Deutsche unter sich

Jetzt ist es also wirklich passiert. Die Facebook Gruppe „Deutsche in Taiwan“ wurde in eine private Gruppe umgewandelt, ohne die Möglichkeit zu haben, dies wieder rückgängig zu machen.

Als langjähriger Administrator und sozusagen Neugründer der Gruppe hat mich dieser Schritt gleichermaßen überrascht und enttäuscht. Nun man kann sich natürlich fragen, warum ich mir als mittlerweile zwei Mal zurückgetretener Administrator überhaupt noch Gedanken darüber mache, aber eben weil ich sowohl die Entstehungsgeschichte als die Entwicklung der Gruppe sehr genau kenne, möchte ich hier schreiben, warum ich diese Entscheidung sehr bedauerlich finde.

Zunächst ein bisschen Geschichte…

Die Facebook Gruppe „Deutsche in Taiwan“ wurde am 22.08.2013 von einem deutschen Austauschschüler in Taiwan gegründet. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland lag die Gruppe ohne Moderation allerdings ziemlich brach. Anfang 2015 habe ich die Gruppe dann zufällig auf Facebook entdeckt. Ich weiß gar nicht mehr genau wieso, aber ich vermute, dass ich auf der Suche nach einer Alternative zum deutschen Forum auf Forumosa gewesen bin. Es gab zwar schon einige Beiträge und Fragen, wie wir sie in der heutigen Form kennen, aber die meisten Beiträge waren mehr oder weniger einfach nur Spam.

Bereits damals waren die Möglichkeiten des „Community Building“ auf Facebook wesentlich besser als in einem klassischen Forum. Ich dachte mir damals, dass ein zentraler Anlaufplatz für in Taiwan lebende Deutsche eine wirklich gute Idee wäre und schrieb deshalb den Original-Admin an, ob er bereit wäre, mir als in Taiwan lebenden Deutschen ebenfalls Admin-Rechte zu geben. Dies geschah dann auch recht knapp und zügig, so dass ich am 10. Juni 2015 folgendes in der Gruppe schreiben konnte:

Liebe Gemeinde,

der Original-Admin dieser Gruppe hat mir jetzt auch die Berechtigung verliehen, hier potentiell unerwünschte Beiträge zu entfernen. Mit den letzten paar Beiträgen für Deutschlernseiten und dem Kettenbriefdings ist dies bereits geschehen. Da ich das Löschen von Beiträgen allerdings ungern ganz allein entscheiden möchte, bitte ich euch, diese bei Bedarf über das Menü rechts oben in jedem Beitrag dem Admin zu melden. Danke sehr und weiterhin viel Spaß! 🙂

Für mich persönlich war das der offizielle Startschuss für die Gruppe in der heutigen Form. Und mit der Moderation von Beiträgen, dem Blockieren von Spam und anderen administrativen Entscheidungen und Regeln, die teilweise bis heute Bestand haben, wuchs die Gruppe ab Sommer 2015 beständig. Der Reboot war also gelungen!

Was ich allerdings vollkommen unterschätzte war die Tatsache, dass sich gefühlt 90% aller frühen Gruppenmitglieder in die folgende Kategorie einordnen ließen: in Taipeh lebende deutsche Expats.

Das ist ja an sich nichts Schlimmes, nur für mich als nicht in Taipeh lebender nicht-Expat sind Probleme wie die Verfügbarkeit von Spülmaschinentabs in Taipeh halt wenig interessant. Erschwerend kam noch hinzu, dass ich ungefähr ab diesem Zeitpunkt beruflich ziemlich stark ausgelastet war und soziale Netzwerke da einfach kontraproduktiv gewirkt haben. Im Oktober 2015 habe ich die Administration der Gruppe schließlich weitergegeben und sogar mein Facebook Konto einige Monate lang deaktiviert. Social Distancing bereits damals, an dieser Stelle aber besser als Digital Detox, digitale Entgiftung bezeichnet.

Und ein halbes Jahr später sah die Welt für mich dann auch schon ganz anders aus. Mit meinen Arbeitgebern in Taiwan konnte ich gute Fortschritte in Sachen Effizienz und allgemeiner Work Life Balance erzielen und meine Frau und ich erwarteten die Geburt unseres zweiten Kindes 🙂

Ausgestattet mit dieser Motivation begab ich mich im April 2016 wieder zurück auf Facebook und als Admin in die Gruppe. Diese war mittlerweile weiter angewachsen und es stellte sich auch heraus, dass sich unterschiedliche Moderationsstile durchaus positiv ergänzen können.

Mein Fokus lag schon immer auf die Vermittlung von Informationen.

Der zweite Satz der Gruppenbeschreibung, geschrieben vom Urgründer, hat sich deswegen seit dem ersten Tag auch nicht verändert:

„Zum Austauschen von Insiderinformationen, Tipps und für Fragen.“

Allerdings ist es manchmal ziemlich schwierig zu entscheiden, was noch als „Information“ gilt und was z.B. als „Meinung“. Schließlich kann eine Meinung, vernünftig begründet, ebenfalls eine Fülle von Informationen enthalten. Andererseits kann eine Meinung, emotional vorgetragen und nur bedingt auf Fakten basierend, auch zu sehr viel Streit und einer vergifteten Atmosphäre führen, also genau das Gegenteil von dem, was mit der Gruppe eigentlich bezweckt wurde.

Durch das zu diesem Zeitpunkt praktizierte Vier-Augen Prinzip und dem Anspruch, weiterhin qualitativ hochwertige Inhalte für die Gruppe zu liefern, hat sich dieser Zwiespalt aber glücklicherweise ziemlich schnell aufgelöst und in den folgenden Jahren machte die Gruppe sowohl inhaltlich als auch administrativ sehr viel Spaß. Es lief einfach gut.

Ich weiß nicht genau, wann sich dass danach wieder änderte, aber in meinen Augen gab es verschiedene Gründe dafür:

Ungefähr ab der Zahl von 2.500 Mitgliedern war ziemlich offensichtlich, dass die Gruppe nicht mehr nur aus Taiwan in lebenden Deutschen besteht, sondern auch aus vielen Menschen, die auf irgendeine Weise mit Taiwan verbunden sind. Und das ist ja auch sehr erfreulich, denn wie bereits geschrieben, unterschiedliche Perspektiven können den eigenen Horizont extrem erweitern und zu mehr Vielfalt führen.

Mit der stets wachsenden Zahl der Mitglieder stieg aber auch die Zahl der eingereichten Beiträge und zu den Inhalten aus der Kategorie „Information“ und „Meinung“ kamen dann auch verstärkt Inhalte aus der Kategorie „Spaß“ hinzu. Oder besser gesagt „Klatsch, Tratsch und Laberei“. Auf einmal ging es dann manchmal auch um deutsche Innenpolitik, amerikanische Innenpolitik und viele andere Sachen, bei denen man mit zwei zugedrückten Augen zwar noch immer einen Bezug zu Taiwan herstellen konnte, die aber stets recht inhaltslose Diskussionen ohne wirklichen Informationsgehalt zusammenbrachten.

Das Administrationsteam, mittlerweile auf drei angewachsen, hat mit der Zeit immer weniger nach den selbst gesetzten Regeln gehandelt, sondern mehr auf den Faktor „Spaß“ bzw. auf das Motto „fast alles soll rein“ gesetzt. Andererseits wurden andere Beiträge mit einem durchaus stärkeren Bezug zu Taiwan nicht freigegeben oder nachträglich entfernt.

Ich kenne die Gründe für diesen schleichenden Wandel nicht. Ich persönlich muss mir den Vorwurf machen lassen, dass ich nicht überzeugend genug gegen die, meiner Meinung nach, Verwässerung der eigentlich angedachten Inhalte der Gruppe eingetreten bin. Das tut mir leid all diejenigen, denen dies mit der Zeit auch aufgefallen ist und die mich privat darauf angesprochen und die Gruppe teilweise deswegen verlassen haben.

Ich hätte eine Grundsatzdiskussion anregen müssen, um klipp und klar zu definieren, welche Inhalte zukünftig in der Gruppe erwünscht sind und welche nicht. Stattdessen habe ich es, größtenteils bereits aus Desinteresse, einfach weiterlaufen lassen.

Meiner Meinung nach hat sich die inhaltliche Qualität der Gruppe in den letzten zwei Jahren deutlich verschlechtert. Es gibt hier und da natürlich noch immer richtige „Insiderinfos“, die man an anderer Stelle einfach nicht bekommen kann, aber insgesamt hat die „Laberfraktion“ deutlich das Kommando übernommen. Man könnte auch sagen: Aus einer Infoplattform hat sich mittlerweile ein typischer deutscher Stammtisch entwickelt, der ab und zu auch mal brauchbare Infos abwirft.

Das ist okay.

Oder anders gedacht: Wenn das die „Community“ so möchte, dann ist es eben so. Auf Facebook gibt es so eine Art Leitfaden für Gruppenadministratoren, in dem sinngemäß irgendwo steht, dass das Interesse eines Administrators niemals über dem Interesse der Gruppe stehen soll. „The needs of the many outweigh the needs of the few“ wie Mr. Spock schon zu sagen pflegte. Allerdings wurde die Community in dem Fall nicht gefragt, sondern dieser Zustand durch administrative Entscheidungen hergestellt.

Wie dem auch sei. Aus allgemeiner Unzufriedenheit über die Verhältnisse vor und hinter den Kulissen habe ich mich im Juni 2020 abermals aus dem Kreise der Administratoren und der Gruppe verabschiedet. Ich persönlich habe keine beruflichen Vorteile aus der Mitwirkung an dieser Gruppe, muss mir also gut überlegen, wie viel meiner Freizeit ich dafür hergebe. Zu dieser Zeit war dann für mich erneut der Punkt erreicht, an dem der zeitliche Aufwand den gefühlten Nutzen deutlich übertraf. Dieses Mal allerdings nicht, weil ich beruflich so stark ausgelastet war, sondern weil die inhaltliche Qualität in meinen Augen stark zu wünschen ließ.

So viel dazu.

Dieser Post könnte hier zu Ende sein, aber wer mich kennt, der weiß, dass es hier eigentlich erst losgeht 😉

Denn obwohl ich aus der Gruppe ausgetreten bin, habe ich dann und wann trotzdem auf Informationen aus der Gruppe zugegriffen. Zum einen aus Recherchezwecken, z.B. für den Artikel zum Führerscheintausch, zum anderen aber auch weil ich ungefähr weiß, was ich vor einigen Jahren zu einem bestimmten Thema mal geschrieben habe und ich in einem anderen Zusammenhang wieder darauf zugreifen möchte.

Und ein weiterer Grund ist die Nachvollziehung, woher bestimmte Besucherspitzen im Blog stammen, da Feedback zu einem Blogartikel heute meist nur im Rahmen von Facebook Kommentaren und nicht im Rahmen von Blog Kommentaren gegeben wird. Ist leider so.

Im Zuge solcher seltenen Ausflüge in die leider mittlerweile nicht besser gewordene Gruppe habe ich dann vor ein paar Wochen den folgenden Post entdeckt.

Liebe Leute, es ist Zeit für eine demokratische Entscheidung zu dieser Gruppe. Bislang ist sie ja öffentlich. Das heißt, jeder kann sehen, was wir hier schreiben und antworten. Nicht nur jeder Facebook-Nutzer, sondern jeder inkl. Google. Die Alternative wäre, dass nur noch bestätigte Gruppenmitglieder die Posts und Kommentare sehen können. Nun hat ein Gruppenmitglied angeregt, das so zu ändern.

Interessant.

Um hier aber gleich mal etwas klarzustellen. Diese Frage wurde bereits im Jahr 2017 durch eine Abstimmung demokratisch entschieden. Angeregt wurde sie: von mir.

Oh shit, und jetzt kennst du auch meinen Klarnamen!

Warum es im Jahr 2021 durch die Bitte eines einzigen Gruppenmitglieds zu einer erneuten Abstimmung kommt, ohne darauf hinzuweisen, dass es eine solche bereits 2017 gab, müsst ihr eure aktuellen Admins fragen. Ich habe mich sofort daran erinnert.

Aber der Text geht noch weiter, und zwar mit Begründungen für und gegen diese Entscheidung, die ich nachfolgend natürlich kommentieren werde 😉

Die Begründung:

PRO ABÄNDERUNG

Wenn man meinen Namen googelt, wird die Facebook Gruppe und meine Frage angezeigt. (da überlegt man sich dann mehrmals, ob man die Frage/ das Problem wirklich posten will.)

Wenn du nicht möchtest, dass dein Name per Google gefunden werden kann, dann benutze nicht deinen Klarnamen auf Facebook, sondern ein Zweitprofil. Oder erstell eine Facebook Seite. Mit der kann man auch Gruppen beitreten und man benötigt noch nicht mal eine zweite E-Mail Adresse.

Und wenn es Probleme bei der Freischaltung für die Gruppe gibt, da wir als Admins immer etwas misstrauisch sind, wenn ein quasi inhaltsloses Profil Mitglied der Gruppe werden will, dann einfach eine private Nachricht an einen Admin senden. Das kam immer wieder mal vor und wurde dann ganz unkompliziert erledigt.

Besser allerdings noch: Wenn du dir Sorgen um die Privatsphäre auf Facebook machst, dann benutze kein Facebook! Niemand kann dir garantieren, dass Beiträge einer privaten Gruppe auch immer privat bleiben werden. Es reicht nur ein simpler Konfigurationsfehler, der bei Facebook häufiger vorkommt als man denkt, um die Crawler von Suchmaschinen wieder fleißig sammeln zu lassen. Und natürlich liest Facebook im Rahmen ihrer „Datenschutzrichtlinie“ sowieso immer mit.

Weiter gehts mit Punkt 2:

Ich habe meine alten Beiträge gelöscht, bin aus der Gruppe ausgetreten, aber man kann die alten Fragen immer noch auf google sehen.

Dann musst du dich an Google wenden und dein Recht auf Vergessen einfordern. DU bist verantwortlich, welche Daten du im Internet hinterlässt, nicht andere für dich. Wenn du übrigens Antwort 1 beherzigst hättest, bräuchtest du Frage 2 gar nicht zu stellen.

Die Gruppe ist leicht zu finden. Wenn jemand eintreten will, kann er das gerne tun. Aber ich finde es nicht gut, dass man, selbst ohne in die Gruppe einzutreten, alles nachlesen kann. Das geht niemanden von außerhalb etwas an.

Es war schon immer Sinn und Zweck der Gruppe, dass die dort enthaltenden Informationen für alle verfügbar sind, egal ob Mitglied oder nicht. Ich hätte mich niemals an der Gruppe beteiligt, wenn sie auf Privat gestellt gewesen wäre. Viele Mitglieder, die wirklich interessente Inhalte geliefert haben, wären der Gruppe niemals beigetreten, wenn sie auf Privat gestellt gewesen wäre. Und der letzte Satz trieft nur so vor Überheblichkeit. Wer bist du zu entscheiden, wen etwas angeht und wen nicht?

Der Beitrag geht weiter mit der folgenden Überleitung:

Auch für die andere Seite gibt es Argumente. (Ich schreibe das jetzt der Vollständigeit halber und nicht, weil ich die eine oder andere Variante bevorzuge.)

Der Admin hat also keine Meinung zu einer der wichtigsten administrativen Entscheidungen für die Gruppe. Auch interessant.

CONTRA ABÄNDERUNG

Mehr Interessierte werden (z.B. durch Google) leichter auf die Gruppe aufmerksam und bekommen einen Eindruck, bevor sie sich entscheiden müssen, die Mitgliedschaft zu beantragen (nicht „der Katze im Sack beitreten“).

Vorab erstmal die Frage: Was habt ihr eigentlich immer mit Google?

Ich mache jetzt eben mal zwei Suchanfragen mit Google:

  1. Führerschein in Taiwan

Ergebnis: Kein Resultat auf der ersten Seite, das zur Gruppe verweist (aber geilerweise auf diesen Blog, immerhin Platz 8!)

  1. Wohnung in Taipeh mieten

Ergebnis: Kein Resultat auf der ersten Seite, das zur Gruppe verweist.

Weitere Versuche:

„In Taiwan studieren“: nichts

„Taipeh Job Möglichkeiten“: nichts

„Deutsche in Taiwan“: Top Treffer!

Ich schaffe es also gerade mal mit dem exakten Namen der Gruppe, diese über Google zu finden. Der Grund ist übrigens ganz einfach. Der Google Crawler bewertet und listet die Ergebnisse nach Verlinkungen und Aufrufen. Die paar hundert bis ein paar tausend Aufrufe, die ein Beitrag in der Gruppe generiert, sowie eine Handvoll Verlinkungen, reichen im Allgemeinen einfach nicht für die vorderen Plätze bei Google aus. Für Google ist die Gruppe bei allgemeinen Anfragen vollkommen uninteressant.

So, davon abgesehen stimme ich dem Vorschaueffekt einer offenen Gruppe zu. Es ist mir auch schon passiert, dass ich für eine geschlossene Gruppe Angaben zu meiner Herkunft und Absichten machen musste, nur um hinterher feszustellen, dass die Gruppe inhaltlich letzten Endes doch nicht meinem Geschmack betraf. In dieser Hinsicht sind geschlossene Gruppen sogar eher kontraproduktiv.

Auch wer keine Lust hat, der Gruppe beizutreten (evt. aus Privacy-Überlegungen), wer aus der Gruppe geschmissen wurde oder sie warum auch immer verlassen hat, kann die Inhalte lesen. Das kann auch wichtige Infos zu Visafragen, nach Katastrophen usw. betreffen.

Erstens das und zweitens, selbst wer nicht mehr der Gruppe angehört, hat dort eventuell früher trotzdem interessante und wichtige Inhalte geschrieben. Das gilt sogar für einige, die später aus anderen Gründen aus der Gruppe geworfen worden. Denen werden jetzt ihre eigenen Inhalte verwehrt. In einer geschlossenen Gruppe muss man sich als Nutzer also von jetzt an immer die Frage stellen, wie viel Zeit und Aufwand man in die Beantwortung von Fragen stecken möchte.

Im Prinzip ist das eine klassische Abwägung zweier Rechte:

a) das Recht auf Privatsphäre
b) das Recht am eigenen Inhalt

Um a) kann man sich ziemlich einfach selbst kümmern, wenn man weiß wie (Zweitprofil oder Verzicht)

Um b) zu wahren müsste man jeden selbst in der Gruppe erstellen Beitrag und Kommentar per Screenshot oder Copy and Paste sichern, damit man später nicht aus welchen Gründen auch immer vor geschlossenen Türen steht. Und dabei ist es unerheblich, welche Rechte in den Facebook AGB eingeräumt werden oder nicht. Inhaltlich verantwortlich für die Gruppe sind die Admins. Für die Privatsphäre in der Gruppe verantwortlich sind die Mitglieder, denn die Admins können diese gar nicht vollständig kontrollieren.

Das Wissen um die Öffentlichkeit der Threads könnte Leute disziplinieren, sich zusammenzureißen und vernünftig zu kommunizieren.

Nö. Aber deswegen steht da wohl auch „könnte“. Trolle haben sowieso ihre eigenen Mittel, ihre Identität zu verschleiern und manche Leute sind halt einfach Arschlöcher. Genau dafür sind aber die Admins da und genau deswegen müssen letztlich die Admins auch entscheiden, was noch toleriert werden soll und was nicht. Ob die Gruppe dabei auf Öffentlich oder Privat steht, ist da in meinen Augen völlig unerheblich.

Und zum Schluss:

Diese Gruppe war m.W. seit Ihrer Gründung (lange vor den aktuellen Moderatoren) auf öffentlich gestellt.

Die Gruppe war immer auf Öffentlich gestellt, aus den oben genannten Gründen. Im Jahr 2017 gab es eine Abstimmung darüber und aus der ergab sich, dass die Gruppe weiterhin öffentlich bleiben sollte. Einer der aktuellen Admins war damals auch schon Admin und hätte das wissen müssen.

Eine Umstellung auf nicht-öffentlich ließe sich offenbar später nicht mehr rückgängig machen.

Nicht „offenbar“, sondern „tatsächlich“. Seitdem ich mich mit Facebookgruppen beschäftige, wurde in den Einstellungen immer kommuniziert, dass sich eine Änderung von Öffentlich zu Privat ab einer Mitgliederzahl von 5.000 nicht mehr rückgängig machen lässt. Mehr als 7 Jahre lang war diese Grenze für die Gruppe allerdings nicht von Belang, weil sie weit von dieser Zahl entfernt war, vor allem noch im Jahr 2017.

Die Mitgliederzahl zum Zeitpunkt dieser erneuten Abstimmung allerdings: 5.029

Interessant. Nur wenige Tage nach dem Überschreiten dieser seit vielen Jahren gültigen Grenze kommt dann diese Abstimmung. Aber nun gut, mittlerweile scheint Facebook diese Regelung sowieso geändert zu haben, denn in den entsprechenden Einstellungen findet sich diese Zahl jetzt nicht mehr.

Es war schon immer unverständlich, warum eine Gruppe beispielsweise als Privat starten könnte, um dann bei sagen wir 4.800 auf Öffentlich stellen zu können, bei 5.200 aber nicht. Dieses nicht rückgängig machen können dient in diesem Fall tatsächlich der Privatsphäre, aber halt für Gruppen, die absichtlich als Privat gestartet wurden und nicht nach über 7 Jahren Öffentlichkeit.

Der letzte Satz:

Also lasst uns das diskutieren und abstimmen.

Ich wiederhole mich. Diskutiert und abgestimmt wurde bereits 2017.

Die neue Diskussion habe ich dann mehr oder weniger interessiert verfolgt, da einige Argumente wie bereits befürchtet einfach nur hanebüchener Unsinn waren. Dieser scheint sich aber durchgesetzt zu haben, denn zum Zeitpunkt meines Besuches lagen die Befürworter für Privat deutlich vor den Befürwortern von Öffentlich. Vielen war es aber schlichtweg auch einfach egal. Ich würde das Ergebnis der Abstimmung ja gerne hier posten, aber der entsprechende Beitrag war dann einige Tage später wieder aus der Gruppe verschwunden. Komisch. Die Abstimmung von 2017 ließ sich hingegen immer noch finden.

Danach tat sich dann einige Wochen nichts, bis die Gruppe dann am 6. Februar endgültig und unwiderruflich auf Privat gestellt wurde. Warum an diesem Tag, warum mehrere Wochen nach der Abstimmung, keine Ahnung. Und da ich jetzt keinen Zugriff mehr habe und auch nicht haben möchte, werde ich es auch nicht erfahren.

Lustig ist es aber schon. Denn wäre bis Gruppe bis dato nicht öffentlich gewesen, hätte ich von der erneuten Abstimmung, Diskussionen und abschließenden Exekution gar nichts mitbekommen 😛

Leider reiht sich diese Entscheidung in meinen Augen nahtlos in einige administrative Fehlentscheidungen der Vergangenheit ein, die u.a. einen Grund für meinen Abgang waren. Ich hätte mir aber bis heute nicht vorgestellt, dass eine so weitreichende und unumkehrbare Entscheidung wie die Änderung des Gruppenstatus von den aktuellen Admins umgesetzt wird.

Angesichts vieler Abende mit Diskussionen und Kompromissen zu den inhaltlichen Belangen der Gruppe fühle ich mich jetzt schon ein wenig verarscht, denn vieles was damals besprochen wurde, schien schon seit einiger Zeit nicht mehr zu gelten.

Schade, aber so ist es nun mal. Gelegenheit gekonnt ausgenutzt.

Die meisten Mitglieder wird das Ganze aber sowieso nicht interessieren. Dies wiederum ist nicht wirklich weiter wichtig, denn die meisten dieser Mitglieder tragen ohnehin wenig Interessantes zur Gruppe bei.

Womit wir bei der Abrechnung wären 😉

Wobei ich mich persönlich als wenig nachtragend bezeichnen würde. Ich denke aber, dass ich im Laufe der Jahre genügend Beiträge und Mitglieder in der Gruppe gesehen habe, um zu beurteilen, für was diese Gruppe gut ist und für was nicht.

