meisten Diskussionen, wie auch bei Nachrichtenartikeln, oft mit einer gewissen Ideologie geführt. Insgesamt wenig zielführend.
So endet hier also ein Projekt, dass ich vor gut 6 Jahren begonnen habe. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es sich insgesamt für mich gelohnt hätte, aber nein, am Ende überwiegt der Ärger über meine eigenen Fehler und die Enttäuschung über die in meinen Augen negative Entwicklung.
Hätte ich das ganze eher gewusst, hätte ich mich bei vielen Themen nicht so sehr reingehängt, Erklärungen geschrieben und Diskussionen geführt. Ich hätte es so angehen sollen, wie wohl die meisten mit so einer Gruppe umgehen. Nett, dass es sie gibt, aber wirklich wichtig ist sie nun auch wieder nicht.
Als ich nach Taiwan gekommen bin, gab es Facebook noch nicht mal. Und trotzdem ist aus mir was geworden 😉