Gut ist die Gruppe für Fragen zu:

  • Speziellen Jobmöglichkeiten in Taiwan.

Es gibt wohl keine bessere Anlaufstelle neben der AHK Taipeh, um Jobs, Praktika etc. mit deutschem Bezug in Taiwan zu finden.

  • Speziellen Tipps für Touristen.

Genau so etwas war stets mit „Insidertipps“ in der Gruppenbeschreibung gemeint 😉

  • Kontaktsuche zu anderen Deutschen.

Wer es halt braucht. Mich persönlich hat das noch nie interessiert, Angebot und Nachfrage scheint aber vorhanden zu sein.

Mittelmäßig ist die Gruppe bei Fragen zu:

  • Behördlichen Angelegenheiten aller Art.

Das liegt allerdings weniger an den Mitgliedern, sondern eher an der Vielzahl und unterschiedlicher Auslegung von behördlichen Regeln, sowohl in Taiwan als auch in Deutschland. Von den Erfahrungen anderer Mitglieder zu lesen, ist zwar als Vorbereitung gut, letztlich aber keine Garantie, dass die behördliche Angelegengheit bei einem selbst auch klappt.

  • Meinungen über Nachrichtenartikel.

Das individuelle Wissen und die Erfahrung der Mitglieder ist einfach zu verschieden, um wirklich sinnvolle Diskussionen auf Augenhöhe führen zu können. In meinen Augen sind deutsche Artikel über Taiwan nice to have und zur Information deutscher Leser in Deutschland auch notwendig, warum die aber extra in einer Gruppe für in Taiwan lebende Deutsche noch diskutiert werden müssen, erschließt sich mir bis heute nicht. Geht wohl auch um Aufmerksamkeit und Pushen des eigenen Business.

Schlecht ist die Gruppe bei Fragen zu:

  • Gesellschaftlichen, kulturellen und familiären Themen in Taiwan

Bei diesem Punkt merkt man leider immer noch die Expat Lastigkeit der Gruppe. Vielleicht werden familiäre Themen aber auch allgemein als zu privat angesehen. Ich bin mir aber trotzdem ziemlich sicher, dass die meisten mit Begriffen wie „sajiao“, „xiaoshun“ etc. nichts werden anfangen können. Und was kulturelle Themen angeht. Meiner Meinung können deutsche Bücher über Taiwan bestenfalls einen Bruchteil von dem beschreiben, was Taiwan kulturell ausmacht. Man muss das schon selbst erleben.

  • Politischen Themen in Taiwan inklusive Verhältnis zu China

Für die meisten politischen Themen fehlt den meisten Mitgliedern das Wissen, eine gewisse Zahl an Lebensjahren in Taiwan und das Ohr zum Einfangen der allgemeinen Stimmung der Taiwaner. Das funktioniert meiner Meinung nach nur auf Chinesisch, denn sobald Taiwaner in einer Fremdsprache reden, ändert sich deren Ausdrucksweise und kommen teilweise ganz anders rüber. Zudem werden die meisten Diskussionen, wie auch bei Nachrichtenartikeln, oft mit einer gewissen Ideologie geführt. Insgesamt wenig zielführend.

So endet hier also ein Projekt, dass ich vor gut 6 Jahren begonnen habe. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es sich insgesamt für mich gelohnt hätte, aber nein, am Ende überwiegt der Ärger über meine eigenen Fehler und die Enttäuschung über die in meinen Augen negative Entwicklung.

Hätte ich das ganze eher gewusst, hätte ich mich bei vielen Themen nicht so sehr reingehängt, Erklärungen geschrieben und Diskussionen geführt. Ich hätte es so angehen sollen, wie wohl die meisten mit so einer Gruppe umgehen. Nett, dass es sie gibt, aber wirklich wichtig ist sie nun auch wieder nicht.

Als ich nach Taiwan gekommen bin, gab es Facebook noch nicht mal. Und trotzdem ist aus mir was geworden 😉

Deutschen Führerschein in Taiwan umtauschen

So, gebongt!

Wie vor einiger Zeit an anderer Stelle bereits angekündigt, habe ich jetzt die seit Anfang 2020 bestehende Möglichkeit genutzt, meinen deutschen Führerschein in den taiwanischen Führerschein umzutauschen, ganz ohne Prüfungen.

Es gibt sowohl gute Gründe dafür als auch dagegen, allerdings ist für mich persönlich der Umtausch mit wesentlich mehr Vorteilen als Nachteilen verbunden. Falls du demnächst vielleicht auch diesen Schritt gehen möchtest, ist hier mein mehr oder weniger ultimativer Erfahrungsbericht mit kleinen Details, die du sonst noch nie irgendwo gelesen hast. Punkt 2 wird dich überraschen 😉

Hier nochmals die Mindestvoraussetzungen, um überhaupt von dieser neuen Regelung profitieren zu können.

– Gültiger deutscher Führerschein
– ARC mit mehr als 6 Monaten Gültigkeit oder APRC

Sollten diese Mindestvoraussetzungen erfüllt sein, kannst du an den Start gehen und dich schon mal etwas aufwärmen. Denn der Weg zum taiwanischen Führerschein besteht aus 3 Etappen bzw. 3 verschiedenen Orten, an denen du dich einzufinden hast und verschiedene Aufgaben lösen musst:

1. Deutsches Institut Taipeh

Wir benötigen eine so genannte „englische Übersetzung des deutschen Führerscheins mit Beglaubigung“. Dazu müssen wir uns in der Zeit von Montag bis Donnerstag zwischen 9 Uhr – 11:30 Uhr beim Deutschen Institut Taipeh im 33. Stock des Taipei 101 einfinden. Wenn du nicht in Taipeh wohnst, ist das dein Problem.

Ich wohne nicht in Taipeh, also habe ich vorab nachgefragt, ob eine Beantragung auch per Post ginge. Wäre ja auch aus Gründen des Coronaschutzes keine schlechte Idee. Eine Beantragung per Post ist allerdings nicht möglich. Auch nicht in Coronazeiten. Also möglich wäre es natürlich schon, aber es wird halt nicht so gemacht. So begab ich mich also an einem Montagmorgen mit Bus, Schnellzug und U-Bahn zum DI ins Taipei 101.

Wer es noch nicht kennt: Unten bei der Besucheranmeldung um Einlass bitten und Besucherkarte geben lassen. Und in Coronazeiten bitte nicht vergessen, seine Kontaktdaten am Informationsschalter anzugeben. Dann erstmal in den 35. Stock fahren, um dann wieder in den 33. Stock zu fahren. Klingt komisch, ist aber so. Dann mehrmals scharf links und diesen unheimlichen Gang runter, Shining lässt grüßen. Dann in Empfang genommen werden, sich aller Wertsachen inklusive Handy entledigen, durch einen Metalldetektor gehen (seit wann das?) und warten, bis man sein Anliegen vorbringen darf.

Dieses ging dann glücklicherweise recht zügig. Deutschen Führerschein und ARC/APRC vorzeigen und wie in meinem Fall dann eben das Glück haben, dass nichts los war und die Angelegenheit innerhalb von 5 Minuten anstatt innerhalb von 5 Werktagen erledigt wurde. Der fein säuberlich zurechtgelegte frankierte und adressierte Rückumschlag muss dann halt mal anderweitig zum Einsatz kommen. Es gibt allerdings keine Garantie dafür, dass das immer so schnell geht, also besser immer einen Rückumschlag vorbereiten oder sich auf eine zweite Tour zum Abholen vorbereiten.

Wie ich schon vermutet hatte, ist die „englische Übersetzung des deutschen Führerscheins mit Beglaubigung“ ein Standarddokument, in dem jeweils die individuellen Daten (Inhaber, Ausstellungsort, Führerschein Nr., Fahrerlaubnisklassen, Beschränkungen) des deutschen Führerscheins eingesetzt werden. Dabei ist der Begriff „Übersetzung“ eigentlich nicht richtig, denn es handelt es sich hierbei um eine Bescheinigung (Certificate) mit einer Beschreibung der jeweiligen deutschen Fahrerlaubnisklassen in englischer Sprache. Letzteres findet man offiziell auch auf der englischen Webseite des Bundesverkehrsministeriums (gibt es wirklich!) als auch inoffiziell in der englischen Wikipedia. Soll heißen: Insgesamt ist das Dokument jetzt kein Hexenwerk, sondern relativ einfach mit den jeweils erforderlichen Informationen auf Englisch gehalten. Als Gebühr werden dafür dann 25 Euro zum aktuellen Taiwan-Dollar Tageskurs berechnet (bei mir 780 NT). Das ist okay. Zumindest weniger als ich sonst so beim Deutschen Institut lasse 😉

2. Antragsformular mit Gesundheitszeugnis

Das ist ein wenig tricky, wenn man nicht weiß, was gemeint ist und einem die Angaben des Deutschen Instituts auch nicht weiterhelfen können.

Im Grunde geht es um dieses Formular:

Antrag Kfz-Führerschein

Laut DI benötigt man ein „ausgefülltes Antragsformular („driver’s license application form – Form No.21“)

Nun besteht dieses Antragsformular aus vier wesentlichen Teilen:

– Persönliche Angaben
– Ergebnisse einer Gesundheitsprüfung
– Ergebnisse der schriftlichen und praktischen Fahrprüfung (entfällt in unserem Fall)
– Selbstauskunft über etwaige Krankheiten oder sonstigen Konditionen, die dem Führen eines Fahrzeugs entgegen stehen könnten (einfach viermal Nein anhaken)

Um die notwendige Gesundheitsprüfung muss man sich selbst kümmern und zwar bevor man sich mit dem Antrag zum Kraftfahrzeugamt begibt.

Warum fehlt so eine wichtige Information?

Nun, ich vermute das passiert, wenn man einfach die Angaben von der englischen Webseite des Kraftfahrzeugamts Taipeh unvollständig abschreibt und nicht überprüft, ob diese auch wirklich stimmen.

Zum Vergleich:

Deutsches Institut:

ausgefülltes Antragsformular („driver’s license application form – Form No.21“)

DMV Taipei Englisch:

Driver’s license application form (Form No.21) is available from the Motor Vehicles Office or download from our website . One ID photo should be adhered on the form, with the medical checkup certificate by any public hospital within 1 year.

DMV Chinesisch:

普通汽車駕駛執照登記書或機器腳踏車駕駛執照登記書1份,並經公立醫院或衛生機關或公路監理機關指定醫院,或由附設有檢查設備及檢定合格醫事人員之公路監理機關或指定之診所、團體體格檢查及體能測驗合格(申請換領汽車及大型重型機車駕照須體檢及體能測驗;普通重型機車駕照者免辦體能測驗)(體檢有效期限1年)。

DeepL Übersetzung:

Eine (1) Kopie des Anmeldeformulars für einen regulären Pkw-Führerschein oder ein Anmeldeformular für einen Motorradführerschein sowie eine ärztliche Untersuchung und ein körperlicher Eignungstest durch ein öffentliches Krankenhaus oder ein von einer Gesundheitsbehörde oder einer Autobahnbehörde benanntes Krankenhaus oder durch eine Autobahnbehörde oder eine benannte Klinik mit Untersuchungsgeräten und qualifiziertem medizinischem Personal (ärztliche Untersuchung und körperlicher Eignungstest sind für die Erneuerung von Pkw- und schweren Motorradführerscheinen erforderlich; Personen mit regulären schweren Motorradführerscheinen sind von dem körperlichen Eignungstest befreit) (Gültigkeitsdauer der ärztlichen Untersuchung beträgt ein Jahr).

Pro Tipp an das Deutsche Institut und auch jeden anderen in Taiwan lebenden Ausländer:

Verlasst euch niemals auf die englischen Angaben taiwanischer Behörden, nie!

Checkt alle Angaben immer auf den chinesischen Seiten gegen.

Und wenn ihr schon von der englischen Seite abschreibt, dann vergesst bitte nicht die Hälfte! Ich verstehe sowieso nicht, warum ihr das nötig habt. Ihr habt doch perfekt Deutsch sprechende Taiwaner im Büro sitzen, warum bittet man die nicht, die chinesische Version zu übersetzen?

Ok, Punkt 1 zum Meckern abgehakt, gleich kommt noch einer.

Zu klären ist jetzt erstmal, wo man diese Gesundheitsprüfung machen kann, denn für die Beantragung eines Führerscheins kann das nicht einfach jedes Krankenhaus/jede Arztpraxis machen. Ich habe bei meiner Recherche keine englische Liste gefunden und die Anleitungen auf den typischen Englischlehrer Seiten waren wenig hilfreich und teilweise veraltet.

Dann ist mir aber wieder eingefallen, was ich oben geschrieben habe und mit 駕照體檢 (Führerschein Gesundheitsprüfung) und Google dann diese Seite des taiwanischen Kraftfahrzeugamts gefunden. Dort dann in der Dropdown-Liste links Stadt oder Landkreis auswählen und rechts den Bezirk. Ja sorry, ich weiß, dass die Listen auf Chinesisch sind. Gewöhn dich einfach dran.

Ich glaube aber trotzdem, dass das zu schaffen ist. Als Ergebnis siehst du dann die für deinen Bezirk registrierten Kliniken/Praxen, die zur Ausstellung eines Gesundheitszeugnisses zur Beantragung eines Führerscheins berechtigt sind. Auch auf Chinesisch, aber mit Google Maps kein Problem. Falls jemand allerdings eine englische Version finden sollte, dann bitte Bescheid geben!

Abklären sollte man auch noch, wann genau im von dir gewählten Etablissement die Gesundheitsprüfung durchgeführt wird, denn bei mir war das komischerweise nur abends. Auch da hat mir Google bzw. ein Google Nutzer mit einem Foto der Öffnungszeiten geholfen. Anrufen ist aber auch eine Option.

Und jetzt wieder zurück zum Formular:

Du erhälst es, wenn du dich zum ausgewählten Krankenhaus/zur ausgewählten Klinik begibst und sagst, dass du ein 駕照體檢 (Health Check for driver’s license) machen willst. Von dir selbst auszufüllen gibt es hier nur deine persönlichen Angaben wie ARC/APRC Nummer, Name, Geburtsdatum, Geschlecht, Telefonnummer und Adresse. Natürlich auf Chinesisch. Auf der Rückseite dann viermal Nein anhaken und rechts unterschreiben.

Noch viel wichtiger ist allerdings die Größe eines Fotos, das man ebenfalls parat haben muss. Das Deutsche Institut schreibt auf seiner Webseite ja von „zwei Passfotos (Frontalansicht, ohne Hut/Kopfbedeckung, Größe 3 cm x 2,5 cm, Hochglanz)“. Der erste Teil stimmt auch, denn man braucht 1 Foto für das Antragsformular und 1 Foto für den Führerschein. Die Angabe von 3 cm x 2,5 cm ist aber schlichtweg falsch. Richtig sind 3,5 cm x 2,8 cm. Aber auch das ist in Taiwan ziemlich nichtssagend, denn die übliche Maßangabe für diese Art von Fotos ist 一吋 = 1 cun. Dieses Maß ist gleichbedeutend mit 1 englischen Inch, aber eigentlich ist cun in der Form 寸 eine eigene chinesische Maßeinheit und unterscheidet sich vom englischen Inch (Zoll). Die taiwanischen Behörden scheinen manchmal selbst nicht zu wissen, was sie genau meinen, denn ich habe auf Formularen beide Versionen gefunden. Wer es genau wissen möchte.

Warum reite ich jetzt abermals so ausführlich darauf rum? Nun, wer das nicht weiß könnte üblicherweise annehmen, dass „zwei Passfotos“ auch wirklich „zwei Passfotos“ bedeutet, also Fotos die in einen Pass kommen. Stimmt aber nicht, denn Passfotos haben in Taiwan die Maßangabe von 二吋 = 2 cun = 2 inches. Oder 4,5 cm x 3,5 cm, was zwar mathematisch gar keinen Sinn macht, wenn man von 2 inches ausgeht, aber deswegen erkläre ich es ja hier. Mit solchen „normalen“ Passfotos bin ich dann auch losgegangen, denn als Mann kennt man sich ja mit Größen gut aus und muss nicht extra nachmessen 😉

Da war die Arzthelferin aber ganz anderer Meinung und lehnte die Annahme meiner Passfotos (2 cun) ab und bestand auf 1 cun Fotos. Zum Glück stand etwas weiter die Straße ein Fotoautomat, der mir dann auch freundlicherweise die nachstehenden Informationen bestätigt hat.

Also merken:

一吋 / 1 cun / 1 inch = Führerschein und Gesundheitszeugnis

二吋 / 2 cun / 2 inches = Reisepass, ID, ARC

Und an dieser Stelle muss ich festhalten: Ein Fotoautomat in Taiwan gibt mir genauere Informationen als die Webseite des Deutschen Instituts.

Nun ist es abermals so, dass das Kraftfahrzeugamt in Taipeh in der englischen Version genau dieselbe falsche Angabe macht (2 recent photos with front view of face without hat(size 3cm x 2.5cm)and taken within the recent 2 years) und das abermals so vom DI übernommen wird, obwohl es in der chinesischen Version richtig steht (本人最近2年內拍攝之1吋光面素色背景脫帽五官清晰正面半身彩色照片同樣式2張,並不得使用合成照片)

Liebe Landsleute vom Deutschen Institut, bitte versteht mich nicht falsch. Ich weiß, dass es eigentlich nicht eure Aufgabe ist, Informationen über die Anforderungen taiwanischer Behörden zu geben. Aber die Angaben sind trotzdem unvollständig bzw. falsch und beziehen sich auch nicht auf zwischenzeitlich eingetretene rechtliche Neuerungen, wie es verständlicherweise in eurem Disclaimer steht, sondern durch das Kopieren einer bereits fehlerhaften Vorlage.

Das kann passieren, aber vielleicht sollte man dann in Onlineforen mal etwas weniger hämisch über die „Schwarmintelligenz“ schreiben und auf die Perfektion der eigenen Webseite verweisen, wenn man dort selbst fehlerhafte Informationen weiterverbreitet.

Also, besser auch nicht immer auf die „Institutsintelligenz“ vertrauen, sondern auch mal Leuten, die mit sowas eigene Erfahrungen gemacht haben. Man könnte auch von denen durchaus was lernen, wenn man denn wollte, ok?

Nachdem mein Fotoproblem also kurzerhand durch den Fotoautomaten gegen eine Gebühr von 150 NT erledigt wurde, ging es also dann endlich los mit der Gesundheitsprüfung.

Was wird da so gemacht?

Eine Arztpraxis in Luzhu hat dazu freundlicherweise einen Blogbeitrag mit Bildern (weiter unten auf der Seite) erstellt. Da kann man sich dann auch angucken, was ich hier so schreibe:

Bei mir gab es zunächst einen Test auf Rot/Grün Schwäche mithilfe eines kleinen Buches.

Dann Feststellung von Gewicht und Größe.

Dann in ein Gerät schauen, in dem sich eine Walze mit Snellen Haken schnell dreht. Dies sind die zu jeweils einer Seite offenen Haken, die auch im normalen Sehtest vorkommen. Die Aufgabe ist nun die jeweilige Richtung der Öffnung in schneller Abfolge zu benennen, wahlweise auf Chinesisch oder Englisch.

Dabei ist mir etwas lustiges auffallen. Ich bin zwar in der Lage, locker auf oben 上 und unten 下 in schneller Abfolge auf Chinesisch zu reagieren, aber nicht auf rechts 右 und links 左. Keine Ahnung, kam ich nicht hinterher. Dann bin ich auf Englisch gewechselt, hatte dann zwar mit right und left kein Problem mehr, bin aber anstatt up und down immer bei 上 und 下 gelandet. Schon lustig, was in meinem Kopf so vorgeht. Ist aber auch alles gar kein großes Problem, es geht einfach nur darum, die Details in schneller Abfolge wahrzunehmen und drei oder vier Zeichen in Folge richtig zu identifizieren. Derselbe Test kommt dann nochmal mit Licht, mit dem man geblendet wird.

Danach ging es zu einer weiteren Apparatur, um das periphere Sehen zu überprüfen. Easy.

Und zum Schluss noch ein normaler Sehtest mit Sehtafel zuerst mit beiden Augen und dann jeweils nur mit dem linken und dem rechten. Schlauerweise habe ich mir die Woche zuvor noch eine neue Brille machen lassen. War dann doch wieder mal nötig, gar nicht teuer und noch nie habe ich einen Sehtest so locker bestanden wie dieses Mal 😛

Hörfähigkeit wurde bei mir jetzt nicht speziell überprüft, aber vielleicht reichte das Verstehen von Anweisungen durch Maske und paar Meter Abstand schon aus. Und auch irgendwelche Turnübungen musste nicht machen. Ausdauer hatte ich mit dem Extramarsch zum Fotoautomaten ja schon bewiesen.

Das war es dann auch schon.

Dauer: keine 5 Minuten.

Kosten: 240 NT.

Man bekommt dann jede Menge Stempel in das oben abgebildete Formular gedrückt und ist good to go.

3. Kraftfahrzeugamt

Endspiel!

Eine Liste der Kraftfahrzeugämter findet man auf der Webseite des Deutschen Instituts. Diese scheint auch zu stimmen, aber wer möchte kann bei Google Maps zur Sicherheit auch nochmal nach Motor Vehicles Office suchen.

Mitnehmen sollte man:

Reisepass
ARC/APRC
Deutscher Führerschein
Englische Übersetzung Bescheinigung für den deutschen Führerschein
Antragsformular mit Gesundheitszeugnis
1 cun Foto
200 NT

Ich weiß nicht, wie es in anderen Kfz-Ämtern Taiwans so läuft, aber bei mir ist das immer supereinfach. Ich werde immer bereits am Eingang gefragt, was ich genau machen möchte und mir dann sogleich die passende Wartenummer in die Hand gedrückt. Dieses Mal ging es natürlich zum „Disabled, pregnant, and foreigners“ Schalter. Ich hab meine Frau kurz erschrocken gefragt, ob sie mir vielleicht etwas sagen möchte, aber ich glaube es ging wirklich um meine Eigenschaft als foreigner. Aber hätte ja sein können.

Ein paar Minuten also gewartet, am Schalter kurz die Absicht erläutert und Dokumente übergeben. Die englische Bescheinigung des DI schien sehr interessant gewesen zu sein, denn die hat sich die Dame am Schalter doch recht ausführlich durchgelesen. Danach ging es aber dann mit nach Routine aussehenden Eingaben am Computer los, also alles paletti. Dann kam die Frage, ob ich damit einverstanden sei, dass mein deutscher Führerschein einbehalten wird. Jetzt im Moment des Schreibens ärgere ich mich ein wenig, spontan „Ja“ gesagt zu haben, denn was wäre wohl passiert, wenn ich einfach „Nein“ gesagt hätte? Ich glaube zwar nicht, dass sie einfach von der offiziellen Regelung abweichen würden, aber versuchen könnte man es ja. Wenn du möchtest, kannst du es in deinem Fall ja mal probieren und hier Rückmeldung geben 😉

Nachgefragt habe ich allerdings, was mit dem deutschen Führerschein so passiert. Einfach mal so als Kontrolle, ob manche Angaben im Internet auch so stimmen. Und ich habe wirklich die exakt dieselbe Aussage auf Chinesisch erhalten wie hier auf Deutsch:

Beim Umtausch eines deutschen Führerscheins in einen ausländischen Führerschein müssen Sie Ihren deutschen Führerschein hinterlegen, dieser wird von den ausländischen Stellen an das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg übersandt. Im Ausland umgetauschte deutsche Führerscheine werden vom KBA dann an die deutsche Fahrerlaubnisbehörde (Straßenverkehrsamt) zurückgeschickt, die den Führerschein ausgestellt hat.

Das wurde für die taiwanischen Kollegen dann wirklich schön übersetzt.

Und da wir gerade so nett am Plaudern waren, mittlerweile mit einer weiteren Dame am Schalter, kam die Frage an mich, warum mein deutscher Führerschein denn gar keine Befristung hätte. Meine Antwort war natürlich, dass es für deutsche Führerscheine doch gar keine Befristung gibt. Steht auch so in der englischen Bescheinigung des DI. Darauf kam aber die Entgegnung, dass sie vor kurzem einen Antrag eines anderes Deutschen hatten, dessen Führerschein bis 2029 befristet war. Man gut, dass ich noch immer Nachrichten aus Deutschland lese, denn irgendwie meinte ich mich daran zu erinnern, etwas von einer Fristenregelung für deutsche Führerscheine gelesen zu haben.

Und tatsächlich:

Ab dem 19. Januar 2013 ausgestellte Führerscheine im Scheckkartenformat sind 15 Jahre gültig. Die Frist gilt nur für die Plastikkarte, nicht für Ihre Fahrerlaubnis. Die Karte muss alle 15 Jahre erneuert werden. Regelmäßige ärztliche Untersuchungen oder sonstige Prüfungen sind mit der Erneuerung nicht verbunden

https://www.service-bw.de/leistung/-/sbw/Fuehrerschein+befristet++Verlaengerung+beantragen-963-leistung-0

Mein Karten-Führerschein wurde 2004 ausgestellt, ganz ohne Befristung. Der Führerschein des Landsmanns* wurde hingegen 2014 ausgestellt, also bereits mit Befristung. Kein Wunder, dass das zu Verwirrungen führt.

Ich weiß nicht, ob die Kfz-Ämter in Taiwan von deutscher Seite auf diese Änderungen hingewiesen wurden, anscheinend aber wohl nicht. Kann aber auch sein, dass sie es in Taiwan nicht verstanden haben.

*Lieber Landsmann, mach dir übrigens keine Sorgen um den Datenschutz. Ich habe nur gesagt bekommen, dass da ein deutscher Führerschein mit Ausstellungsjahr 2014 im Amt existiert. Andere Daten habe ich nicht zu Gesicht bekommen.

Letzten Endes war das für meinen Fall aber gar kein Problem und ich habe dann also letzten Endes einen bis zu meinem 75. Lebensjahr (gesetzlich so vorgeschrieben) gültigen taiwanischen Führerschein ausgehändigt bekommen. Sieg!

Die Frage für alle Spätgeborenen lautet jetzt natürlich, wie das mit in Deutschland befristeten Führerscheinen in Taiwan gehandhabt wird. Dies kann ich leider nicht beantworten. Wird im obigen Fall dann nur bis 2029 befristet? Und was kommt danach? In Deutschland muss man ihn dann nach 15 Jahren ja wieder neu beantragen. Aber man lebt ja in unserem Fall gar nicht mehr in Deutschland. Also leider ist das eine große Informationslücke, die hoffentlich in der Zukunft von jemandem noch geschlossen wird.

So, jetzt aber fertig.

Ich hoffe, ich konnte dir damit einen detaillierten Ablauf für den Umtausch eines deutschen Führerscheins in einen taiwanischen Führerschein schildern. Falls du noch weitere Fragen oder Ergänzungen zu diesem Thema hast, so stehen dir dafür unten das Kommentarfeld oder auch die Facebook oder Twitter Seite von Taiwanoca zur Verfügung.

Alle drei Besorgungen wurden im Januar 2021 getätigt. Alle hier gesetzten Links wurden im Januar 2021 abgerufen. Alle Angaben ohne Gewähr. Alleiniger offizieller Ansprechpartner und Entscheidungsinstanz ist das jeweilige taiwanische Kraftfahrzeugamt! Auf Chinesisch! Nur auf Chinesisch!

Wer auf die Inhalte dieses Artikels verweisen möchte, der möge das bitte mit „Dennis hat in seinem Blog geschrieben“ oder „Im Taiwanoca Blog steht“ tun und nicht mit „Ich hab irgendwo gelesen“ oder „Da schreibt einer, dass…“.

Und jetzt, da ich den taiwanischen Führerschein habe, bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen:

„Isch ’abe gar kein Auto, Signorina“

Aber spontan die Möglichkeit zu haben, mit dem Auto von Verwandten oder Freunden zu fahren, reicht mir auch schon aus 🙂

Fallstudie: Taoyuan Hospital Cluster

Wie wahrscheinlich jeder Journalist* hätte ich gerne die Gabe, interessante Nachrichtenthemen schon im Ansatz erkennen zu können. Das würde mir nämlich für den Einstieg in diesen Artikel eine Menge Schreibarbeit sparen, aber man ist leider fast immer erst hinterher schlauer als vorher, also müssen wir (also natürlich nur wenn du möchtest) jetzt da durch. Aber so schlimm ist es eigentlich auch gar nicht. Gibt dieses Mal sogar Bilder 😉

*Nur zur Klarstellung: Ich sehe mich nicht als Journalist, nur weil ich ab und zu nachrichtenbezogene Themen hier im Blog habe. Allerdings…und ich hoffe das fällt auf…versuche ich bei nachrichtenbezogenen Themen schon genau zu recherchieren, Quellen anzugeben und das Thema so umfassend zu behandeln, dass man sich halbwegs gut informiert eine Meinung bilden kann. Die Recherche dauert dabei meistens genau so lang wenn nicht sogar länger als das Schreiben des eigentlichen Artikels.

Im letzten Monat machte der erste Fall einer lokalen Infektion mit dem Coronavirus seit 253 Tagen in Taiwan Schlagzeilen. Zum Glück hat dieser Cluster aus insgesamt 4 Fällen keine weiteren Kreise gezogen, so dass in Taiwan dann doch noch einigermaßen normal ins neue Jahr gestartet werden konnte, zumindest in Taipeh.

Wer allerdings dachte, dass das neue Jahr eigentlich nur bessere Nachrichten als das alte bringen könne, wurde nicht nur global gesehen schon nach ein paar Tagen eines Besseren belehrt, sondern auch in Taiwan überwiegen seit ein paar Tagen leider wieder eher die Negativschlagzeilen. Es geht dieses Mal um die Fälle von lokalen Ansteckungen in einem Krankenhaus in Taoyuan, zufälligerweise mit dem englischen Namen Taoyuan Hospital, was die Zuordnung etwas vereinfacht.

Nun ist es so, dass die bisherigen Fälle im Vergleich zu den Zahlen in anderen Ländern noch nicht mal einen erkannbaren Ausschlag in irgendeiner Statistik bedeuten würden, aber genau das macht diesen Fall so interessant: In Taiwan wird nicht gewartet, bis es zu spät ist und die Kontrolle unwiederbringlich verloren ist, sondern es werden sofort Maßnahmen ergriffen. Schauen wir uns das mal an, denn man könnte womöglich auch jetzt noch daraus lernen. Und in Verbindung mit den hauseigenen Covid-19 News kann jede Meldung auch sofort nachverfolgt werden.

Zum Anfang ein Bild, das ja bekanntlich mehr sagt als tausend Worte, aber von mir trotzdem noch mit Text begleitet wird.

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Fertig? Ok, dann los!

Am 12. Januar ging zuerst folgende Meldung über den Feed ein:

Patients in northern Taiwan hospital evacuated, COVID suspected: media

Ein Krankenhaus im Norden Taiwans wurde teilweise evakuiert und die Notaufnahme geschlossen.

Später dann die Meldung:

Taiwan reports first local doctor to get COVID-19

Ein Arzt (838) im Taoyuan Hospital hatte sich bei einem Covid-19 Patienten (812) angesteckt, der am 27. Dezember aus den USA kommend in Taiwan eingereist war. Arzt (838) hat daraufhin seine Lebensgefährtin angesteckt, die ebenfalls als Krankenschwester (839) im selben Krankenhaus arbeitet.

Von den Angestellten und Patienten im Krankenhaus wurden diejenigen einem Coronatest unterzogen, die mutmaßlich Kontakt zu den beiden gehabt haben könnten. Insgesamt 468, sowie weitere Kontakte außerhalb der Arbeit. Insgesamt 162.

Zudem wurden am 13. Januar die Orte öffentlich gemacht, an denen sich der Arzt und seine Lebensgefährtin in der Zeit vom 7.-10. Januar aufgehalten haben. Natürlich wurden diese Orte umgehend desinfiziert und Personen, die sich zur angegebenen Zeit am angegebenen Ort aufgehalten haben, geraten, sich bei etwaigen Erkältungssymptomen umgehend zu einem Arzt zu begeben.

CECC discloses places visited by COVID-infected doctor, nurse

Am nächsten Tag (14. Januar) wurde die Zahl der zu testenden Personen im Krankenhaus erhöht.

Hundreds more hospital workers to be tested after 2 COVID cases found

Am 16. Januar dann die Meldung:

Taiwan reports one new domestic COVID-19 case from hospital

Mit einer weiteren Krankenschwester (852), die mit dem Arzt (838) auf derselben Station arbeitete, kam ein weiterer positiver Coronafall hinzu. Daraufhin wurden 22 Ärzte, die mit Krankenschwester (852) zusammengearbeitet haben in 7 Tage Isolation im Krankenhaus geschickt. Für mehr als 30 Krankenschwestern wurde Heimquarantäne angeordnet.

Am 17. Januar dann:

Another contact of COVID-19-infected doctor tests positive

Nach der am Vortag positiv getesteten Krankenschwester (852) wurden 266 Angestellte des Krankenhaus auf Corona getestet und dabei erhielt ein weiterer Arzt (856) ein positives Ergebnis. Dieser hat sich wahrscheinlich beim ersten Arzt (838) angesteckt.

Am 18. Januar:

Fifth domestic COVID-19 case confirmed in Taoyuan hospital cluster

Eine weitere Krankenschwester (863) wurde nach Auftreten von Symptomen positiv getestet und wahrscheinlich von Arzt (856) angesteckt, der auf derselben Station arbeitet.

Wird langsam kompliziert? Keine Sorge. Grafik!

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Ebenfalls am 18. Januar die Meldung:

CECC to set up ‚command post‘ at hospital after 5 COVID-19 cases

Im Krankenhaus wurde ein „Kommandoposten“ installiert, sprachlich schöner ist wahrscheinlich das Wort „Koordinator“, um die Abstimmung der Maßnahmen und Berichte des Krankenhauses, der lokalen Behörden, der Quarantänezentren und der CDCC zu koordinieren. Zudem wurden die jeweiligen Stationen, auf denen die infizierten Ärzte und Krankenschwestern gearbeitet haben, geschlossen und vollständig desinfiziert, sowie noch im Krankenhaus verbleibende Patienten in Einzelzimmer gebracht. Diese dürfen nur von einer Person begleitet werden, Besucher sind nicht erlaubt. Viele Patienten sind auf andere Krankenhäuser verteilt worden, u.a. auch alle Covid-19 Patienten, um das Krankenhauspersonal zu entlasten. Neue Patienten werden gegenwärtig nicht aufgenommen. Alle Angestellten des Krankenhauses sind aufgefordert, sich auch schon bei kleinsten Anzeichen von Symptomen zu melden und sich nur im Krankenhaus untersuchen zu lassen.

Am 19. Januar für taiwanische Verhältnisse dann ein ziemlicher Hammer:

Four more COVID-19 cases linked to Taoyuan hospital confirmed

Wir sind damit jetzt an der bereits zu Anfang gezeigten Grafik gekommen, hier nochmal:

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Krankenschwester (863) hat ihren Ehemann (864) und Tochter (865) zu Hause angesteckt, zudem eine weitere Krankenschwester (868) auf derselben Station im Krankenhaus.

Der weitere Fall ist eine vietnamesische Pflegekraft (869), die zu beiden infizierten Ärzten (838+856) Kontakt hatte.

Natürlich wurden auch hier, wie bei allen anderen Fällen zuvor auch, die besuchten Orte der infizierten Personen öffentlich gemacht.

COVID-19 cases went to traditional market, burger shop: CECC

Als Folge der mittlerweile 9 lokalen Infektionsfälle im oder im Umfeld des Taoyuan Hospitals wurden die Besuchsregelungen und Zeiten in einigen Krankenhäusern Nordtaiwans eingeschränkt.

Hospitals in northern Taiwan tighten visit controls amid COVID-19

Zudem wurden viele geplante Veranstaltungen an und um das diesjährige Neujahrsfest, vor allem das Laternenfest (26. Feb.) in allen Städten Taiwans abgesagt.

Lantern festival canceled due to COVID-19; Taipei book fair still on

Die Buchmesse in Taipeh (26. – 31. Januar) sollte noch wie geplant stattfinden, aber ein Tag später dann:

Taipei book fair to be held virtually due to COVID-19 concerns

Bei einer erwarteten Besucherzahl von mehr als einer halben Million auch mehr als logisch.

Ebenfalls am 20. Januar:

Taiwan hospital cluster infection leads to new COVID-19 case

Als Fall Nummer 10 des lokalen Clusters hat sich die Großmutter (870) von Krankenschwester (839) infiziert, die gemeinsam in einem Haus leben. Diese wurde am 12. Januar im Zuge der Kontaktverfolgung zwar noch negativ getestet, wurde am 18. Januar allerdings nach Auftreten von Fieber positiv getestet.

Daraufhin wurden nun alle Krankenhäuser in Taiwan gebeten, ihre Besuchsregelungen und Zeiten einzuschränken. Als Besucher muss man nun auch Kontaktdaten hinterlassen. Im Allgemeinen wird allerdings generell davon abgeraten, Krankenhäuser zu besuchen.

Hospitals asked to tighten visit controls as COVID-19 cases rise

Außerdem wurden weitere Großveranstaltungen abgesagt. Für die Wagemutigen wahrscheinlich besonders schmerzvoll: Auch das Yanshui Beehive Festival am 25. und 26. Februar.

Several large events in Tainan to be canceled due to COVID-19

Und Taipei 101 wurde auch teilweise infiziert.

Taipei 101 firm disinfected amid COVID-19 scare

Der Grund: Ein Mitarbeiter einer in Taipei 101 ansässigen Firma ist ein Kontakt von Ehemann (864), der sich am 17. Januar kurz mit ihm getroffen hatte. Am 18. Januar wurde der Mitarbeiter an seiner Arbeitsstelle über den Kontakt zu einem Coronainfizierten informiert. Er begab sich sofort in Heimquarantäne und wurde bislang negativ getestet. Zehn weitere Mitarbeiter wurden ebenfalls gebeten, ins Home Office zu gehen und Self Health Management zu betreiben, also zwei Mal am Tag Temperatur messen, draußen stets Maske tragen und sich von Menschenmassen fernhalten. Das Büro der Firma und das gesamte Stockwerk wurden desinfiziert und weitere Stockwerke sollen folgen.

So, das ist jetzt erstmal der aktuelle Stand am 20. Januar mit 10 lokalen Fällen innerhalb von 9 Tagen.

Ganz schön viele Informationen, oder? Das ist aber einfach der Normalfall in Taiwan. Eine bis in kleinste Details nachverfolgte Kontaktkette und sofortige Maßnahmen in Bezug auf Quarantäne, Desinfektionen, Mitteilung von möglichen Kontaktorten, Absage von Großveranstaltungen, regelmäßige Pressekonferenzen, auf denen jeder Fall einzeln und detailliert angesprochen wird. Man könnte auch sagen: Eine Zero Covid Strategie.

Wobei selbst die Zero Covid Initiative nicht den Wert von 0 Neuinfektionen (den Taiwan 253 Tage lang erreichte) als Ziel ausgibt, sondern 10 Neuinfektionen am Tag pro 1 Million Einwohner. Für Taiwan würden das 236 Neuinfektionen pro Tag als „anzustrebendes“ Ziel bedeuten, das von vielen Kritikern der Initiave als „utopisch“, „weltfremd“ und „nicht erreichbar“ bezeichnet wird. Stimmt….denn die astronomisch hohe Zahl von 236 Neuinfektionen pro Tag sind für Taiwan wirklich unvorstellbar. Nur halt aus einer ganz anderen Richtung betrachtet.

Aber…auch wenn der Vergleich der Coronabilanzen von Taiwan und Deutschland schon längst nicht mehr mit einem 7:1 sondern eher mit einem 31:0 beim Fußball vergleichbar ist, so wird hier in Taiwan auch immer betont, dass Hochmut absolut nicht angebracht ist. 10 lokale Fälle sind einfach zu viel. Dazu das ungute Gefühl, dass es vielleicht noch zu weiteren kommt und das ausgerechnet jetzt, wo die Schulferien gerade beginnen. Ich hätte mit den Kindern da eigentlich schon ein paar Ausflüge vor, aber erstmal abwarten, was die nächsten Tage und Wochen noch passiert.

Genau heute (21. Januar) vor einem Jahr wurde übrigens der erste Coronafall in Taiwan bestätigt. Die aktuelle Fallzahl nach genau einem Jahr: 872 Infizierte und 7 Todesfälle.

Bei tagesschau.de wird derweil gemeldet, dass die Fallzahlen in Deutschland an einem Tag auf nur noch knapp über 20.000 gesunken sind. Und Die Zeit titelt, dass die Anzahl der Todesfälle die Marke von 50.000 überschritten hat. 50.000 Todesopfer, hinter denen Menschen und trauernde Familie stehen.

Benutzer Wolle0815 meint an der Pissrinne dazu:

„50000 .Dahinter stehen Menschen und trauernde Familien.“

Hinter den Toten aus anderen Ursachen auch. Nur interessieren die gewöhnlich niemanden außer die nahestehenden Personen.

Diese Anteilnahme gibt es doch nur, weil es es ein Virus ist, das man selbst bekommen könnte oder nahestehende Personen. Wäre es nicht s,o würde sich kein Schwein in der Öffentlichkeit für die 50000 interessieren.

Von daher resultiert die vermeintliche Solidaritiät in erster Linie aus Egoismus. Menschlich nachvollziehbar, ja. Aber bitte, man möge sich doch diese Moralisierungen sparen.

Und bekommt dafür zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels 20 Empfehlungen und viele zustimmende Kommentare, die sich inhaltlich noch gegeneinander unterbieten.

Das Versagen Deutschlands in der Corona Pandemie scheint daher wohl nicht nur an einem Mangel an Erfahrung, Kompetenz und pragmatischer Weitsicht zu bestehen, sondern auch an einem Mangel an Anstand, Respekt und Empathie.

Taiwan ist in diesen Dingen gesellschaftlich auch nicht gerade der Musterschüler, man denke nur an die mangelnde Rücksicht im Straßenverkehr. Aber in Sachen Corona habe ich in Taiwan in einem Jahr noch nicht mal im Ansatz dieses Maß an asozialem Egoismus erlebt, wie ich es jeden Tag aus Deutschland lesen kann.

Ich würde sagen, damit steht es dann 32:0 für Taiwan. Und das Spiel ist leider noch längst nicht zu Ende.

(Ab hier kommen jetzt jeweils Updates zu den Ereignissen)

Denn am 22. Januar wurden zwei weitere Fälle des Clusters bekannt.

Two new COVID-19 cases confirmed in Taoyuan hospital cluster

Ein 90-jähriger Patient (881) des Krankenhauses wurde zwar am 11. Januar negativ getestet und am 15. Januar in die Quarantäne nach Hause entlassen, er bekam aber ein paar Tage später heftige Zahnschmerzen. In diesen Fällen ist in Taiwan unter strengen Auflagen auch während der Quarantäne ein Arztbesuch erlaubt und bei der simplen Methode des Fiebermessens kam dann der Verdacht auf eine mögliche Infektion auf, der sich später bestätigte. Zudem wurde seine Tochter (882) ebenfalls positiv getestet. Zwei weitere Familienmitglieder, die den 90-jährigen betreut haben, wurde in häusliche Quarantäne geschickt.

Damit sieht die Grafik jetzt so aus:

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Unterdessen wurden fast alle Patienten des Krankenhauses entweder nach Hause entlassen oder auf andere Krankenhäuser verteilt. Dabei wird zwischen zwei Kategorien unterschieden: Patienten aus einem Bereich des Krankenhauses mit einem hohen Risiko (einer möglichen Infektion) und Patienten aus einem Bereich des Krankenhauses mit einem niedrigen Risiko. Die Patienten mit hohem Risiko (191 Patienten + mehr als 100 Pflegekräfte oder Angehörige) müssen 14 Tage in Quarantäne. Die mit niedrigem Risiko bekommen ein „Self Health Management“ Vermerk in ihre elektronische Krankenakte, damit bei einem etwaigen Arztbesuch sofort nach möglichen Kontakten gefragt werden kann.

High-risk patients from COVID-hit hospital under quarantine: CECC

Zudem sind mittlerweile 319 Angestellte des Krankenhauses in 14-tägiger Quarantäne, 212 von ihnen in einem Quarantänezentrum. Alle anderen Angestellten des Krankenhauses dürfen zudem keine Konferenzen besuchen oder Reden halten und auch sonst keine medizinischen Dienstleistungen außerhalb des Krankenhaus anbieten.

Und da das Krankenhaus nun praktisch leer ist, konnte man mit einer umfassenden Desinfektion in und um das Krankenhaus beginnen, u.a. mit Mitgliedern der chemischen Kampfgruppe des Militärs.

Am 23. Januar wurde bekannt gegeben, dass die jüngere Tochter (885) des 90-jährigen Patienten (881) ebenfalls positiv getestet wurde. Die Gesamtzahl erhöht sich damit auf 13.

13th domestic COVID-19 case confirmed in Taoyuan hospital cluster

Mittlerweile stehen 967 Personen im Zusammenhang dieses lokalen Clusters unter 14-tägiger Quarantäne. Für Taiwan stellt das momentan einen Rekordwert dar, wobei sich die Zahl im Verlauf der weiteren Kontaktverfolgung noch erhöhen könnte.

Am 24. Januar wurde zwei weitere Fälle bekannt gegeben. Einer davon ist ein Patient (889), der sich vom 8. bis zum 11. Januar im Krankenhaus befunden hat.

Two more domestic COVID-19 cases confirmed in Taoyuan hospital cluster

Fünf Tage nach seiner Entlassung bekam er einen Ausschlag, wurde allerdings nach mehreren Arztbesuchen erst am 23. Januar positiv auf Corona getestet. Der zweite Fall ist eine Familienangehörige (890) des Patienten (889).

Wird mal wieder Zeit für eine Grafik:

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Anlass zur Sorge bei diesen beiden Fällen ist die Tatsache, dass sie sich im Krankenhaus nicht im Bereich mit „hohem Risiko“ (siehe weiter oben) aufgehalten haben und bislang auch noch kein Kontakt zu den bereits infizierten Personen bekannt ist.

Aus diesem Grund werden jetzt die Quarantänebestimmungen drastisch verschärft.

Discharged inpatients from Taoyuan General Hospital to be quarantined

Alle Patienten, die zwischen dem 6. Januar und 19. Januar aus dem Taoyuan Hospital entlassen wurden, müssen sich ab dem Tag ihrer Entlassung in 14-tägige Quarantäne begeben. Zusätzlich auch deren Familienangehörige und Pfleger. Nach 14 Tagen Quarantäne ist ein Coronatest erforderlich und danach noch 7 weitere Tage Self-Health Management. Damit sind dann auch diejenigen abgedeckt, die schon vor mehr als 14 Tagen aus dem Krankenhaus entlassen wurden.

Dasselbe gilt auch für alle, die mit Patient (889) in Kontakt gekommen sind, während er verschiedene Ärzte aufgesucht hat. Insgesamt werden schätzungsweise 5.000 Personen in Quarantäne geschickt.

In den darauf folgenden Tagen beruhigte sich die Lage etwas und es wurden keine neuen Fälle im Zusammenhang mit dem Krankenhaus Cluster gemeldet. Gleichwohl lief die Suche nach der möglichen Infektionsquelle der beiden letzten Fälle und auch die Kontaktverfolgung von Personen weiter, die im Zusammenhang mit dem Krankenhaus stehen.

Quarantine, testing continue in bid to control Taoyuan COVID cluster

Zudem wurden Besuche von Patienten in den Krankenhäusern von Taipei, New Taipei und Taoyuan drastisch eingeschränkt.

Hospital visits banned in Taipei, New Taipei, Taoyuan


Am 30. Januar dann leider ein großer Rückschlag und eine traurige Nachricht.

Es wurden 4 weitere Fälle von Infektionen im Zusammenhang mit dem Krankenhaus gemeldet, darunter 1 Todesfall.

Taiwan cluster infection leads to four new cases; one of which died

Hier die aktuelle Grafik:

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Drei der vier gemeldeten Fälle leben im selben Haushalt wie Krankenschwester (863) und zwar eine weitere Tochter (909), Schwiegervater (910) und Schwiegermutter (907), die aufgrund von schweren Vorerkrankungen an Covid-19 verstorben ist. Dies ist der erste durch Covid-19 verursachte Todesfall in Taiwan seit dem 11. Mai 2020.

Der vierte Fall betrifft einen Mann (908) der in einem anderen Krankenhaus (Name vom CECC nicht genannt) Kontakt zu Patient (889) hatte, als dieser sich dort behandeln ließ, siehe oben. Der Kontakt soll sich auf etwa 20 Minuten im Wartezimmer beschränkt haben. Der Mann (908) war bereits seit dem 26. Januar in Quarantäne, da er als Kontaktperson von Patient (889) identifiziert wurde. 242 Kontaktpersonen von Mann (908) wurden ermittelt und in Quarantäne geschickt, sowie das betreffende nicht genannte Krankenhaus gründlich desinfiziert.

Taiwan cluster infection leads to four new cases, one death (update)

Damit sind zum jetzigen Stand 4093 Personen im Zusammenhang mit dem Krankenhaus Cluster in Quarantäne.

Am 5. Februar wurde bekannt gegeben, dass eine 40-jährige Frau (924) positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Sie ist eine Kontaktperson von Krankenschwester (839) (positiv getestet um den 12. Januar) und ihrer Großmutter (870) (positiv getestet am 18. Januar). Sie und zwei ihrer Familienmitglieder haben als Kontaktpersonen der beiden bereits bekannten Fällen seit dem 12. Januar unter Quarantäne gestanden. Die Quarantäne für die zwei Familienmitglieder wurde jetzt bis zum 18. Februar verlängert. Eine Auswirkung auf die Bevölkerung ist aufgrund der bestehenden Quarantäne nicht zu erwarten. Die Fallzahl im Taoyuan Hospital Cluster erhöht sich damit auf 20.

Taiwan reports 1 new domestic, 3 imported COVID-19 cases

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Am 9. Februar wurde der 21. Infektionsfall festgestellt.

Taiwan reports 21st case in hospital cluster, four new imported cases

Dieser hat sich im familiären Umfeld von Krankenschwester (863, positiv getestet am 18. Januar) ereignet und betrifft dieses Mal die Schwägerin (934). Aufgrund der bereits entdeckten Infizierungen mit dem Coronovirus stand sie bereits seit dem 19. Januar unter Quarantäne, welche durch die weiteren Fälle innerhalb der Familie entsprechend verlängert wurde. Innerhalb dieses Zeitraums wurde sie fünfmal negativ getestet. Bei den Tests für eine Sondergenehmigung zur Aufhebung der Quarantäne, um traurig aber wahr, die Beerdigung für ihre an COVID-19 verstorbene Mutter (907) vorbereiten zu können, war der Test dann positiv.

Grafik: CNA/Focus Taiwan, Quelle: CECC

Die Quarantäne für die übrigen Familienmitglieder wurde bis zum 22. Februar verlängert. Eine Auswirkung auf die Bevölkerung ist aufgrund der bestehenden Quarantäne nicht zu erwarten.

Aus diesem Grund werden mit Wirkung zum 10. Februar auch die drastischen Besuchsbeschränkungen in den Krankenhäusern von Taipei, New Taipei und Taoyuan wieder zurückgenommen, wobei die zuvor geltenden Beschränkungen natürlich weiterhin Bestand haben.

Hospital visit bans in Taipei, New Taipei, Taoyuan to be lifted

Am 15. Februar gab das CECC bekannt, dass das Taoyuan General Hospital am 19. Februar wieder geöffnet werden soll, falls bis dahin nichts Unvorhergesehenes passiert. Zwei direkt in der Nähe des Krankenhauses eingerichtete vorübergehende Quarantänezentren wurden bereits geschlossen. Insgesamt wurden 3.423 Personen im Zusammenhang mit dem Krankenhaus Cluster auf das Coronavirus getestet. Das Infektionsgeschehen ist laut Gesundheitsminister Chen mittlerweile „zum Erliegen“ gekommen.

Taoyuan hospital at center of COVID-19 cluster likely to reopen on Feb. 19

Schweinkram

In Taiwan gelten seit dem 1. Januar 2021 neue Importbestimmungen für Fleischerzeugnisse aus den USA, die mit Ractopamin behandelt wurden. Wir haben dazu heute unseren Experten Prof. Dr. Ha Ri Bo zu Gast, um seine Einschätzung zu diesem Schritt zu geben.

Taiwanoca: Sehr geehrter Prof. Dr. Ha Ri Bo, um was handelt es sich bei Ractopamin genau?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Ractopamin ist ein Tierfuttermittelzusatzstoff, der besonders zur Mästung von Schweinen, aber auch bei Rindern, eingesetzt wird. Es ist dafür bekannt, die Gewichtszunahme zu erhöhen, die Futterverwertung zu verbessern und die Magerkeit des Schlachtkörpers bei Mastschweinen zu steigern. Der Einsatz von Ractopamin bei der Endmast von Schweinen führt zu etwa 3 kg zusätzlichem magerem Schweinefleisch und verbessert die Futtereffizienz um 10%.

Taiwanoca: Warum ist der Einsatz von Ractopamin in der politischen Debatte so umstritten?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Bei Schweinen wird Ractopamin mit unerwünschten Wirkungen in Verbindung gebracht, insbesondere mit Hyperaktivität, Zittern und gebrochenen Gliedmaßen. Auch bei Rindern wurden schädliche Auswirkungen wie steife, wunde und lahme Gliedmaßen und erhöhter Hitzestress beobachtet. Zudem könnte das Fleisch von mit Ractopamin behandelten Tieren zäher sein.

Die Verwendung von Ractopamin ist ein Faktor bei der Entwicklung von so genannten „Downer Pigs“, das sind Tiere, die sich nicht bewegen oder stehen können. In den USA wurden in den letzten 20 Jahren ca. 250.000 Fälle dieses Syndroms gemeldet.

Taiwanoca: Gibt es denn auch Erkenntnisse über schädliche Auswirkungen auf den Menschen?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Die Metabolisierung von Ractopamin im menschlichen Körper funktioniert ähnlich wie bei Schweinen und Rindern. Neben der pharmakologischen Wirkung kann Ractopamin einen Vergiftungseffekt hervorrufen. Daher kann der Verzehr von Fleisch und/oder Nebenprodukten von Tieren, die Ractopamin mit dem Futter zur Wachstumsförderung aufgenommen haben, beim Menschen zu klinischen Effekten wie Herzrasen und anderen Erhöhungen der Herzfrequenz, Zittern, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfen oder hohem Blutdruck führen. Die Wirkung von Ractopamin auf den Menschen ist nicht vollständig geklärt, aber der Verzehr von Produkten, die Rückstände von Ractopamin enthalten, ist für Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht ratsam.

Taiwanoca: Auf welcher Grundlage ist der Handel von mit Ractopamin behandelten Fleisch international geregelt?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Die taiwanische Regierung beruft sich in ihren Stellungnahmen auf den von der Codex Alimentarius Commission (CAC) im Juli 2012 festgelegten Grenzwert von 10 Teilen pro Milliarde (parts per billion, ppb) als maximalen Rückstandsgehalt (maximum residue level, MRL) für Muskelfleisch von Rind- und Schweinefleisch. Nicht erwähnt wird allerdings, dass dieser Grenzwert mit einer hauchdünnen Mehrheit von gerade mal 69 zu 67 Stimmen angenommen wurde, was ein sehr ungewöhnliches Ergebnis in der CAC ist, in der es normalerweise sehr viel deutlichere Stimmenverhältnisse gibt.

Dieser von den Regierungen Taiwans und den USA als „sicher“ bezeichnete Standard wird aufgrund der weiterhin unklaren Studienlage von mehr als 160 Ländern nicht anerkannt, darunter allen Ländern der EU, sowie China und Russland. Es bestehen auch weiterhin keine eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die eine Festlegung eines bestimmten Grenzwerts – oder ein komplettes Verbot von Ractopamin – rechtfertigen würden.

Taiwanoca: Warum hat sich die Regierung Taiwans dennoch für diesen Schritt entschieden?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: In Taiwan gibt es innenpolitisch schon seit mehr als einem Jahrzehnt große Uneinigkeit über den Umgang mit Ractopamin. Im Jahr 2006 wurde Ractopamin sowie weitere Stoffe der Gruppe der Beta-Adrenozeptoren in Taiwan verboten.

Der damalige Gesetzestext im Wortlaut:

„Die Herstellung, Zubereitung, Einfuhr, Ausfuhr, der Verkauf oder die Ausstellung von Beta-Adrenozeptoren, einschließlich Salbutamol, Terbutalin, Clenbuterol, Ractopamin …, usw., sind für zur Lebensmittelerzeugung genutzte Tiere verboten.“

11. Oktober 2006

Nach der oben erwähnten Entscheidung der CAC im Jahr 2012 wurden Regierungsbehörden durch einen von der KMT eingebrachten Änderungsantrag im Legislativ Yuan ermächtigt, Sicherheitsstandards für Ractopamin als Futtermittelzusatz für Rinder festzulegen, die Verwendung bei Schweinen aber verboten. Für die Einfuhr von Rindfleisch aus den USA wurde daraufhin der Grenzwert von 10 Teilen pro Milliarde von der CAC übernommen.

Sämtliche Abgeordneten der DPP stimmten damals übrigens gegen diese Entscheidung.

Am 28. August 2020 wiederum kündigte Präsidentin Tsai Ying-Yen (DPP) den Import von mit Ractopamin behandeltem Schweinefleisch aus den USA an, ebenfalls mit Verweis auf den „sicheren“ CAC Grenzwert.

Warum die damalige Oppositionspartei, inklusive der heutigen Präsidentin, im Jahr 2012 gegen einen Import von mit Ractopamin behandeltem Fleisch war, und es im Jahr 2020 nicht mehr ist, wurde bislang nicht genauer erklärt.

Auffällig ist aber – sowohl bei den Erklärungen der KMT 2012, als auch bei den Erklärungen der DPP 2020 – dass stets auf die Möglichkeit kommender Gespräche mit den USA über ein Freihandelsabkommen hingewiesen wird. Das American Institute in Taiwan führt schon seit vielen Jahren mit der jeweiligen Regierung Gespräche über ein Trade and Investment Framework Agreement (TIFA). Diese fanden allerdings seit 2016 nicht mehr statt, u.a. wegen der von den USA monierten Importsperren von Schweinefleisch mit Ractopamin Rückständen.

Meiner Einschätzung nach liegt darin der Hauptgrund. Interessant ist auch der Aspekt, dass die Nutzung von Ractopamin für inländische Schweinefarmen in Taiwan weiterhin verboten ist.

Und auch in den USA gibt es mittlerweile verschiedene Fleisch exportierende Unternehmen, die auf Ractopamin verzichten. Dies allerdings nicht wegen gesundheitlicher Bedenken, sondern um einen besseren Marktzugang zu den Ländern zu erhalten, in denen Ractopamin im Schweinefleisch verboten ist. Man kann also anmerken, dass die bestehenden Importverbote durchaus eine Wirkung erzielen. Taiwan geht allerdings in die komplett entgegengesetzte Richtung.

Taiwanoca: Sie meinen also, dass die Regierung Taiwans in diesem Punkt Zugeständnisse an die USA macht, um eventuell von einem zukünftigen Freihandelsabkommen zu profitieren?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Es sieht ganz danach aus. Denn ich wiederhole es gerne noch mal: Aus wissenschaftlicher Sicht hat sich an der uneinheitlichen Studienlage zu Ractopamin nichts geändert. Hält man zudem die strengen – und absolut richtigen – Regelungen der Regierung im Hinblick auf die Corona Pandemie als Maßstab dagegen, muss man sich schon fragen, warum im einen Fall mit größter Vorsicht und Wachsamkeit agiert wird und im anderen Fall ein umstrittener, und in früheren Zeiten abgelehnter Grenzwert die Grundlage für diese weitreichende Entscheidung sein soll.

Taiwanoca: Was bedeutet das jetzt für die Verbraucher in Taiwan?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Die Regierung hat seit der Bekanntgabe der Importerlaubnis zahlreiche Maßnahmen angekündigt, um die Verbraucher in Taiwan zu „schützen“. Am wichtigsten ist hierbei sicherlich die Möglichkeit, die Herkunft von Schweinefleisch in Supermärkten und Restaurants zu kennzeichnen. Eine falsche Kennzeichnung soll mit Geldbußen von 40.000 NT bis 4 Mio. NT geahndet werden. Sollte ein höherer als der gesetzlich festgelegte Wert an Ractopamin in Schweinefleisch festgestellt werden, liegen die Geldbußen bei 60.000 NT bis 200 Mio. NT.

Taiwanoca: Ist diese Kennzeichnung verpflichtend? Kann man an der Kennzeichnung feststellen, ob das Fleisch Ractopamin enthält?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Eine Kennzeichnungspflicht ist laut Regierung nicht so einfach umzusetzen, da dies möglicherweise als Handelshemmnis interpretiert und im Rahmen von Regelungen der Welthandelsorganisation (WTO) sanktioniert werden könnte.

Taiwanoca: Werden Sie also zukünftig auf Schweinefleisch verzichten?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Mich persönlich tangiert dieses Problem nicht, da ich mich ausschließlich von Müsliriegeln ernähre (siehe unten). Die Verbraucher indes müssen selbst die Entscheidung treffen ob sie zum einen Ractopamin enthaltendes Fleisch kaufen möchten und zum anderen darauf vertrauen, dass gekennzeichnete Produkte auch wirklich von dort kommen, was die jeweilige Kennzeichnung besagt.

Taiwanoca: Wie meinen Sie das?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: In den letzten Jahren wurden in Taiwan gleich mehrere Lebensmittelskandale aufgedeckt. Diese reichten von Weichmachern in verschiedenen Lebensmitteln über Verfälschung und falsche Kennzeichnung von Speiseöl bis hin zur Nutzung des stark krebserregenden Buttergelb zur Färbung von Tofu-Produkten.

Es ist daher absolut nachvollziehbar, dass die Verbraucher in Taiwan ein gesundes Misstrauen an den Tag legen, wenn es um selbst erstellte Kennzeichnungen von Lebensmitteln geht. Den entsprechenden Aufkleber bekommen Sie z.B. für 60 NT auf Shopee oder sogar kostenlos auf der Webseite des Wirtschaftsministeriums zum Selberdrucken.

Taiwanoca: Gibt es denn keine Kontrollen?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Die Regierung hat verstärkte Kontrollen der Kennzeichnung und die oben genannten Bußgelder bei Verstößen angekündigt. Nur, die Kapazitäten für Lebensmittelkontrollen sind begrenzt und inwiefern eine umfassende Kontrolle aller Schweinefleisch enthaltenden Produkte bewerkstelligt werden soll, ist völlig unklar. Wir sprechen hier nicht nur vom großen Kotelett, sondern auch von Instant Nudeln, traditionellen Keksen und weiteren Produkten, die Schweinefleisch enthalten können. Nicht zu vergessen die hunderttausenden Kleinimbisse auf der Straße, die nur sehr schwer zu erfassen sind.

Taiwanoca: Was meinen Sie zu lokalen Märkten, auf denen die heimischen Erzeuger ihre Waren anbieten?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Diese halte ich noch für die sicherste Variante, um garantiert Ractopamin freies Fleisch zu kaufen. Allerdings muss man auch hier abwarten und sehen, wohin sich die Preise entwickeln. Durch die wahrscheinlich höhere Nachfrage nach lokal produziertem Schweinefleisch könnten sich auch die Preise erhöhen. Insgesamt schafft die neue Situation also mehr Probleme als vorher.

Taiwanoca: Gibt es denn gar keine Gegeninitiativen mehr?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Bislang hatten die Lokalregierungen der Städte und Landkreise ein Mitspracherecht, wenn es um lebensmittelrechtliche Fragen ging. In Sachen Ractopamin wurde dieses Mitspracherecht von der Zentralregierung mit Wirkung zum 1. Januar entzogen.

Die KMT hat einen Antrag zu einer möglichen Volksabstimmung eingereicht, welcher die erste Hürde – die Annahme durch die Zentrale Wahlkommission – übersprungen hat. Der nächstmögliche Termin für eine Volksabstimmung wäre der 28. August 2021. Durch die Entkopplung von Volksabstimmungen von nationalen Wahlen durch die DPP ist allerdings nicht klar, ob bei einer zukünftigen Volksabstimmung die notwendige Mindestbeteiligung von 25% aller registrierten Wählerstimmen erreicht werden kann. Bei gleichzeitig zu nationalen Wahlen abgehaltenen Volksabstimmungen war das früher kein Problem.

Insgesamt wird die innenpolitische Diskussion aber leider – wie schon so oft in Taiwan beobachtet – sehr emotional und nur peripher auf Fakten basierend geführt. Das Werfen mit Schweineinnereien bei einer Parlamentssitzung im November 2020 von Seiten der KMT stellte dabei den bislang unrühmlichen Höhepunkt dar.

Und aufgrund der ebenfalls starken Polarisierung der Wähler ist eine neutrale – nicht auf die Präferenz einer bestimmten Partei ausgelegten – Diskussion in der Bevölkerung nur schwer bis teilweise gar nicht möglich. Dies ist ein leider ein generelles Problem.

Für den Moment wird man in Taiwan also mit dieser Entscheidung leben müssen und nur abwarten können, ob und wie sich die neue Situation auf Nachfrage, Preis und Umsatz von Schweine- und Rindfleisch auswirken wird.

Taiwanoca: Wir danken Ihnen für das Gespräch!

Zur Person:

Prof. Dr. Ha Ri Bo (蝦日波) ist staatlich anerkannter Residentologe in Taiwan. Nach seinem Abschluss am Taiwan Institut für Kommunikationsinformationen (TIKI) begann er seine akademische Karriere an der benachbarten Taiwan Akademie für Kommunikationsanalysen (TAKA) und wurde schon bald für seine kurzen und zielgenauen Analysestafetten bekannt. Auch auf dem chinesischen Festland genießt er als ehemaliger Leiter des Konfuzius Institut für Physiologie und Psychologie in Miulun, China (Abkz.: KIPPMICH) hohes Ansehen. Seine exzellenten Deutschkenntnisse erwarb Prof. Dr. Ha Ri Bo übrigens während eines längeren Studienaufenthalts in Bonn. Er ist allein stehend und ernährt sich weitestgehend von Müsliriegeln, eine Angewohnheit, die er von seinem ehemaligen Lehrer, einem Nahrungsmitteltechniker aus Bonn, übernommen hat.

Kommentiert, Konsterniert, Konterkariert

Okay, jetzt schnell noch mal was schreiben, bevor das Jahr mit 0 Artikeln gewertet wird 😉

Ich habe in den letzten Monaten ein kleines Experiment gewagt, dessen Ausgang auch einen Einfluss auf diesen Blog haben wird. Ich glaube es ist kein großes Geheimnis, dass man als privater Blogger immer mal wieder durch Phasen der totalen Verödung geht, die manchmal so stark und ausgedehnt sind, dass der ganze Blog komplett von der Bildfläche verschwindet und nie wieder auftaucht. In meinem Fall konnte ich den Blog hier aber durch die Privatfunktion von WordPress immer mal wieder einfrieren, mich anderen Sachen widmen, und bei Gelegenheiten wie jetzt wieder reaktivieren. Und so geht das jetzt schon seit schlanken 16 Jahren!

Okay, aber was ist jetzt mit den Kohlen dem Experiment?

Nun, wie ihr sicherlich wisst, hat Taiwan in Sachen Pandemiebekämpfung bislang einen hervorragenden Job gemacht. So hervorragend, dass selbst die Medien in Deutschland das nicht mehr ignorieren konnten und während der ersten Welle in Deutschland mehr oder weniger ausführlich über Taiwan berichtet haben. Während der zweiten Welle ist das übrigens weit weniger der Fall, die genauen Gründe dafür entziehen sich meiner Kenntnis. Was bei Artikeln über Taiwan aber neben dem eigentlichen Inhalt (der in der Regel irgendwo zwischen „gut und sauber recherchiert“ und „lustlos eine Agenturmeldung umformuliert und mit wenig Ahnung angereichert“ liegt) immer interessant ist, sind die Kommentare unter solchen Artikeln. Ich habe in den letzten Monaten da mal ein wenig mit kommentiert und oh boy, was mir da alles ins Auge gefallen ist, hat mich echt konsterniert und mich mittlerweile dazu gebracht, dass dieses ganze Konstrukt jetzt mal von mir konterkariert wird.

Jetzt kann man mich natürlich naiv nennen, denn Onlinekommentare unter Nachrichtenartikeln waren wahrscheinlich schon seit Anbeginn ein Sammelsurium aus schlechter Rechtschreibung, kompletter Ahnungslosigkeit, der Verfolgung einer bestimmten Agenda und ab und zu mal einem Beitrag, der so etwas wie ein bisschen Willen zeigt, sich mit dem Thema des Artikels konstruktiv zu befassen. Was sollte man aber auch Anderes von einer Plattform erwarten, auf der jeder in der Anonymität des Internets irgendwas posten kann?

Ich hatte mir erhofft, dass ich durch kurze Kommentare — also im Vergleich zu Blogartikeln kurz, für manche Leute scheinen aber auch schon 2 Sätze zu viel Inhalt zu sein — einen Live-Bericht aus Taiwan geben kann, gerade weil es bei der Pandemiebekämpfung um die Gesundheit aller geht und man in meinen Augen doch lieber von den Besten lernen sollte, anstatt sich darüber freuen, nicht so schlecht wie die Schlechtesten zu sein.

Was kam dabei heraus? Nun, zunächst kann ich sagen, dass es in der Welt der Nachrichtenkommentatoren nicht wenige gibt, die Taiwan als gutes Beispiel für eine effektive Pandemiebekämpfung sehen. Nur, in den meisten Fällen ist dabei weniger von Taiwan an sich, sondern meist von „Ländern wie China, Südkorea, Japan, Taiwan“, „Ostasien“ oder einfach nur „Asien“ die Rede. Dies wiederum bietet natürlich viel Raum für die — wie das Amen in der Kirche — kommende Gegenrede, von der „Diktatur in China“ über „aber in Südkorea steigen die Fallzahlen jetzt auch wieder“ bis hin zu „die dort getroffenen Maßnahmen sind in Deutschland einfach nicht möglich“. Mag ja alles sein, nur hat das nur noch bedingt mit dem eigentlichen Thema Taiwan zu tun und kann auch nicht so einfach mit den mageren 1.500 Zeichen entkräftet werden, die einem in so einem Kommentarfeld zur Verfügung stehen. Also zumindest nicht wenn man es gründlich und gut recherchiert machen möchte.

Ich persönlich habe ich also in meinen Möglichkeiten, irgendwas Konstruktives über Taiwan zu erzählen, ziemlich eingeschränkt gefühlt. Gleichzeitig habe ich aber von so manchem deutschen Berufskommentator Erstaunliches über Taiwan gelernt.

Die Top 3 dieser erstaunlichen Dinge sind:

– Taiwan ist eine Insel

– Handyortung ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit

– Taiwan ist kein eigenständiger Staat und kann daher nicht mit anderen Staaten verglichen werden

Schauen wir uns das mal ein wenig genauer an:

Taiwan ist eine Insel

…und deswegen viel besser abzuriegeln. Deswegen sind die niedrigen Fallzahlen einfach nur geografisches Glück.

Das erste Problem für eine Antwort darauf liegt ja auf der Hand: Taiwan ist eine Insel, das kann man nicht abstreiten. Der eigentliche Sinn dieser Aussage liegt aber gar nicht darin, auf diesen offensichtlichen Unterschied zwischen Taiwan und Deutschland aufmerksam zu machen, sondern vielmehr den Erfolg Taiwans als pures Glück darzustellen. Als wären die über 100 anderen Maßnahmen komplett wertlos. Und nebenbei kann man auch elegant davon ablenken, dass die Schließung von Grenzen in Deutschland kein physisches, sondern ein politisches Problem ist.

Handyortung ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Oder in anderen Worten: So etwas wie Handyortung wird ja nur in Diktaturen gemacht, von daher bedient sich Taiwan also auch diktatorischen Methoden und ist damit keinesfalls in auch irgendeiner Form mit Deutschland vergleichbar.

Ach ja? §16 des Infektionsschutzgesetzes sieht das anders:

(1) Werden Tatsachen festgestellt, die zum Auftreten einer übertragbaren Krankheit führen können, oder ist anzunehmen, dass solche Tatsachen vorliegen, so trifft die zuständige Behörde die notwendigen Maßnahmen zur Abwendung der dem Einzelnen oder der Allgemeinheit hierdurch drohenden Gefahren. Im Rahmen dieser Maßnahmen können von der zuständigen Behörde personenbezogene Daten erhoben werden; diese dürfen nur von der zuständigen Behörde für Zwecke dieses Gesetzes verarbeitet werden.

Nichts anderes ist mir aus Taiwan bekannt. Und das gilt sowohl für die Handyüberwachung während jemand in Quarantäne ist, als auch die nachträgliche Warnung an Besitzer von Handys, die möglicherweise einen Kontakt zu Coronainfizierten gehabt haben könnten. Letzteres wurde in Deutschland ja mit der nur unzuverlässig arbeitenden Corona Warn App umgesetzt, sozusagen als Kompromisslösung wegen Datenschutzbedenken.

Den Erfolg sehen wir ja.

Und darüber hinaus würde jedem in Taiwan bei Bedenken gegen diese Maßnahme auch der Klageweg offen stehen, nur habe ich bislang nichts von derartigen Klagen gehört. Und es ist schon bezeichnend, wie wenig die deutsche Bevölkerung den deutschen Behörden in Sachen anlassbezogener Verarbeitung von Personendaten vertraut (…hat da gerade jemand NSA-Untersuchungsausschuss gesagt?) und wie das dann auf andere Länder im Namen der Menschenrechte einfach mal so projiziert wird.

Und dann noch:

Taiwan ist kein eigenständiger Staat und kann daher nicht mit anderen Staaten verglichen werden

Das wurde mir gestern mal eben vor den Latz geknallt. Natürlich war das eher eine Provokation als ein normales Argument, weil ich mein Gegenüber zu diesem Zeitpunkt schon mehrmals mit Fakten verwirrt hatte. Nur, was sollte man hier denn nun antworten?

Den Unterschied von de facto und de jure erklären, sicher. Erklären, dass die Zahlen aus Taiwan genau so offiziell sind wie die anderen Zahlen auch. Wahrscheinlich noch offizieller, weil Taiwan nicht so große Schwierigkeiten beim Zählen hat wie Deutschland. Und, und, und.

Aber was nützt es denn? Ehrlich gesagt war dieser Satz gestern der Auslöser zu diesem Artikel hier, weil ich spätestens dort nicht mehr den Sinn gesehen habe, auf Seite 12 eines Kommentarbereichs unter einem Artikel, der nächste Woche schon keine Relevanz mehr hat, mit irgendeinem Honk über irgendwas zu diskutieren, das ihn in der Sache sowieso nicht interessiert.

Detaillierte Zusammenhänge zu erörtern scheint in solchen Portalen nicht möglich, vielleicht auch gar nicht erwünscht zu sein. Vor vielen Jahren habe ich glaube in einem Interview mal den folgenden Satz gelesen:

„Kommentarspalten sind die Pissrinne des Internets.“

Der Satz war so prägnant, dass er mir immer wieder in den Sinn kommt, wenn ich mich in genau solchen Kommentarspalten bewege. Leider weiß ich nicht mehr, wo genau ich das gelesen habe und Google spuckt auch nur 2 Treffer für diese Aussage aus. Aber er passt für mich wie die Faust aufs Auge. Denn neben all dem inhaltlichen Schwachsinn, den ich in letzter Zeit so gelesen habe, ist es auch ein zunehmend kompromisslos asoziales Verhalten, welches von Seiten der Moderation zu meiner Verwunderung auch nicht wirklich sanktioniert wird. Also so etwas wie Beleidigungen schon, aber nicht dieser Graubereich des provokativen, hämischen und faktenverdrehenden Schreibens. Normal ist das nicht und für eine konstruktive Diskussion auch nicht hilfreich. Ich komme daher zu dem Schluss, dass solche Kommentarspalten eigentlich eher der Klickgenerierung dienen, denn geklickt habe ich da reichlich! Als Redakteur würde ich mich persönlich schämen, von solch einer Leserschaft gelesen zu werden, aber wahrscheinlich können sie gar nicht anders.

Anyway, dieser kleine Ausflug in den Bereich des Internets, den ich zuvor meist nur passiv verfolgt habe, hat mich zu folgenden Fragen geführt:

– Ist Deutschland wirklich so asozial geworden, wie es solche Kommentarspalten vermuten lassen?

– Wie viel von der Berichterstattung über Taiwan bleibt wirklich bei den Leuten hängen?

– Macht es überhaupt Sinn, sich immer und immer wieder über Taiwan die Finger wund zu schreiben, zu recherchieren, zu überlegen, zu formulieren, zu argumentieren … und das manchmal auch nach 22 Uhr?

Die ersten beiden Fragen kann ich nicht seriös beantworten und die dritte eigentlich auch nicht, aber es wäre jetzt doof hier drei Fragen komplett ohne Antwort zu stellen.

Die kurze Antwort ist: Ja.

Und die lange Antwort ist: Ja, weil es nicht anders geht. Es gibt in dem Fall nichts Besseres als eigene Erfahrungsberichte, die versuchen, das Erlebte in möglichst ehrlicher Form wiederzugeben. Es gibt in dem Fall nichts Besseres als den Versuch, mit Fakten zu argumentieren. Und es gibt in dem Fall nichts Besseres als zu wissen, dass die eigene Arbeit, die auf etwas verwendet wurde, nicht irgendwo im Nirwana des Internets verschwindet, sondern bei Bedarf wiedergefunden werden kann.

Denn so sehr der Blog in letzter Zeit wieder eingeschlafen ist, so sehr war er von den Suchanfragen her doch immer noch begehrt. Auf Privat gesetzt hatte ich ihn deswegen, weil viele Inhalte wirklich schon veraltet sind und ich weder Zeit noch Lust auf wirklich neue Inhalte hatte.

Das soll sich jetzt wieder ändern. Das Internet braucht weitere Details aus und über Taiwan. Ich bin in der glücklichen Lage, solche Details liefern zu können. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich in diesem gesamten Jahr 2020 so viele Gelegenheiten ausgelassen habe, mehr über Taiwan im Zeichen von Corona zu schreiben, aber bei der sich so schnell entwickelnden Nachrichtenlage gibt es eigentlich kein zu früh oder zu spät.

Ich hoffe einfach nur, dass ich wieder so viel Inhalt ansammeln kann, dass Google & Co. diesen Blog als so interessant ansehen, wie es früher mal der Fall war. Und dass dann idealerweise jemand, der nach Infos über Taiwan sucht, hier aufschlagen wird und sich nicht mehr in irgendeiner Pissrinne mit irgendwelchen Spinnern rumschlagen muss. Damit wäre schon viel gewonnen. Gute Nacht. 22:24 Uhr.

Taiwan und China: Ein Spiegel der Zeit im Fokus

In den letzten Tagen machte in der nationalen und internationalen Presse die Aussage von Chinas Staatspräsident die Runde, eine Vereinigung mit Taiwan notfalls auch mit Gewalt zu erzwingen. Zur besseren Einordnung der aktuellen Situation in der so genannten Taiwan-Frage, befragten wir Prof. Dr. Ha Ri Bo, Co-Autor der in Fachkreisen stark beachteten Abhandlung über Sinophilie.

Taiwanoca: Sehr geehrter Prof. Dr. Ha Ri Bo, die Aussagen des chinesischen Präsidenten haben weltweit die Sorge vor einer militärischen Aktion Chinas gegen Taiwan verstärkt. Wie ernst ist die Lage?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Nun, lassen Sie uns am besten erstmal einordnen, in welchem Zusammenhang die Äußerungen von Xi Jinping eigentlich gefallen sind. Der 1. Januar 2019 markierte den 40. Jahrestag der „Botschaft an die Landsleute in Taiwan“ (siehe Textkasten unten), welche 1979 vom Nationalen Volkskongress verabschiedet wurde. Dies war auch der Zeitpunkt, an dem die USA die Volksrepublik China anstelle Taiwans diplomatisch anerkannten. Gleichzeitig stellte die Volksbefreiungsarmee die Bombardierung Kinmens endgültig ein. In der Taiwan-Frage also ein sehr wichtiges Datum, das zur damaligen Zeit eher eine Phase der Entspannung als eine Phase der Eskalation einläutete.

Text (Englisch) von http://www.china.org.cn/english/7943.htm
Deutsche Übersetzung von Taiwanoca

Botschaft an die Landsleute in Taiwan
(1. Januar 1979)

Der Ständige Ausschuss des Fünften Nationalen Volkskongresses verabschiedete auf seiner Fünften Plenarsitzung am 26. Dezember 1978 nach Diskussion eine Botschaft an die Landsleute in Taiwan. Im Folgenden finden Sie den vollständigen Text der Nachricht.

Liebe Mitbürger in Taiwan:

Heute ist Neujahrstag 1979. Hiermit grüßen wir Sie im Namen der Menschen aller Nationalitäten auf dem Festland unserer Heimat herzlich und aufrichtig.

Wie ein altes Sprichwort sagt: „Wenn die Festtage kommen, denken die Menschen umso mehr an ihre Lieben.“ Bei diesem glücklichen Anlass, an dem wir den Neujahrstag feiern, richten sich unsere Gedanken umso mehr an unsere Verwandten, unsere alten Leute, unsere Brüder und Schwestern in Taiwan. Wir wissen, dass du auch das Mutterland und deine Verwandten auf dem Festland im Sinn hast. Dieses gegenseitige Gefühl des langjährigen Seins wächst mit jedem Tag. Seit dem Tag, an dem Taiwan 1949 leider von der Heimat getrennt wurde, konnten wir nicht mehr miteinander kommunizieren oder besuchen, unser Heimatland konnte die Wiedervereinigung nicht erreichen, Verwandte konnten sich nicht mehr treffen, und unsere Nation, unser Land und unsere Bevölkerung haben darunter stark gelitten. Alle chinesischen Landsleute und Menschen chinesischer Abstammung auf der ganzen Welt freuen sich auf ein baldiges Ende dieser bedauerlichen Situation.

Die chinesische Nation ist eine große Nation. Sie macht fast ein Viertel der Weltbevölkerung aus und hat eine lange Geschichte und eine brillante Kultur, und ihre herausragenden Beiträge zur Weltzivilisation und zum menschlichen Fortschritt sind allgemein anerkannt. Taiwan ist seit der Antike ein unveräußerlicher Teil Chinas. Die chinesische Nation hat eine große Vitalität und Kohäsion. Im Laufe seiner Geschichte haben es fremde Invasionen und innere Unruhen nicht geschafft, unsere Nation dauerhaft zu spalten. Die Trennung Taiwans vom Mutterland ist seit fast 30 Jahren künstlich und widerspricht unseren nationalen Interessen und Bestrebungen, und dieser Zustand darf nicht fortbestehen. Jeder Chinese, ob in Taiwan oder auf dem Festland, hat eine zwingende Verantwortung für das Überleben, das Wachstum und den Wohlstand der chinesischen Nation. Die wichtige Aufgabe der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes, von der die Zukunft der gesamten Nation abhängt, liegt nun vor uns allen; es ist ein Thema, dem sich niemand entziehen kann oder sollte. Wenn wir nicht schnell damit beginnen, diese Uneinigkeit zu beenden, damit unser Mutterland frühzeitig wiedervereinigt wird, wie können wir dann unseren Vorfahren antworten und unseren Nachkommen erklären? Dieses Gefühl wird von allen geteilt. Wer unter den Nachkommen des Gelben Kaisers möchte als Verräter in die Geschichte eingehen?

In den letzten 30 Jahren hat sich der Status Chinas in der Welt radikal verändert. Das internationale Prestige unseres Landes nimmt ständig zu und seine internationale Rolle wird immer wichtiger. Die Menschen und Regierungen fast aller Länder setzen große Hoffnungen auf uns im Kampf gegen den Hegemonismus und bei der Sicherung von Frieden und Stabilität in Asien und der ganzen Welt. Jeder Chinese ist stolz darauf, die wachsende Stärke und den Wohlstand unseres Mutterlandes zu sehen. Wenn wir die gegenwärtige Uneinigkeit beenden und die Kräfte bald bündeln können, wird es kein Ende unserer Beiträge zur Zukunft der Menschheit geben. Die baldige Wiedervereinigung unseres Mutterlandes ist nicht nur der gemeinsame Wunsch aller Menschen in China, einschließlich unserer Landsleute in Taiwan, sondern auch der gemeinsame Wunsch aller friedliebenden Völker und Länder auf der ganzen Welt.

Die Wiedervereinigung Chinas steht heute im Einklang mit der Stimmung der Bevölkerung und dem allgemeinen Entwicklungstrend. Die Welt im Allgemeinen erkennt nur ein einziges China an, wobei die Regierung der Volksrepublik China die einzige legale Regierung ist. Der jüngste Abschluss des China-Japan-Vertrags über Frieden und Freundschaft und die Normalisierung der Beziehungen zwischen China und den Vereinigten Staaten zeigt noch deutlicher, dass niemand diesen Trend stoppen kann. Die gegenwärtige Situation im Mutterland, eine Situation der Stabilität und Einheit, ist besser denn je. Die Menschen aller Nationalitäten auf dem Festland arbeiten mit einem Willen für das große Ziel der vier Modernisierungen. Es ist unsere große Hoffnung, dass Taiwan frühzeitig in die Umarmung des Mutterlandes zurückkehrt, damit wir gemeinsam für die große Sache der nationalen Entwicklung arbeiten können. Unsere Staats- und Regierungschefs haben fest erklärt, dass sie die gegenwärtigen Realitäten bei der Verwirklichung der großen Sache der Wiedervereinigung des Mutterlandes berücksichtigen und den Status quo zu Taiwan und die Meinungen der Menschen in allen Lebensbereichen dort respektieren und angemessene Strategien und Maßnahmen zur Lösung der Frage der Wiedervereinigung ergreifen werden, um dem taiwanesischen Volk keine Verluste zuzufügen. Andererseits haben Menschen in allen Lebensbereichen in Taiwan ihre Sehnsucht nach ihrer Heimat und alten Freunden zum Ausdruck gebracht, ihren Wunsch geäußert, sich mit ihren Verwandten zu identifizieren und wieder zusammenzukommen“, und verschiedene Vorschläge unterbreitet, die Ausdruck ihrer ernsthaften Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die Umarmung des Mutterlandes sind. Da jetzt alle Bedingungen für die Wiedervereinigung günstig sind und alles festgelegt ist, sollte niemand gegen den Willen der Nation und gegen den Trend der Geschichte handeln.

Wir setzen Hoffnungen auf die 17 Millionen Menschen in Taiwan und auch auf die taiwanesischen Behörden. Die taiwanesischen Behörden haben sich stets entschieden für ein China ausgesprochen und sich gegen ein unabhängiges Taiwan ausgesprochen. Wir haben diesen Standpunkt gemeinsam und er ist die Grundlage für unsere Zusammenarbeit. Unsere Position war immer, dass alle Patrioten zu einer Familie gehören. Die Verantwortung für die Wiedervereinigung des Mutterlandes liegt bei jedem von uns. Wir hoffen, dass die taiwanesischen Behörden die nationalen Interessen wahren und wertvolle Beiträge zur Wiedervereinigung des Mutterlandes leisten werden.

Die chinesische Regierung hat die Volksbefreiungsarmee angewiesen, die Bombardierung von Jinmen (Quemoy) und anderen Inseln ab heute einzustellen. Entlang der Taiwan-Straße gibt es noch immer einen Zustand der militärischen Konfrontation zwischen den beiden Seiten. Dies kann nur zu von Menschen verursachten Spannungen führen. Wir sind der Ansicht, dass diese militärische Konfrontation zunächst durch Gespräche zwischen der Regierung der Volksrepublik China und den taiwanesischen Behörden beendet werden sollte, um die notwendigen Voraussetzungen und ein sicheres Umfeld für die Kontaktaufnahme und den Austausch beider Seiten in allen Bereichen zu schaffen.

Die anhaltende Trennung hat zu einem unzureichenden gegenseitigen Verständnis zwischen den Landsleuten auf dem Festland und auf Taiwan und zu verschiedenen Unannehmlichkeiten für beide Seiten geführt. Da ausländische Chinesen, die in fernen fremden Ländern leben, für Besuche und Touren zurückkehren und Wiedervereinigungen mit ihren Familien abhalten können, warum können sich Landsleute, die so nah, auf dem Festland und auf Taiwan leben, nicht frei gegenseitig besuchen? Wir sind der Meinung, dass es keinen Grund dafür gibt, dass solche Hindernisse bestehen bleiben. Wir hoffen, dass zu einem frühen Zeitpunkt Transport- und Postdienste zwischen beiden Seiten eingerichtet werden, um den Landsleuten beider Seiten den direkten Kontakt zu erleichtern, sich gegenseitig zu schreiben, Verwandte und Freunde zu besuchen, Touren und Besuche auszutauschen und akademische, kulturelle, sportliche und technologische Veränderungen durchzuführen.

Wirtschaftlich gesehen waren Taiwan und das Festland des Mutterlandes ursprünglich eine Einheit. Leider sind die Wirtschaftsbeziehungen seit vielen Jahren unterbrochen. Der Bau im Mutterland schreitet energisch voran, und es ist unser Wunsch, dass Taiwan auch wirtschaftlich erfolgreicher wird. Es gibt allen Grund für uns, den Handel zwischen uns zu entwickeln, indem wir das, was dem anderen fehlt, ausgleichen und einen wirtschaftlichen Austausch betreiben. Dies ist gegenseitig erforderlich und wird beiden Parteien zugute kommen, ohne beiden Seiten Schaden zuzufügen.

Liebe Landsleute in Taiwan,

Die strahlende Zukunft unseres großen Vaterlandes gehört uns und dir. Die Wiedervereinigung des Mutterlandes ist die heilige Missionsgeschichte, die unsere Generation erhalten hat. Die Zeiten gehen voran und die Situation entwickelt sich. Je früher wir diese Mission erfüllen, desto eher können wir gemeinsam eine beispiellose, brillante Seite in der Geschichte unseres Landes schreiben, zu den fortgeschrittenen Mächten aufschließen und mit ihnen für Weltfrieden, Wohlstand und Fortschritt zusammenarbeiten. Lasst uns die Hände zusammenlegen und gemeinsam für dieses glorreiche Ziel arbeiten!

Taiwanoca: Wurde das Thema von den Medien also missverstanden und in Wahrheit handelt es sich nur um eine Gedenkrede an die Ereignisse von vor 40 Jahren?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Keineswegs. Die Situation von 1979 hat sich auf beiden Seiten der Taiwan-Straße fundamental geändert. In Taiwan sowohl politisch als auch wirtschaftlich, in China vor allem wirtschaftlich. Man sollte die freundlichen Worte von damals auch nicht nur als treugläubigen Wunsch nach „Wiedervereinigung der Familie“ sehen, sondern als den festen und unveränderlichen Willen, Taiwan an China anzugliedern. Nur wäre dies damals, gerade auch durch den Schutz der USA, mit militärischen Mitteln nicht zu erreichen gewesen.

Ironischerweise haben sich die Beziehungen zwischen Taiwan und China seitdem, mit Ausnahme einer Vereinigung, ganz so entwickelt, wie es in der „Botschaft an die Landsleute in Taiwan“ erhofft wurde. Die Handelsbeziehungen sind sehr umfangreich, Transport- und Postdienste sind selbstverständlich und gegenseitige Besuche sind schon seit langem möglich. Dennoch wird sich China mit nichts anderem als einer formellen Angliederung Taiwan zufrieden geben. Es gehört einfach zum Selbstverständnis des Präsidenten Chinas und Vorsitzenden der Kommunistischen Partei, diesen „Traum“ der Chinesen Wirklichkeit werden zu lassen.

Taiwanoca: Haben die Menschen in Taiwan denn Angst vor einer chinesischen Invasion?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Angst ist denke ich das falsche Wort. Natürlich ist man sich in Taiwan der wachsenden militärischen Bedrohung Chinas bewusst und ob und in welchem Ausmaß die von den USA gemachten Äußerungen zum Schutz Taiwans im Falle eines Falles wirklich umgesetzt werden, ist vor allem jetzt ein sehr großes Fragezeichen. Auf der anderen Seite muss man aber auch erwähnen, dass in Taiwan gerade erst vor wenigen Tagen die letzten Wehrpflichtigen aus der Armee entlassen wurden und die Dauer der Wehrpflicht seit über einem Jahrzehnt sukzessive verringert wurde. Das spricht eigentlich nicht für eine Nation, die einen baldigen Krieg fürchtet. Gleichwohl versucht Taiwan natürlich, insbesondere durch den stetigen Kauf von militärischen Gütern aus den USA, sich gegen einen Angriff rüsten.

Taiwanoca: Wie denken die Menschen in Taiwan über die Beziehungen zu China?

Prof. Dr. Ha Ri Bo:  In einer Umfrage im November 2018 haben sich 83,4% der Befragten für die Beibehaltung des jetzigen Status ausgesprochen, gegenüber 8,6%, die nach einer sofortigen Unabhängigkeit streben und 3,1%, die sofort eine Angliederung an China möchten. Natürlich müssen solche Umfragen immer mit Vorsicht genossen werden, aber sie zeigt doch sehr deutlich, dass sich die meisten Taiwaner über die weitreichenden Konsequenzen einer drastischen Veränderung der aktuellen Situation bewusst sind. Denn auch wenn man durch die Berichterstattung ausländischer Medien diesen Eindruck bekommen könnte: im Alltag Taiwans ist nichts davon zu spüren, dass Taiwan ein isoliertes Land ist. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass Personen, die noch nie etwas von der besonderen Lage Taiwans in der internationalen Politik gehört haben, dies in keinem Bereich des alltäglichen Lebens spüren werden.

Taiwanoca: Ist mit Taiwan also eigentlich alles in bester Ordnung?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Leider nein. Bei anderen Angelegenheiten, sei es bei Sportereignissen im Ausland oder bei der Teilnahme an internationalen Organisationen, sieht es ganz anders aus. Hier macht China seinen ganzen Einfluss geltend, um Taiwan nicht unter seinem richtigen Namen antreten und nicht an Konferenzen teilnehmen zu lassen. Zudem werden ausländische Unternehmen durch die schiere Marktmacht von China unter Druck gesetzt, auf ihren Webseiten Taiwan ja nicht als eigenständiges Gebiet auftauchen zu lassen. Leider hat sich gezeigt, dass all diese Maßnahmen Wirkung zeigen und internationale Organisation und Unternehmen allzu bereitwillig den Druck Chinas nachgeben. Diese im Einzelfall eher kleinen, aber in der Häufigkeit doch sehr großen Demütigungen eines Landes, das den sehr westlich geprägten Wunsch nach einer friedlichen Demokratisierung in bewundernswerter Weise gemeistert hat, ist für viele Taiwaner ein sehr frustrierender Zustand.

Taiwanoca: Glauben Sie, dass es für eine friedliche Lösung nicht schon längst zu spät ist?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Wenn man von den Maximalforderungen beider Seiten ausgeht, dann ist eine Lösung ohne militärische Konfrontation tatsächlich wenig wahrscheinlich. Die Frage ist allerdings, was danach passieren würde. Ein Krieg wäre auf jeden Fall die schlechteste aller möglichen Optionen und zwar für beide Seiten.

Ohnehin ist es wenig verständlich, warum ausgerechnet das Militär das einzige Mittel sein sollte, diesen Konflikt zu beenden. China hat bereits jetzt ein sehr viel schlagkräftigeres Instrument zur Verfügung: seine Wirtschaft. Einer Drosselung der Handelsbilanz seitens Chinas hätte Taiwan, trotz aller Versuche, seine Handelsbeziehungen weiter nach Südostasien zu verlagern, wenig entgegenzusetzen. Im Jahr 2017 gingen 41% der taiwanischen Exporte nach China und Hong Kong und generierten einen Handelsüberschuss von knapp 79 Mrd. US-Dollar. Wenn China durch Schließungen oder Enteignungen taiwanischer Fabriken und Unternehmen auf dem Festland diesem Handelsstrom den Hahn zudrehen würde, hätte das dramatische Folgen auf die taiwanische Wirtschaft und den Wohlstand, in dem die Taiwaner jetzt seit fast zwei Generationen leben.

Es gibt da nur einen Haken. Mit so einer Maßnahme würde sich China wirtschaftlich selbst schaden und ehrlich gesagt wären die Folgen in der heutigen Zeit global vernetzter Lieferketten praktisch unabsehbar. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Taiwan und China könnte also genau der Grund sein, warum eine politische Zusammenarbeit in Zukunft nicht kategorisch ausgeschlossen werden muss.

Taiwanoca: Denken Sie da vielleicht an ein demokratisches China, dass sich an Taiwan angliedert anstatt umgekehrt?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Diese Frage kann niemand seriös beantworten, auch wenn es immer wieder mal versucht wird. Es geht aber auch gar nicht so sehr darum, dass eine Seite ihr politisches System radikal verändern muss, um für die andere Seite akzeptabel zu sein. Es geht darum, einen gemeinsamen Umgang miteinander zu finden, der nicht auf Drohung, Einschüchterung und Erpressung basiert. Es geht darum, einen kühlen Kopf zu bewahren und das Ziel eines friedlichen Miteinanders vor Augen zu haben und nicht auf die grellen und hitzigen Stimmen unserer Zeit zu hören, die stets nur nach radikalen Lösungen verlangen, aber darüber hinaus keinen Plan haben.

Taiwanoca:  Sind Xi Jinping und Tsai Yingwen, die Präsidentin Taiwans, die richtigen Leute dafür?

Prof. Dr. Ha Ri Bo: Sagen wir es mal so. Ich halte beide für schlauer als so manchen derzeitigen Staatschef in westlichen Ländern. Gleichwohl hat Tsai Yingwen als Mitglied und ehemalige Vorsitzende einer Partei, deren Wurzeln in der Unabhängigkeitsbewegung liegen, natürlich eine Position, die ihr weniger Handlungsspielraum als ihr Vorgänger lässt, der für mehr Nähe für China warb. Diese Erwartungshaltung von einigen Anhängern ihrer Partei, nämlich die Verbindungen mit China am besten ganz zu kappen und die taiwanische Unabhängigkeit auszurufen, mit dem in Einklang zu bringen, was für Frieden und Wohlstand in Taiwan vermeintlich am besten ist, könnte ein wichtiger Faktor in den nächsten Präsidentenwahlen Taiwans sein. Und auch Xi Jinping, obwohl fest im Amt installiert, muss seine Führungsstärke und vielleicht auch Härte immer wieder beweisen, wenn auch bislang zum Glück nur rhetorisch. Egal welche Person aber nun das höchste politische Amt auf einer der beiden Seiten inne hat, leicht wird es nie sein, die unterschiedlichen Erwartungen zu erfüllen.

Taiwanoca:  Zum Abschluss, wird es Taiwan in der jetzigen Form in 10 Jahren noch geben?

Prof. Dr. Ha Ri Bo (lacht): Dasselbe wurde ich vor 10 Jahren auch schon gefragt und 10 Jahre davor ebenfalls. Die Antwort sollte also klar sein!

Aber im Ernst. Alle Prognosen über die Zukunft haben eins gemeinsam: sie sind und bleiben Prognosen. Niemand kann seriös beantworten, was in den nächsten Jahren passieren wird. Wenn ich einen Wunsch äußern dürfte, dann wäre dieser, dass wir alle in Zukunft wieder zu mehr Sachlichkeit, mehr Vernunft und mehr Verständnis füreinander kommen könnten. Die Probleme dieser Welt wären damit zwar auch nicht auf einen Schlag gelöst, man könnte aber sicherlich besser über sie nachdenken.

Taiwanoca:  Wir danken Ihnen für das Gespräch!

Zur Person:

Prof. Dr. Ha Ri Bo (蝦日波) ist staatlich anerkannter Residentologe in Taiwan. Nach seinem Abschluss am Taiwan Institut für Kommunikationsinformationen (TIKI) begann er seine akademische Karriere an der benachbarten Taiwan Akademie für Kommunikationsanalysen (TAKA) und wurde schon bald für seine kurzen und zielgenauen Analysestafetten bekannt. Auch auf dem chinesischen Festland genießt er als ehemaliger Leiter des Konfuzius Institut für Physiologie und Psychologie in Miulun, China (Abkz.: KIPPMICH) hohes Ansehen. Seine exzellenten Deutschkenntnisse erwarb Prof. Dr. Ha Ri Bo übrigens während eines längeren Studienaufenthalts in Bonn. Er ist allein stehend und ernährt sich weitestgehend von Müsliriegeln, eine Angewohnheit, die er von seinem ehemaligen Lehrer, einem Nahrungsmitteltechniker aus Bonn, übernommen hat.

Kontrastprogramm

18 Monate.

18 Monate oder 548 Tage ist nicht nur die durchschnittliche Amtszeit eines taiwanischen Premierministers, sondern auch der durchschnittliche Zeitraum, nach dem mich in Taiwan wieder das Heimweh nach Deutschland packt. Obwohl Heimweh eigentlich der falsche Begriff ist, eher ist es der Wunsch nach einem Kulturwechsel oder noch besser einem kulturellem Reboot.

Taiwan ist ein schönes Land zum Leben, zum Arbeiten und auch um eine Familie zu gründen. Aber Taiwan ist auch ein Land, in dem man als Ausländer jeden Tag daran erinnert wird, dass man ein Ausländer ist (…auch wenn man perfekt integriert ist). Was wiederum in den allermeisten Fällen nicht schlimm ist, aber irgendwann … nämlich nach etwa 18 Monaten … hab ich dann irgendwie keine Lust mehr, in jedem zweiten Gespräch erklären zu müssen, dass ich kein Amerikaner bin, dass ich kein Englisch unterrichte, dass meine Kinder auf ganz normale taiwanische Schulen gehen usw.

Es gibt mit Sicherheit schlimmere Probleme als (ein westlicher) Ausländer in Taiwan zu sein und man sollte es auch bitte nicht als Beschwerde oder Arroganz meinerseits auffassen, denn in der Regel gebe ich auf alle Fragen über mich, meine Familie, über Deutschland und die Welt gerne Antwort, nur nicht immer und überall und vor allem nicht ohne zwischendurch auch mal über etwas anderes geredet zu haben. Leider sind Taiwaner, die sich zufällig auf der Straße über die aktuelle Familien- und Bildungspolitik unterhalten möchten ziemlich selten…

Allerdings bin ich kein großer Freund von Stammtischen oder sonstigen eigenkulturellen Veranstaltungen, keine Ahnung warum. Als Kompensation schreib ich halt Blog 😉

18 Monate also, nach denen ich mir dann die Ticketpreise nach Deutschland ansehe und daher jetzt im Schnitt alle 2 Jahre in meine Heimat fliege. Die 6 Monate zwischen Ticketkauf und eigentlichem Flug werden dann durch die Vorfreude auch wieder erträglicher. Dass dieser Zeitraum für mein Erholungsbedürfnis ideal ist, zeigt sich vor allem daran, dass ich dieses Jahr zum ersten Mal erst nach 3 Jahren wieder nach Deutschland geflogen bin. Letztes Jahr kam uns (als bester Grund zu warten, ever!) zum zweiten Mal der Klapperstorch dazwischen. Aber trotz allen Familienglücks habe ich für mich gemerkt, dass mir 3 Jahre non-stop in Taiwan zu viel sind.

Wie sieht mein Kontrastprogramm zu Taiwan also aus?

Nun, es geht schon los, wenn man nach 13-16 Stunden aus dem Flugzeug steigt und man sich bei der Gepäckausgabe in Frankfurt fragt, woher man verflucht ein 1-Euro Stück als Pfand für den Gepäckwagen hernehmen soll. Also mittlerweile weiß ich natürlich Bescheid und beim ersten Mal hatte ich zum Glück noch eins in der Brieftasche, aber wie machen das eigentlich normale Touristen?! Auf jeden Fall kann ich mir kaum eine bessere Möglichkeit vorstellen, seinen Gästen nicht mal 5 Minuten nach der offiziellen Einreise eindrucksvoll zu demonstrieren, was man in Sachen Service in Deutschland zu erwarten hat.

Wellkamm to Dschörmänie!

Und sollte man nach dem langen Flug und dem Prozedere am Flughafen noch immer nicht richtig wach sein, dann erledigt das wahrscheinlich der hundertprozentig zu erwartende Temperatursturz im Vergleich zu Taiwan. Egal ob nun Sommer oder Winter und unabhängig von der Tageszeit war es bei meinen Reisen nach Deutschland immer deutlich kälter als in Taiwan. Nicht falsch verstehen! Ich finde das gut, in den ersten Tagen, bis zu einem gewissen Grad 😉

Wenn man allerdings jetzt hier Anfang Juli bei 17 Grad Höchsttemperatur und Dauerregen in Deutschland sitzt und aus lauter Verzweiflung einen Blogartikel schreibt, dann ist das nicht wirklich gut. Sowieso hat Deutschland ein ziemlich großes Problem mit seiner Wetterbeständigkeit. 17-19-24-28-21-18-25 sind nicht die Lottozahlen, sondern die Temperaturprognosen der nächsten Woche. Zum Vergleich: 32-32-32-31-31-31-31 ….

Wie man hier bereits sehen kann, gibt es etwas, dass man auch nach 13 Jahren und sehr wahrscheinlich auch nach 60 Jahren in Taiwan nicht verlieren kann: des Deutschen große Vorliebe zum Meckern 😉

Sowieso liegt ein großer Wert dieses Kontrastprogramms darin, dass man sich endlich mal wieder über eine Vielzahl von Themen unterhalten kann … und man von den allermeisten Leuten verstanden wird. Denn wer gerne Späße macht und so manche Situationen mit Ironie kommentiert, der wird in Taiwan sehr oft in fragende Gesichter blicken.

Ich komme aus einer kleinen Stadt, in der zwar nicht jeder jeden direkt kennt, aber über zwei oder drei Ecken vielleicht schon. Zudem kenne ich hier glaube jeden Baum und jedes Haus. Die meisten Wege bin ich auch schon vor 30 Jahren gegangen und diese Vertrautheit ist etwas, das mir in Taiwan fehlt. Aber auch kein Wunder nach 7 Umzügen in 13 Jahren und 4 verschiedenen Städten. Und sowieso ist das Leben in Taiwan meines Erachtens sehr viel dynamischer, flexibler und unbeständiger als in Deutschland. Allerdings hinkt der Vergleich sehr stark, weil ich in Taiwan bisher nur in Großstädten gelebt habe, in denen die Einwohner meiner kleinen Heimatstadt sehr wahrscheinlich in einen einzigen Häuserblock passen würden.

Was mir halt jedes Mal auffällt ist diese unglaublich gute Übersichtlichkeit, die Ruhe und die Leere meiner kleinen Heimatstadt. Um den Feierabendverkehr an einem Werktag zu vergleichen, dürfte man in Taipeh wohl nicht vor 1 Uhr nachts auf die Straße gehen und den Verkehr am Wochenende kann man eigentlich nur mit der Ruhe bei der alljährlichen Luftschutzübung nachstellen.

Als Familienvater, aber auch als normaler Fußgänger, ist es auch sehr schön, einfach so mit dem Kinderwagen spazieren gehen zu können, ohne in ständiger Alarmbereitschaft wegen umherschwirrender Roller und Autos sein zu müssen. Von den lustigen Situationen an Zebrastreifen, an denen man so lange stehen bleibt, bis die ordnungsgemäß daran haltenden Kraftfahrer anfangen zu hupen, ganz zu schweigen 😉

Und auch sonst ist es in meiner kleinen Heimatstadt (im Sommer) sehr schön.  Sehr grün halt und egal ob kleiner Berg mit Aussicht oder kleiner See mit Aussicht, beides ist mit dem Auto nicht mehr als 10 Minuten entfernt. Kleinstadt in einer ziemlich ländlich Region halt, in der einem beim Spaziergang an den Flussauen die Schafe zublöken und auf den Weiden in der Nähe des Sees die Kühe grasen. In Taiwan bezahlt man für solche Sachen Eintritt….

Kommen wir zum Essen.

Es gibt in Taiwan mittlerweile kein „deutsches“ Essen mehr, das ich nicht irgendwo bekommen könnte. Nur schmeckt es möglicherweise anders als zu Hause und teurer ist es auf jeden Fall. Früher habe ich mich noch 2-3 Mal in ein deutsches Restaurant in Taiwan begeben, aber das letzte Mal ist jetzt doch schon wieder einige Jahre her.

Ich vermisse es auch eigentlich nicht. Die taiwanische Küche ist so gut und vielseitig, dass ich innerhalb von 2 Jahren kaum das Bedürfnis nach deutschem Essen verspüre. Mit einer Ausnahme vielleicht. An einem perfekten Tag einfach mal draußen im Garten zu sitzen und zu grillen ist schon was, das mir auch schon nach wenigen Monaten in Taiwan wieder gefallen könnte. Gibt allerdings zu viele Probleme. Unter anderem der Mangel eines Gartens, in dem man in Ruhe sitzen könnte und die Seltenheit eines perfekten Tags zum Grillen. Im Sommer bei über 30 Grad und 70% Luftfeuchtigkeit abends im Dunkeln zu grillen ist nichts, was man irgendwie als angenehm, entspannend und allgemein zufriedenstellend bezeichnen könnte. Aus diesem Grund haben sich findige Marketingleute ja auch das Mittherbstfest (Mondfest) in Taiwan ausgesucht, um den Absatz von Grillsachen anzukurbeln. Da sitzen die Taiwaner dann mit 5-Euro Minigrills abends im Dunkeln auf dem Bürgersteig, oft allerdings auch direkt auf der Straße, da kein Bürgersteig vorhanden, und machen dann ihr BBQ. An anderen Tagen nie.

Nö, macht mir keinen Spaß. Gegrillt wird in Deutschland an einem lauen Sommerabend draußen im eigenen Garten schön im Hellen unter Ausnutzung der guten alten Sommerzeit, die uns einen Sonnenuntergang kurz vor 22 Uhr beschert. Nun sitze ich hier wie oben bereits geschrieben bei 17 Grad und Dauerregen, aber da ich bei Reisen nach Deutschland glücklicherweise immer so 6-8 Wochen bleibe, ergibt sich in dieser Zeit doch das eine oder andere Grillfest. Das reicht mir dann für die nächsten 2 Jahre.

Noch etwas?

In Bezug auf Essen?

Ja klar. Süßigkeiten! Nach 3 Jahren war die Freude in der Süßwarenabteilung noch größer als nach 2 Jahren! Hier in Taiwan hüten wir aus Deutschland mitgebrachte oder von den Großeltern zu Weihnachten geschickte Schokolade wie kleine Schätze. Und die werden dann an einem besonderen Platz im Kühlschrank aufbewahrt und maximal jeweils nur ein Reihe von gegessen, muss ja schließlich ein paar Monate halten. In Deutschland wird da einfach drauf los gekauft und gegessen. Die Marke ist übrigens egal. Jede in Deutschland normal im Supermarkt erhältliche Schokolade schmeckt besser als in Taiwan.

Aber nicht nur Schokolade. Denn wie verwöhnt sind wir in Deutschland eigentlich mit Weingummi von Haribo, Katjes, Trolli und Co.? Zumal auch zu den niedrigen Preisen. Und, Entschuldigung, aber wie geil sind eigentlich die Produkte von Red Band? Vor allem die Assortie, aber auch die Schuhe, Schnuller und Smileys! Da werden vor allem Kindheitserinnerungen wach, denn genau diese Marke gab es damals immer am Kiosk, an dem ein nicht unwesentlicher Teil des Taschengeldes für die „gemischte Tüte“ ausgegeben wurde. 

Vielleicht hat das an guten Süßigkeiten ziemlich arme Leben in Taiwan aber dann doch eine gute Seite. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel fetter ich als ohnehin schon wäre, wenn ich den Konsum in Deutschland in Taiwan einfach so fortsetzen könnte. 

Zum Schluss vielleicht noch ein Wort zum deutschen Fernsehen.

Schlimm.

Obwohl es schon einen Vorteil hat, SchleFaZ mal ohne VPN und PC und ganz entspannt am Fernseher sehen zu können oder auch beim zufälligen Rumzappen auf ein Fossil wie Delta Force zu stoßen. Jetzt nicht, weil ich den Film megatoll finde („Klischeehafter, dilettantischer Action-Reißer mit vorgeschobener moralischer Botschaft, der mit politischen Verzerrungen, Feindklischees und Racheinstinkten operiert.“) sondern weil ich zufälligerweise festgestellt habe, dass die Synchronsprecher fast allesamt Teil meiner Jugend waren. Wer ein Kind der 80er ist und in diesem Film nicht mindestens 5 Synchronstimmen wiedererkennt, durfte zu Hause wahrscheinlich nie fernsehen.

Aber ansonsten.

Schlimm.

Und so gehen sie dann ziemlich schnell vorbei, die ca. 6-8 Wochen im deutschen Sommer. Und genau so freue ich mich nach dieser Zeit auch wieder, „nach Hause“ nach Taiwan zu fliegen. Denn machen wir uns nichts vor. Wenn ich Ende August wieder in Taiwan ankomme, habe ich noch rund 3 Monate Sommer vor mir, in Deutschland ist er dann meist schon vorbei (…falls er überhaupt stattgefunden hat).

Und nach 6-8 Wochen in Deutschland und jeder Menge Gesprächen auf Deutsch macht es mir dann auch wieder Spaß, mich auf Chinesisch zu unterhalten. Selbst wenn ich in jedem zweiten Gespräch erklären muss, dass ich kein Amerikaner bin, dass ich kein Englisch unterrichte und dass meine Kinder auf ganz normale taiwanische Schulen gehen.

Manche Dinge ändern sich halt nie 😉

Guck mal wer da spricht!

Aus aktuellem Anlass hier die offizielle englische Übersetzung der Antrittsrede von Tsai Ying-Wen, der ab dem heutigen Tage amtierenden Präsidenten Taiwans, aufgelockert mit ein paar Anmerkungen meinerseits, um bei dem langen Text nicht mittendrin wegzunicken.

Esteemed heads of state and guests from our diplomatic allies, distinguished ambassadors and representatives, dear friends, our fellow citizens across the country:

Hallo Ying-Wen!

Our Gratitude and Responsibilities

Just moments ago, in the Presidential Office building, Dr. Chen Chien-jen and I were officially sworn in as the 14th President and Vice President of the Republic of China. We must express our gratitude to this land for nurturing us and to the people for placing their trust in us. Most importantly, we deeply appreciate the democratic institutions of this country, which have allowed us to accomplish Taiwan’s third transition of political power through a peaceful electoral process. We also overcame many uncertainties throughout a four months-long transition period that concluded peacefully today.

Once again, the people of Taiwan have shown the world through our actions that we, as a free and democratic people, are committed to the defense of our freedom and democracy as a way of life. Each and every one of us participated in this journey. My dear fellow Taiwanese, we did it.

Ohrwurm!

I would like to tell you that, regarding the results of the January 16th elections, I have always had one interpretation only. The people elected a new president and new government with one single expectation: solving problems.

Könnte sein.

At this very moment, Taiwan faces a difficult situation that requires its leaders to shoulder the burdens without hesitation. This is something I will not forget. I would also like to tell you that, the multitude of challenges before us require that we face them honestly and shoulder the responsibilities together.

Du wird aber schon das Sagen haben, oder?

Therefore, this speech is an invitation. I invite every fellow citizen to carry the future of this country.

Hab mich dazu vor 12 Jahren zwar schon selbst eingeladen, aber trotzdem Danke.

It is not the leader who makes a country great; it is the collective striving of the people that makes this country great. A president should not only unite her own supporters; she should unite the entire country. To stand united for change — that is my earnest hope for this country. Here, I sincerely call on everyone to give this country a chance.

Let us leave behind the prejudices and conflicts of the past, and together fulfill the mission that the new era has entrusted to us.

Mal sehen, ob der Satz noch gilt, wenn die DPP die Parlamentsmehrheit irgendwann verliert 😉

At this moment and as President, I declare to the citizens of this country that my administration will demonstrate resolve in spearheading this country’s reform, and will never back down.

Genau das ist glaube das Anforderungsprofil für deine Stelle.

Building a Better Country for the Younger Generation

The path forward is not a smooth one. Taiwan needs a new government that readily takes on each and every challenge. And it is my job to lead such a government.

Auftrag erkannt!

Our pension system will go bankrupt without reform.

Ja.

Our rigid educational system is increasingly out of touch with society. Our energy and resources are limited, and our economy lacks momentum, with the old model of OEM manufacturing facing a bottleneck. This country urgently needs a new model for economic development.

Ja.

Our population is rapidly aging, while the long-term care system remains inadequate.

Ja.

Our birthrate remains low, while a sound childcare system seems a distant prospect.

Ja.

Our environment still suffers from severe pollution.

Ja.

Our country’s fiscal situation is far from optimistic.

Ja.

Our judicial system has lost the trust of the people.

Ja.

Our families are deeply disturbed by food safety scandals.

Ja.

Our wealth disparities are still widening.

Ja.

Our social safety net is full of holes.

Ja. Moment? Welches soziales Netz?

Most importantly, and I must stress: our young people still suffer from low wages. Their lives are stuck, and they feel helpless and confused about the future.

Gibt auch Jugendliche, die auch so hilflos und verwirrt sind, aber das ist ein Thema für sich.

Young people’s future is the government’s responsibility. If unfriendly structures persist, the situation for young people will never improve, no matter how many elite talents we have. My self-expectation is that, within my term as President, I will tackle this country’s problems step by step, starting with the basic structure.

Na dann mal los!

This is what I want to do for the young people of Taiwan. Although I cannot give every young person a raise instantly, I can promise that the new administration will initiate actions immediately. Please give us some time, and please join us on this journey of reform.

Ja ok, aber dann los!

To change young people’s predicament is to change a country’s predicament. When its young people have no future, a country is certain to have no future. It is the solemn duty of the new administration to help young people overcome difficulties, achieve generational justice, and deliver to the next generation a better country.

Öhm, ja klar.

●1. Transforming Economic Structures

To build a better country, going forward, the new administration must accomplish the following tasks. The first is to transform Taiwan’s economic structure. This is the most formidable task that the new administration must take on. We must not think lightly of ourselves, and we must not lose confidence. Taiwan enjoys many advantages that other countries lack.

Kann man mal vorsichtig bestätigen.

We have the vibrancy and resilience of a maritime economy, high quality human resources, the pragmatic and reliable culture of engineers, a well-developed industrial chain, nimble and agile small and medium enterprises, and of course, our relentless entrepreneurial spirit. In order to completely transform Taiwan’s economy, from this moment on, we must bravely chart a different course – and that is to build a „New Model for Economic Development“ for Taiwan.

Slogans machen sich immer gut!

The new administration will pursue a new economic model for sustainable development based on the core values of innovation, employment and equitable distribution. The first step of reform is to strengthen the vitality and autonomy of our economy, reinforce Taiwan’s global and regional connections, and actively participate in multilateral and bilateral economic cooperation as well as free trade negotiations including the TPP and RCEP.

Verhandlungen im Sinne von Verhandlungen oder vom Verhandlungspartner erpresst werden?

We will also promote a „New Southbound Policy“ in order to elevate the scope and diversity of our external economy, and to bid farewell to our past overreliance on a single market.

Im Süden ist es ja meistens besser (…sag ich als fast noch Norddeutscher)

Furthermore, the new administration believes that the only way for Taiwan to overcome the current economic stagnation is to stimulate new momentum for growth. Our export and domestic demand will serve as twin engines for growth, allowing business production to become closely integrated with the livelihoods of the people, while building close ties between foreign trade and the local economy.

Das finde ich interessant. Der seit vielen Monaten rückläufige Exportsektor soll als einer von zwei Wachstumsmotoren laufen. Wie denn?

We will prioritize our plans to promote five major innovative industries, with the goal of reshaping Taiwan’s global competitiveness. By protecting labor rights, we will also actively raise productivity and allow wages to grow in lockstep with the economy.

Ach so einfach geht das!

This is a crucial moment for Taiwan’s economic development. We have the resolve and the ability to communicate. Going forward, we have systematic plans to engage in interagency cooperation, in order to consolidate the strength of the entire country and bring forth this new model.

As we pursue economic development, we must not forget our responsibility to the environment. Our New Model for Economic Development will be fully integrated with national land-use planning, regional development and environmental sustainability. Industrial planning strategy and national land-use should not be fragmented or shortsighted.

Jo.

We must also pursue balanced regional development, which requires planning and coordination by the central administration. And it requires our local governments to uphold the spirit of regional joint governance.

Und wenn es nicht klappt, dann kann man die Verantwortung den Lokalregierungen zuschieben.

We must not endlessly expend natural resources and the health of our citizens as we have done in the past. Therefore, we will strictly monitor and control all sources of pollution. We will also bring Taiwan into an age of circular economy, turning waste into renewable resources. We will gradually adjust our energy options based on the concepts of sustainability.

Aber keine Windräder in meinem Garten!

The new administration will seriously address issues related to climate change, land conservation and disaster prevention. After all, we only have one earth, and we only have one Taiwan.

Tatsache!

●2. Strengthening the Social Safety Net

The second area that the new government must address is to strengthen Taiwan’s social safety net. Over the past few years, several incidents of violent crime affecting the safety of children and youth have shaken our entire society.

However, a government cannot remain in a state of shock. It must demonstrate empathy. No one can endure the pain and suffering on behalf of the victims‘ families. However, the government, and especially the first responders, must let the victims and their family members feel that, when unfortunate incidents occur, the government is on their side.

Beyond offering empathy, the government should propose solutions. We must do everything we can to prevent the repeated occurrences of tragedy, by swiftly mending holes in areas such as public safety, education, mental health and social work. The new administration will address these issues with the utmost seriousness and readiness to act, particularly on public safety and anti-drug efforts.

Ach so…es geht hier gar nicht um das soziale Netz, um sozial Schwache zu unterstützen, sondern eher sich vor sozial Schwachen oder geistig gestörten Menschen zu schützen.

The issue of pension reform is crucial for the survival and development of Taiwan. We should not hesitate, nor should we act in haste. Vice President Chen Chien-jen is spearheading the establishment of a Pension Reform Committee. Previous administrations have devoted some effort to this issue, but public participation was inadequate. The new government will launch a collective negotiation process, because pension reform must unite everyone involved.

Erst mal ne Arbeitsgruppe gründen!

For this reason, we will convene a national congress on pension reform that brings together representatives from different social classes and occupations to engage in negotiations on the basis of societal unity. Within a year, we will offer a workable proposal for reform. Whether you are employed in the private or the public sector, life after retirement for every citizen should receive fair protection.

Should….sollte. Warum sagst du nicht must…muss?

Furthermore, on the issue of long-term care, we will establish a high-quality, affordable and extensive long-term care system. Like pension reform, long-term care is a process of social mobilization. The new administration’s approach is for the government to lead and plan, while encouraging citizens to organize in communities; through the efforts of collective social assistance, our goal is to build an adequate and comprehensive system.

Every senior citizen can comfortably enjoy life after retirement in a community they are familiar with. Every family will see their burden of care lightened. We cannot leave senior care entirely to the free market. We will take up our responsibilities, plan and implement step by step, and get adequately prepared for the arrival of a hyper-aging society.

Ohrwurm!

●3. Social Fairness and Justice

The third area the new government must address is social fairness and justice. On this issue, the new government will continue to work with civil society to align its policies with the values of diversity, equality, openness, transparency, and human rights, so as to deepen and evolve Taiwan’s democratic institutions.

Wenn man da die Gesellschaft nichts dagegen hat…

For the new democratic system to move forward, we must first find a way to face the past together. I will establish a Truth and Reconciliation Commission inside the Presidential Office, to address the historical past in the most sincere and cautious manner. The goal of transitional justice is to pursue true social reconciliation, so that all Taiwanese can take to heart the mistakes of that era.

Um alte Wunden zu heilen also erstmal alte Wunden aufreißen?

We will begin by investigating and sorting through the facts. Within the next three years, we plan to complete Taiwan’s own investigative report on transitional justice. Follow-up work on transitional justice will then be carried out in accordance with the truth unveiled by the report. We will discover the truth, heal wounds, and clarify responsibilities. From here on out, history will no longer divide Taiwan. Instead, it will propel Taiwan forward.

Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen. – Pablo Picasso

Also related to fairness and justice, I will uphold the same principles when addressing issues concerning Taiwan’s indigenous peoples. At today’s Inauguration Ceremony, before they sang the national anthem, the indigenous children first sang the traditional melodies of their tribes. This means that we dare not forget who arrived first on this island.

The new government will address issues concerning indigenous peoples with an apologetic attitude. My administration will work to rebuild an indigenous historical perspective, progressively promote indigenous autonomous governance, restore indigenous languages and cultures, and improve the livelihood of indigenous communities.

Hoffen wir mal.

Next, the new government will actively promote judicial reform. At this juncture, this is the issue the people of Taiwan care the most about. The general sentiment is that the judicial system is not close to the people, and is not trusted by them. It is unable to fight crime effectively, and has lost its function as the last line of defense for justice.

Also machen wir erstmal ne Arbeitsgruppe!

To demonstrate the new government’s resolve, we will hold a national congress on judicial issues this coming October. By allowing public participation and letting in social forces, we will advance judicial reform together. The judicial system must respond to the needs of the people. It will no longer be a judicial system for legal professionals only, but for everyone. Judicial reform is not only the business of legal professionals; it must be inclusive. These are my expectations for judicial reform.

Jo! Strafgesetzreformen by the People und nicht diesen komischen Leuten, die den Kram studiert haben, aber kein Mensch versteht! In Taiwan bekommt man schließlich auch einen Führerschein ohne jemals auf einer normalen Straße gefahren zu sein!

●4. Regional Peace and Stability and Cross-Strait Relations

The fourth area for the new government to address is regional peace, stability and development, as well as the proper management of cross-Strait relations. Over the past 30 years, Asia and the world have undergone dramatic changes. And governments have become increasingly concerned over global and regional economic stability and collective security.

Taiwan has always played an indispensable role in the region’s development.

Inwiefern?

But in recent years, regional dynamics have been changing rapidly. If Taiwan does not effectively use its strengths and leverage to proactively participate in regional affairs, it will not only become insignificant, it may even become marginalized and lose the ability to determine its own future.

Erklär mal genauer!

But where there is crisis, there is opportunity.

Bringst du (oder der Übersetzer) echt diese auf einer falschen Übersetzung beruhende Redewendung?

The present stage of Taiwan’s economic development is highly connected and complementary with many countries in the region. If our efforts to build a New Model for Economic Development can be linked to other Asian and Asia-Pacific countries through cooperation, to jointly shape future development strategies, we will not just contribute to the region’s innovation.

Hast du oben doch schon erwähnt!

We will also contribute greatly to the region’s structural adjustment and sustainable development. Together with other members of this region, we will forge an intimate sense of „economic community.“

South Asian Union … S.A….okay lassen wir das.

We will share resources, talents and markets with other countries to achieve economies of scale and to allow the efficient use of resources. This is the spirit on which our „New Southbound Policy“ is based. We will broaden exchanges and cooperation with regional neighbors in areas such as technology, culture and commerce, and expand in particular our dynamic relationships with ASEAN and India.

Wurden die Lockerungen für die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer nicht grad erst wieder auf Eis gelegt?

We are also willing to engage in candid exchanges and pursue possibilities for cooperation and collaboration with the other side of the Strait on our common participation in regional development.

As we actively develop our economy, the security situation in the Asia-Pacific region is becoming increasingly complex. Cross-Strait relations have become an integral part of building regional peace and collective security. In this process, Taiwan will be a „staunch guardian of peace“ that actively participates and is never absent. We will work to maintain peace and stability in cross-Strait relations. We will make efforts to facilitate domestic reconciliation, strengthen our democratic institutions, consolidate consensus, and present a united position to the outside world.

Ok.

For us to accomplish our goals, dialogue and communication are absolutely crucial. Taiwan will also become a „proactive communicator for peace.“ We will establish mechanisms for intensive and routine communications with all parties involved, and exchange views at all times to prevent misjudgment, establish mutual trust, and effectively resolve disputes. We will handle related disputes in adherence to the principles of maintaining peace and sharing interests.

I was elected President in accordance with the Constitution of the Republic of China, thus it is my responsibility to safeguard the sovereignty and territory of the Republic of China; regarding problems arising in the East China Sea and South China Sea, we propose setting aside disputes so as to enable joint development.

Und wie legt man Konflikte am besten beiseite? Indem man meint stets im Recht zu sein wohl nicht.

We will also work to maintain the existing mechanisms for dialogue and communication across the Taiwan Strait. In 1992, the two institutions representing each side across the Strait (SEF & ARATS), through communication and negotiations, arrived at various joint acknowledgements and understandings.

It was done in a spirit of mutual understanding and a political attitude of seeking common ground while setting aside differences. I respect this historical fact. Since 1992, over twenty years of interactions and negotiations across the Strait have enabled and accumulated outcomes which both sides must collectively cherish and sustain; and it is based on such existing realities and political foundations that the stable and peaceful development of the cross-Strait relationship must be continuously promoted.

Großer Onkel hört zu. Mach mal weiter.

The new government will conduct cross-Strait affairs in accordance with the Republic of China Constitution, the Act Governing Relations Between the People of Taiwan Area and the Mainland Area, and other relevant legislation. The two governing parties across the Strait must set aside the baggage of history, and engage in positive dialogue, for the benefit of the people on both sides.

Genau, Schwamm drüber!

By existing political foundations, I refer to a number of key elements. The first element is the fact of the 1992 talks between the two institutions representing each side across the Strait (SEF & ARATS), when there was joint acknowledgement of setting aside differences to seek common ground. This is a historical fact. The second element is the existing Republic of China constitutional order. The third element pertains to the outcomes of over twenty years of negotiations and interactions across the Strait. And the fourth relates to the democratic principle and prevalent will of the people of Taiwan.

Aber fünftens zählen die vier ersten Punkte natürlich herzlich wenig, wenn einer der ganz Großen mal die Geduld mit Taiwan verlieren sollte.

●5. Diplomatic and Global Issues

The fifth area for the new government to take up is to fulfill our duty as a citizen of the world and contribute towards diplomatic and global issues. We will bring Taiwan closer to the world, and the world closer to Taiwan. With us here today are many heads of state and delegations.

Hallo Obama! Oh…tschuldigung, Verwechslung!

I would like to thank them for their longstanding assistance to Taiwan and for giving us the opportunity to participate in the international community. Going forward, through governmental interactions, business investment and people-to-people collaborations, we will continue to share Taiwan’s experience in economic development and build lasting partnerships with our allies.

Und der eine oder andere Scheck ist natürlich immer drin.

Taiwan has been a model citizen in global civil society. Since our democratization, we have persisted in upholding the universal values of peace, freedom, democracy and human rights. It is with this spirit that we join the alliance of shared values and concerns for global issues. We will continue to deepen our relationships with friendly democracies including the United States, Japan and Europe to advance multifaceted cooperation on the basis of shared values.

Das mit den Menschenrechten und so müsste man nochmal diskutieren, aber ich versteh schon, warum du das so sagen musst.

We will proactively participate in international economic and trade cooperation and rule-making, steadfastly defend the global economic order, and integrate into important regional trade and commercial architecture. We will also not be absent on the prevention of global warming and climate change.

Wirtschaft stärken und das Klima retten! Lesen Sie hierzu auch den Erfahrungsbericht eines international agierenden Konzerns aus Wolfsburg…

We will create within the Executive Yuan an office for energy and carbon-reduction. We will regularly review goals for cutting greenhouse gas emissions in accordance with the agreement negotiated at the COP21 meeting in Paris. Together with friendly nations we will safeguard a sustainable earth.

Und die unfreundlichen Nationen werden wir gnadenlos ausbuhen (…es sei denn, es sind unsere diplomatischen Verbündeten)

At the same time, the new government will support and participate in international cooperation on emerging global issues including humanitarian aid, medical assistance, disease prevention and research, anti-terrorism cooperation and jointly tackling transnational crime. Taiwan will be an indispensable partner for the international community.

„Wir werden ein Partner sein, den sie nicht ablehnen könnt!“, sagte die Chefin und strich sich eine Falte aus dem Hosenanzug.

●Conclusion

From the first direct Presidential Election in 1996 to today, exactly 20 years have gone by.

Verdammt! Das heißt ja auch, dass ich im Vergleich zu 1996 genau 20 Jahre älter bin! Du übrigens auch!

Thanks to two decades of hard work by successive governments and civil society, we have overcome many obstacles that emerging democracies must confront. Throughout this process, we have had many touching moments and stories. But like other countries, we have also experienced anxiety, unease, contradictions and conflict.

Welche jetzt genau?

We have witnessed confrontation within society; confrontation between progressive and conservative forces, between pro-environment and pro-development views, and between political ideologies. These confrontations have sparked the energy for mobilization during election seasons. But also because of these dichotomies, our democracy gradually lost its ability to solve problems.

Geht in die richtige Richtung.

Democracy is a process. In every era, those who work in politics must recognize clearly the responsibilities they shoulder. Democracy can move forward, but it can also fall backwards. Standing here today, I want to say to everyone: for us, falling backwards is not an option.

Deswegen mag ich kein Politikersprech. Natürlich ist ein Zurückfallen eine Option. Die Tatsache, dass dir diese Option nicht gefällt, lässt sie ja nicht in Luft auflösen.

The new government’s duty is to move Taiwan’s democracy forward to the next stage: before, democracy was about winning or losing the election. Now, democracy is about the welfare of the people. Before, democracy was a showdown between two opposing values. Now, democracy is a conversation between many diverse values.

Ich bin zwar kein Politologe, aber irgendwas stimmt hier nicht.

To build a „united democracy“ that is not hijacked by ideology; to build an „efficient democracy“ that responds to the problems of society and economy; to build a „pragmatic democracy“ that takes care of the people – this is the significance of the new era.

Nö, das sind einfach die Grundzüge eines Landes, in dem es sich zu leben lohnt. Häng die Trauben doch nicht so hoch.

As long as we believe, the new era will arrive. As long as our leaders have unwavering faith, the new era will be born in the hands of our generation. Dear fellow Taiwanese, this speech is coming to a close, but reforms are just about to start. From this moment on, the weight of the country rests upon the new government. It is my duty for you all to see this country change.

Ohrwurm!

History will remember this courageous generation. This country’s prosperity, dignity, unity, confidence and justice all bear the marks of our struggle. History will remember our courage. It will remember that in the year 2016, we took this country in a new direction. Everyone on this land can be proud of having participated in changing Taiwan.

So, und jetzt alle mal drücken!

In the earlier performance, I was really touched by a verse in the lyrics of a song:

„Today is the day, my brave fellow Taiwanese.“

Dear fellow citizens, dear 23 million people of Taiwan: the wait is over. Today is the day. Today, tomorrow, and on every day to come, we shall all vow to be a Taiwanese who safeguards democracy, freedom, and this country.

Ich darf aber gar kein Taiwanese sein…

Thank you.

Keine Ursache.

Und bevor jetzt böse Antworten kommen:

Natürlich sind die Kommentare gehässig, natürlich sind sie unfair. Das ganze Leben ist unfair und die Situation Taiwans im ganz Speziellen. Und was Taiwan aus seiner unfairen Situation macht ist toll.

Das verdeckt aber nicht die Tatsache, dass Worte allein nichts bewegen. Ich persönlich erwarte nichts von der neuen Regierung, würde mich allerdings riesig freuen, wenn sie mich positiv überrascht. Kredit bekommt die neue Regierung von mir aber nicht, ich bekomme ja schließlich auch keinen Kredit von einer taiwanischen Bank…

Imponiert hätte mir eine Rede im Stile von „Ich danke für das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger. Nicht an meinen Worten, sondern an meinen Taten möchte ich gemessen werden. Daher beende ich diese Rede genau hier, um mit meiner Arbeit zu beginnen“.

Und genau deswegen werde ich in diesem Leben auch kein Politiker mehr…

Traurig, Wütend, Erstaunt

Eine Nachricht, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Mag in diesen Zeiten eine abgedroschene Floskel sein, aber ist nun mal die wahrscheinlich treffendste Beschreibung dessen, wie ich gestern auf die traurige Nachricht aus Taipeh reagiert habe. Ein vierjähriges Mädchen wird auf offener Straße vor den Augen ihrer Mutter enthauptet. Surreal. Grausam. Horror. Schlimmer als IS, was eigentlich die Überschrift dieses Artikels sein sollte, aber die Ereignisse und die Gefühlslage im Laufe des Tages lassen sich noch besser mit den folgenden Reaktionen beschreiben:

Traurig

Als Vater einer ebenfalls vierjährigen Tochter geht ein solches Verbrechen über meinen eigenen Verstand hinaus. Ich kann darüber nicht rational nachdenken, mich nicht in den Täter hineinversetzen, mir nicht überlegen, was für ein Motiv für diese Tat bestünde. Die einzige Erklärung ist der blanke Wahnsinn, eine krankhafte Psyche, etwas was man nicht kontrollieren kann … und gleichzeitig kommt dabei die Frage auf, warum jemand in so einem Zustand frei durch Taipeh laufen, sich vor der Tat ein Hackmesser kaufen und dann auf sein Opfer warten kann. Und an diesem Punkt setzt dann der vom Verstand gesteuerte Schutzreflex ein. Ich will es mir nicht vorstellen, ich will es auch nicht erklärt haben, und am liebsten hätte ich es gar nicht gelesen oder gehört.

Es ist einfach nur perfide, gerade weil es keinen Schutz davor gibt.

Ich gehe jeden Morgen, wenn ich meine Tochter in den Kindergarten bringe, durch einen kleinen Park mit einem Spielplatz. Was bin ich froh außer der trostlosen Mischung aus grauem Asphalt, parkenden Autos und alten und noch lange nicht fertig gebauten Häusern ein kleines grünes Fleckchen auf unserem täglichen Weg zu haben, mit echtem Gras und dicht nebeneinander stehenden Bäumen, die im Herbst sogar ein wenig Laub abwerfen. Wer schon lange in Taiwan lebt, wird das zu schätzen wissen.

In diesem Park sitzt fast jeden Morgen aber auch ein Typ auf einer Bank und starrt einfach nur ins Leere. Heute morgen hing er mit dem Kopf über der Rückenlehne und hat geschlafen, oder so getan. Ich gehe davon aus, dass er harmlos ist, weil wir mittlerweile dutzende vielleicht sogar hundert Male durch diesen Park und an diesem Typen vorbeigegangen sind. Wirklich sicher kann man sich aber nie sein.

Wütend

Laut diversen Magazinen und Instituten, die zwar niemand wirklich kennt, aber dennoch gern zitiert werden, ist Taiwan das zweitsicherste Land der Welt.

Und richtig. Im Vergleich zu gestern fürchte ich mich heute kein bisschen mehr vor einem Verbrechen in Taiwan, allerdings auch nicht weniger. Und trotzdem kann man die Liste des Grauens in den letzten Jahren nicht einfach so als Zufallsprodukt ansehen. Ich bin absolut kein Verfechter von Katastrophen-Rankings, aber um die folgenden Ausführungen zu verstehen, muss man sich mit den Taten zumindest oberflächlich befassen.

In aller Kürze:

21. Mai 2014 Taipeh Metro

4 Tote, 24 Verletzte bei einer Messerattacke in der U-Bahn

Täter ist ein 21-jähriger Student, der mal „etwas großes“ machen wollte

https://en.wikipedia.org/wiki/2014_Taipei_Metro_attack

29. Mai 2015 Taipeh

8-jähriges Schulmädchen in Taipeh auf der Schultoilette erstochen

29-jähriger Mann, der „von Stimmen, sozialem Druck und Arbeitslosigkeit“ zur Tat getrieben wurde

http://focustaiwan.tw/search/201505290029.aspx

20. Juli 2015 Taipeh Metro

4 Verletzte bei einer Messerattacke in der U-Bahn

27-jähriger Mann, der lange arbeitlos war und „schlechte Laune“ hatte

http://focustaiwan.tw/search/201507200026.aspx

Am selben Tag attackiert ein 15-jähriger Schüler eine Frau und einen Mann auf offener Straße in Taipeh.

Der Täter wollte „Menschen töten wie Cheng Chieh“ (siehe Taipei Metro 2014)

http://focustaiwan.tw/search/201507210001.aspx

1. Januar 2016 Taipeh Metro

Ein als „emotional instabiler“ 53-jähriger Mann bringt 4 Messer mit in die U-Bahn, wird von der Polizei nach dem Hinweis eines Fahrgastes verhaftet, ein Polizist wird bei der Annäherung an den Mann verletzt.

http://focustaiwan.tw/search/201601010024.aspx

28. März 2016 Taipeh

Ein 4-jähriges Mädchen wird in Taipeh auf offener Straße vor den Augen ihrer Mutter enthauptet.

Der 33-jährige Täter, gegenwärtig arbeitslos, wegen Drogendelikten vorbestraft,
begab sich 2014 ein Mal in eine psychiatrische Klink

http://focustaiwan.tw/news/asoc/201603280022.aspx

Am Tag darauf:

29. März 2016 Taipeh Metro

Ein Polizist der Taipeh Metro wird bei einer Messerattacke an Kopf und Rücken verletzt.

Der 28-jährige Täter, gegenwärtig arbeitslos, gibt als Motiv an, dass er „Polizisten einfach hasst“. Er war in psychiatrischer Behandlung und im Besitz eines Behindertenausweises.

http://focustaiwan.tw/news/asoc/201603290014.aspx

Um jetzt aber nicht den Eindruck zu erwecken, dass sich das Böse nur auf Taipeh konzentriert:

1. Dezember 2012 Tainan

Ein 10-jähriger wird auf der Toilette einer Spielhalle die Kehle durchgeschnitten

Der Täter, 29 Jahre, männlich, lange Zeit arbeitslos, überschuldet, von Familie entfremdet, leidet nach eigenen Angaben unter psychischen Problemen

Wollte töten, um lebenslang ins Gefängnis zu kommen, weil es ihm dort besser geht als in Freiheit

http://www.chinapost.com.tw/taiwan/local/tainan/2012/12/02/362795/Man-confesses.htm

Fällt etwas auf? In allen Fällen sind die Täter männlich und auf die ein oder andere Art Verlierertypen. Diese Täterbeschreibung kennen wir von Amokläufen in Deutschland und den USA zu genüge. Man kann es sich jetzt einfach machen und behaupten, dass diese Taten Einzelfälle sind weiterhin so tun, dass doch eigentlich alles in Ordnung sei. Man könnte aber auch mal darüber nachdenken, warum es in den letzten Jahren „mehr Einzelfälle“ gibt als es früher der Fall gewesen zu sein scheint.

Erstaunlicherweise hatte jemand im letzten Jahr bereits diesen Gedanken: http://focustaiwan.tw/search/201507210033.aspx

Was daraus geworden ist, weiß ich nicht, wahrscheinlich wohl nichts. Wahrscheinlich hat man sich auch ablenken lassen von der Terrorgefahr, in der sich Taiwan nach dem Auftauchen der ROC Flagge in einem IS Drohvideo angeblich befinden soll.

Aber damit ist jetzt Schluss! Jetzt wird gehandelt! Nicht weniger als 12 Stunden nach der Tat wurde bekanntgegeben, dass noch in dieser Woche über eine verschärfte Anwendung der Todesstrafe debattiert werden wird.

http://focustaiwan.tw/news/asoc/201603280033.aspx

Moment … war im vorletzten Bericht nicht die Rede von einer sich besser kümmernden Gesellschaft? Und hatte ich mir für diesen Artikel angesichts des traurigen Themas nicht eigentlich vorgenommen, ohne Sarkasmus auskommen zu wollen? War wohl beides ein Wunschtraum (…und dennoch werde ich versuchen mich zurückzuhalten)

Ob der Täter die Todesstrafe verdient hat? Keine Frage.

Ob die Todesstrafe solche Verbrechen verhindern kann? Natürlich nicht.

Ob man über eine Verschärfung der Todesstrafe direkt nach einem so berührenden Fall diskutieren sollte? Keineswegs.

Wisst ihr, das schöne an diesem Blog ist, dass ich hier alles so reinschreiben kann, wie es mir in den Kram passt. Aber egal, welchen Quatsch ich hier auch produziere, wird dies keine zwingenden Auswirkungen auf das Leben anderer Menschen haben. Bei Politikern ist das anders und bei populistischen Politikern (ja ich weiß, eigentlich ein Pleonasmus) erst recht.

Kann es denn nicht wenigstens mal einen Tag geben, an dem in Taiwan als Reaktion auf etwas sehr Trauriges nur Traurigkeit herrscht und nicht gleich der nächste Bullshitwagen angefahren kommt?

Erstaunt

Sich darüber aufzuregen bringt allerdings nichts. Meine Haltung zur Todesstrafe spielt in Taiwan sowieso keine Rolle. Ich diskutiere auch mit keinem Taiwaner mehr darüber, unmittelbar nach solchen Taten sowieso nicht, aber auch grundsätzlich nicht. In dieser Frage überlasse ich Taiwan gerne das, was es sich selbst so sehr wünscht und auch von allen Ausländern immer so gerne betont wird: die völlige Unabhängigkeit. Taiwan muss es selbst mit sich mit ausmachen, als angeblich fortschrittliches Land auf offensichtlich gesellschaftliche Probleme mit Steinzeitmethoden ohne Aussicht auf Erfolg zu reagieren.

Was mich am gestrigen Tag neben dem Gefühl der Traurigkeit und Wut in Erstaunen versetzte, war etwas ganz anderes. Bereits wenige Stunden nach der Tat gibt die Mutter des getöteten Mädchens ein Interview vor der versammelten Presse. Wer den Hintergrund nicht kennt oder kein Chinesisch versteht, könnte in meinen Augen den Eindruck bekommen, es ginge hier vielleicht um einen gebrochenen Arm.

Auch wenn das jetzt sensationslüstern klingt, aber:

Die Mutter hat wenige Stunden zuvor mit angesehen, wie die eigene Tochter enthauptet wird und gibt dennoch im Fernsehen ein den Umständen entsprechend gefasstes Interview?

http://focustaiwan.tw/news/asoc/201603280025.aspx

Die taiwanische Form des Witwenschüttelns hat in mir seit meinem ersten Tag in Taiwan nur Ekel und Wut erzeugt (Anzeichen davon könnten hier auch in manch anderen Artikeln zu finden sein….) und ich als Reporter in Taiwan oder auch taiwanreporter, du wirst mich hier sicher verstehen, würde in diesen Momenten meinen taiwanischen Presseausweis im Klo runterspülen und mich für meinen gesamten Berufsstand einfach nur schämen.

Aber auch in diesem Fall muss ich mich damit abfinden und es möglicherweise als „kulturellen Unterschied“ akzeptieren (von den geklauten Facebook Fotos nur 3 Stunden nach der Tat will ich gar nicht erst anfangen…)

Aber, der Grund warum dieser Teil nicht unter das Stichwort Wut, sondern Erstaunen fällt, ist dass die Aussage

Suspects in these kinds of random killings lose their minds temporarily, and no law can resolve this, the mother said, urging the government to address the problem at its roots.

„I hope that we can address family and education issues so that people like this will disappear from our society,“ the mother said. „I hope our children and grandchildren will never see someone like this again.“

so viel Richtiges enthält, dass am Ende dieses traurigen Tages doch noch Hoffnung besteht.

Mir ist es wie gesagt unbegreiflich, wie jemand an einem solchen Tag zu einem solchen Gedankengang überhaupt fähig ist, genau so wie es mir unbegreiflich ist, wie jemand eine solche Tat begehen kann. Und am Ende dieses Tages wird mir wieder einmal klar, dass ich sehr viele Dinge in Taiwan nicht begreifen kann und wohl auch nie begreifen werde.

Eines Tages wird alles gut sein, das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles in Ordnung, das ist unsere Illusion. – Voltaire

* * *

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Ma-Xi Maler Focus

Ja ich weiß, die Überschrift ist ziemlich lahm, aber „Mediasmus“ wäre jetzt wieder so ein Titel gewesen, den ich genauer hätte erklären müssen und so viel Zeit möchte ich mit dem Thema eigentlich gar nicht verbringen. Wer dennoch weiß, was sich hinter dem Wortspiel Mediasmus verbirgt, der kann es gerne in den Kommentaren erklären 😛

Um was gehts also? Na um das, du weißt schon, genau das! Das ganz große Ganze, das historische Treffen zweier älterer Herren, die meinen, ihre jeweiligen Völker zu repräsentieren, obwohl der eine nicht mal vom Volk gewählt wurde und das Volk beim anderen beim Begriff Wahlurne wohl mittlerweile auf dumme Gedanken kommen könnte 😉

Als alteigesessenes Taiwanblog kommt man um dieses Thema aber nun mal nicht herum, aber bevor ich mich hier in eine ziemlich langweilige und bereits dutzendfach publizierte Analyse übergebe ergebe, hab ich mir mal angeschaut, was die Leute bei Focus Taiwan so aus diesem feuchten PR-Traum in den letzten Tagen gemacht haben.

Mein Assistent, der fidele feedly, war sich nämlich nicht zu schade, jede aber auch wirklich jede von Focus Taiwan veröffentlichte Meldung zu diesem Thema gewissenhaft zu speichern. Herausgekommen ist mittlerweile eine beeindruckende Übersicht, die insbesondere dahingehend interessant ist, dass man sich über das gesamte Thema nur anhand der Überschriften informieren kann, ohne die Artikel selbst lesen zu müssen. Probier es mal aus!

Angefangen hat alles am späten Dienstagabend mit

President Ma to meet China’s Xi in Singapore Saturday
2015/11/03 23:42:23

President Ma to meet China’s Xi in Singapore Saturday (update)
2015/11/04 00:10:24

Die aktualisierten Meldungen zähle ich übrigens als eigenständige Meldungen, weil sich die Inhalte teilweise stark voneinander unterschieden (im Sinne von vorher: kaum Information bis nachher: ein mehr paar Informationen).

Danach wurden die Focuisten wohl erstmal schlafen geschickt, denn für den nächsten Tag war ganz viel Kraft nötig:

Ma-Xi meeting timing questionable: DPP
2015/11/04 09:29:26

Ma-Xi meeting to cement cross-strait ties: Presidential Office
2015/11/04 09:50:26

Ma-Xi meeting to cement cross-strait ties: Presidential Office
2015/11/04 10:53:26

Leaders of two sides of Taiwan Strait to meet in Singapore
2015/11/04 11:23:26

Ma-Xi meeting timing questionable: DPP
2015/11/04 11:33:26

Taiwan shares jump in mid-morning session on Ma-Xi meeting
2015/11/04 11:42:26

AIT: U.S. welcomes steps to improve cross-strait ties
2015/11/04 12:09:26

Entourage of six to accompany Ma in meeting with Xi Jinping
2015/11/04 12:44:26

U.S. encourages ‚constructive dialogue‘ ahead of Ma-Xi meeting
2015/11/04 13:07:26

Business groups perceive Ma-Xi meeting positive for cross-strait ties
2015/11/04 13:33:26

Ma-Xi meeting should be applauded: ex-White House official
2015/11/04 13:41:26

DPP makes 5-point statement over Ma-Xi meeting in Singapore
2015/11/04 14:48:27

Ma-Xi meeting ‚milestone‘ in cross-strait relations: KMT
2015/11/04 14:53:27

DPP says it rejects ‚black-box‘ Ma-Xi meeting
2015/11/04 15:05:27

Ma-Xi meeting backed by U.S., Japan: source
2015/11/04 15:10:27

President willing to report to Legislature about meeting with Xi
2015/11/04 15:11:27

Minor political parties protest against Ma-Xi Singapore meeting
2015/11/04 15:30:27

Ma-Xi meeting of great significance to cross-strait ties: MAC
2015/11/04 15:55:27

KMT head: Ma-Xi meeting significant step in cross-strait history
2015/11/04 16:05:27

Ma-Xi meet expected to set framework for future cross-strait summits
2015/11/04 16:13:27

Ma-Xi meeting in line with PFP policy: Soong
2015/11/04 17:11:28

Government rejects claims Ma-Xi meet is political maneuver
2015/11/04 17:14:28

Ma-Xi meeting aimed at consolidating peace, prosperity: MAC
2015/11/04 17:40:28

DPP head urges president not to limit Taiwan’s future
2015/11/04 18:06:28

Ma, Xi to meet on equal footing: Chinese scholar
2015/11/04 18:10:28

Japan says it will closely follow Ma-Xi meeting
2015/11/04 18:23:28

Ma-Xi meeting aimed at consolidating peace, prosperity: MAC (update)
2015/11/04 19:13:28

Ma-Xi meeting will help build mutual political trust: scholars
2015/11/04 19:18:29

Ma-Xi meeting conducive to stability: business leaders
2015/11/04 19:21:29

Ma, Xi to address each other as ‚mister‘ in Singapore meet
2015/11/04 19:41:29

Second Ma-Xi meeting ‚highly possible‘ in 2016: DPP heavyweight
2015/11/04 20:02:29

Legislators to discuss proposed presidential national report
2015/11/04 20:09:29

ROC encounters with the Communist Party of China: an overview
2015/11/04 20:44:29

Taiwanese, Chinese leaders‘ meeting cross-strait landmark: TAO
2015/11/04 20:49:29

Time ‚ripe‘ for Ma-Xi meeting: MAC chief
2015/11/04 22:30:30

Singapore ‚happy‘ to host milestone cross-strait meeting
2015/11/04 22:32:30

Ma, Xi to split dinner bill in Singapore
2015/11/04 22:37:30

EU: Ma-Xi meeting ‚a promising step‘
2015/11/04 22:53:30

Ma-Xi meet signals Beijing’s recognition of Taiwan government: expert
2015/11/04 23:07:30

Sind insgesamt 39 Meldungen im Zeitraum von 09:29 bis 23:07 Uhr oder im Schnitt alle 21 Minuten. Zusammen mit den täglichen Meldungen, dass morgens die Börse aufmacht und nachmittags wieder zu, sowie ein paar anderen mehr oder weniger wichtigen Meldungen, lag der Output des Tages bei irgendwas um die 50 Meldungen. Das sind etwa drei Mal so viel wie an „normalen“ Tagen in Taiwan, was immer das auch bedeuten mag.

Am Donnerstag ging es dann nicht mehr ganz so frisch, aber dennoch sportlich weiter:

U.S. encourages cross-Taiwan Strait dialogue: official
2015/11/05 09:53:32

President hopes cross-strait leaders‘ meeting will become regular
2015/11/05 10:26:33

Ma-Xi meeting aimed at welfare of next generation: president
2015/11/05 10:49:33

United Daily News: New thinking on Ma-Xi summit
2015/11/05 10:58:33

U.S. has no role in Ma-Xi meeting: president
2015/11/05 11:25:33

First lady will not accompany president to Singapore
2015/11/05 12:04:33

Ma-Xi meeting has five characteristics: president
2015/11/05 12:11:33

Ma-Xi meeting to provide short-term boost to market sentiment: UBS
2015/11/05 12:20:33

Ma does not rule out Taiwan visit by Chinese leaders
2015/11/05 12:25:33

Ma hopes both sides will continue to cut animosity, deepen exchanges
2015/11/05 12:26:33

DPP has no objection to normalization of cross-strait meetings
2015/11/05 12:40:33

Ma-Xi talks to focus on cross-strait peace: MOFA
2015/11/05 13:12:34

President mum on whether he will address human rights in Xi meet
2015/11/05 14:18:34

Ma-Xi meet unrelated to Tsinghua Unigroup’s ambitions: president
2015/11/05 14:48:34

Police presence stepped up after protests over Ma-Xi meeting
2015/11/05 15:11:34

Interpellation of president unconstitutional: legislative head
2015/11/05 15:18:34

Ma says talks with Xi will not touch on South China Sea issue
2015/11/05 15:23:34

DPP presidential candidate does not rule out meeting with Xi
2015/11/05 15:42:34

Ma-Xi meet to explore higher-level cross-strait communication channel
2015/11/05 16:28:35

KMT chairman urges DPP to be positive about Ma-Xi meeting
2015/11/05 16:37:35

Business community supports Ma-Xi meeting
2015/11/05 16:42:35

Ma says meeting with Xi aimed at securing cross-strait peace
2015/11/05 16:57:35

DPP apologizes for ’slip of the tongue‘ on Taiwan-Singapore ties
2015/11/05 19:22:36

Ma-Xi meeting seen likely to be held in Shangri-La Island Ballroom
2015/11/05 21:26:37

Legislative caucuses to discuss Ma’s report on meeting with Xi
2015/11/05 22:14:37

25 Meldungen zwischen 09:53 und 22:14 oder alle 32 Minuten.

Wer jetzt aber gedacht hätte, dass der Brennpunkt Formosa am Freitag einen Tag vor dem geplanten Treffen ein Feuerwerk furioser Fachartikel liefern würde, der sah am Endes des Tages ziemlich enttäuscht aus der Wäsche:

Ma-Xi meeting a major achievement in itself: former AIT chair
2015/11/06 13:26:40

Still lots of cross-strait issues to be resolved: President Ma
2015/11/06 13:29:40

Search for lasting cross-strait peace must involve DPP: Economist
2015/11/06 14:09:40

Talks break down on Ma reporting to Legislature on meeting with Xi
2015/11/06 16:15:41

Economic Daily News: Taiwan’s future should be broached at Ma-Xi meet
2015/11/06 17:18:41

On Ma-Xi meeting, China experts see higher risks for Xi than Ma
2015/11/06 17:52:41

Ma-Xi meeting gift: Ma to give Xi a ceramic Formosan blue magpie
2015/11/06 19:03:42

Ma-Xi meeting shows cross-strait cooperation possible: expert
2015/11/06 19:37:42

Ma-Xi meeting supported by Japanese business community in Taiwan
2015/11/06 20:03:42

Ma-Xi meeting the result of desire to maintain status quo: Su Chi
2015/11/06 20:22:43

Shangri-La Hotel in Singapore getting ready for Ma-Xi meeting
2015/11/06 21:24:43

Presidential spokesman hits back at DPP criticism of Ma-Xi meeting
2015/11/06 21:54:43

Ma should leave cross-strait affairs to new president: DPP poll
2015/11/06 23:54:44

Gerade mal 13 Meldungen von 13:26 bis 23:54 oder alle 48 Minuten waren die Bilanz des Tages. Ich frag mich vor allem, was Freitagvormittag los war. Redaktionssitzung? Ruhe vor dem Sturm? Propagandaschulung? Man weiß es nicht….

Is aber auch egal, dann der Tag der Tage war angebrochen:

President departs for historic summit with Chinese counterpart
2015/11/07 06:23:45

Ma departs for historic summit with Chinese president (update)
2015/11/07 08:08:46

Ma arrives in Singapore for meeting with Chinese leader
2015/11/07 11:08:46

DPP’s Tsai makes three recommendations for Ma-Xi meeting
2015/11/07 13:42:47

Meeting between leaders of Taiwan, China begins
2015/11/07 15:08:47

Ma puts forth five-point proposal in meeting with Xi
2015/11/07 15:38:47

Xi calls for upholding ‚1992 consensus‘ in meeting with Taiwan’s Ma
2015/11/07 15:50:47

United Daily News: New horizons expected from Ma-Xi meeting
2015/11/07 16:16:48

Xi calls for upholding ‚1992 consensus‘ in meeting with Ma (update)
2015/11/07 16:37:48

Ma puts forth five-point proposal in meeting with Xi (update)
2015/11/07 16:42:48

Liberty Times: Taiwan lured to traps by leaders‘ summit
2015/11/07 16:46:48

Ma, Xi reach consensus on upholding ‚1992 consensus‘: official
2015/11/07 16:47:48

Important meetings between Taiwan and China: an overview
2015/11/07 16:55:48

Historic handshake of cross-strait leaders
2015/11/07 17:07:48

Nobel laureate questions timing of Ma-Xi meeting
2015/11/07 17:08:48

Parade staged in Taipei to protest Ma-Xi meeting
2015/11/07 17:24:48

China Times: Will DPP’s Tsai get the message from China’s Xi?
2015/11/07 17:56:48

Ma: Taiwan to solidify ‚1992 consensus‘ to pursue cross-strait peace
2015/11/07 17:58:48

Xi agrees to Ma’s proposal on cross-strait hotline
2015/11/07 18:32:48

President Ma finds Xi ‚pragmatic, flexible and frank‘
2015/11/07 18:35:49

KMT presidential candidate urges broad view of Ma-Xi meeting
2015/11/07 19:18:49

Taiwanese concerned about China’s military threat, Ma told Xi
2015/11/07 19:50:49

Ma, Xi agree on upholding ‚1992 consensus‘: official (update)
2015/11/07 19:59:49

Summit meetings institutionalized after Ma-Xi summit: speaker
2015/11/07 20:38:49

Xi welcomes Taiwan’s bid to join AIIB
2015/11/07 20:48:49

Taiwan, China show different styles in post-summit news briefings
2015/11/07 21:05:49

DPP presidential candidate bashes Ma’s advocacy of ‚1992 consensus‘
2015/11/07 21:30:50

Taiwanese business community gives positive views on Ma-Xi meeting
2015/11/07 21:32:50

Consensus on ’92 consensus signal for Taiwan’s separatists: scholars
2015/11/07 21:48:50

Historic Ma-Xi meeting focuses on ‚1992 consensus‘
2015/11/07 21:56:50

President Ma mentions ‚Republic of China‘ in meeting with Xi
2015/11/07 22:13:50

‚Liquor of peace‘ from former battlefield served at Ma-Xi dinner
2015/11/07 23:03:50

Ma-Xi meet lays foundation for peace across Taiwan Strait: scholar
2015/11/07 23:42:50

Na geht doch. 33 Meldungen von 06:23 bis 23:42 Uhr oder alle 31,5 Minuten, wobei man die ersten drei Artikel getrost vergessen kann und eigentlich nur die Zeit von 13:42 bis 23:42 Uhr gezählt werden dürfte, was den Wert dann auf alle 20 Minuten verringern würde.

Danach hat es in der Redaktion oder an welchem Ort auch immer die Texte entstehen, bestimmt ziemlich geraucht.

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Und keine Ahnung, ob es nun beim Flaschen drehen oder Strohhalme ziehen entschieden wurde, aber irgendjemand musste die Samstagnacht dann für diese eine Meldung verbringen:

President returns from historic meeting with Chinese leader
2015/11/08 02:05:51

Alle anderen waren dann wieder zu normalen Zeiten aktiv:

U.S. hails ‚historic improvement‘ in Taiwan-China relations
2015/11/08 08:59:52

EU calls Ma-Xi meeting ‚encouraging step‘ in Taiwan-China ties
2015/11/08 09:06:52

President Ma: Not very satisfied on Xi’s reply on military threat
2015/11/08 11:26:53

Ma, Xi wanted to emphasize role of the 1992 Consensus: expert
2015/11/08 11:52:53

Ma shares his impressions of Chinese leader
2015/11/08 12:14:53

Most goals for meeting with Xi have been achieved: Ma
2015/11/08 12:15:53

Full text of Ma’s opening remarks at post-summit press conference
2015/11/08 12:30:53

Ma-Xi meeting gift: Xi gives Ma a painting by famous Chinese painter
2015/11/08 12:46:53

Ma praised for holding his own news conference
2015/11/08 13:21:53

Taiwan’s key partners have been briefed on Ma-Xi summit: minister
2015/11/08 13:39:53

Economic Daily News: Ma-Xi meeting creates opportunities
2015/11/08 14:21:53

Tsai continues criticism of Ma’s performance at Singapore
2015/11/08 14:36:54

Scholars speak on importance of ‚1992 consensus‘
2015/11/08 15:40:54

Many barriers remain across Taiwan Strait: HK media
2015/11/08 16:10:54

Half of public sees Ma-Xi meeting helpful to cross-strait peace: poll
2015/11/08 16:48:54

United Daily News: ‚One China, respective interpretations‘ tested
2015/11/08 17:27:54

Singapore plays ‚vital role‘ in cross-strait peace: Ma
2015/11/08 17:50:54

Lee on Ma-Xi meet: Singapore glad to have played ‚modest role‘
2015/11/08 18:00:54

After Ma-Xi meeting, scholars question what will come next
2015/11/08 19:00:55

Kinmen County chief invites Ma, Xi to meet again, in his county
2015/11/08 19:14:55

U.S., Japan see Ma-Xi meeting in positive light: scholar
2015/11/08 19:45:55

China Times: Taiwan, please don’t shut yourself up
2015/11/08 20:11:55

Apple Daily: Ma, Xi achieve only KMT-CPC consensus
2015/11/08 20:23:55

Tsai’s criticism of Ma’s performance in Singapore rebutted
2015/11/08 22:07:56

Nature of cross-strait ties unchanged after Ma-Xi meeting: scholar
2015/11/08 23:54:56

26 Meldungen von 02:05 Uhr bis 23:54 Uhr, der Nachtartikel natürlich überflüssig, also 25 Meldungen von 08:59 bis 23:54 Uhr oder alle 36 Minuten.

Und mit dem Beginn der Woche war dann die Spannung und Luft aus dem Thema offensichtlich raus:

Poll shows polarized response in Taiwan to Ma-Xi meeting
2015/11/09 11:51:58

United Daily News: Deeper rift within Taiwan than across the strait?
2015/11/09 12:53:58

MAC head seeks to dispel doubts about Ma’s remarks in Xi meet
2015/11/09 14:57:59

Second Ma-Xi meet will not be easy: MAC chief
2015/11/09 15:06:59

Japan says ties with Taiwan unchanged after Ma-Xi meeting
2015/11/09 15:54:59

Tsai continues to bash Ma’s advocacy of ‚1992 consensus‘
2015/11/09 17:59:00

China raised idea of meeting two years ago: president
2015/11/09 20:37:01

2 Chinas, ‚1 China, 1 Taiwan,‘ Taiwan independence unconstitutional: Ma
2015/11/09 21:44:02

Ma, Xi did not reach consensus on ‚one China‘ principle: MAC
2015/11/09 23:10:02

Full text of President Ma’s remarks in meeting with Xi Jinping
2015/11/10 00:43:03

10 Meldungen von 11:51 bis 00:43 Uhr oder alle 77 Minuten

Um die verdammte Chronistenpflicht zu erfüllen, hier abschließend noch der Dienstag, womit die 7-Tage Woche dann voll wäre:

KMT presidential candidate to explain Ma-Xi meeting during U.S. visit
2015/11/10 13:49:05

Apple Daily: U.S., DPP head response to Ma-Xi meeting
2015/11/10 16:19:06

Cross-caucus talks over Ma’s report to Legislature break down again
2015/11/10 17:29:06

Ma says meeting with Xi signals mature Taiwan-U.S.-China relations
2015/11/10 19:54:08

Ma-Xi meeting symbolic of improved cross-strait ties: U.S. congressman
2015/11/10 20:13:08

Nearly half of Taiwanese say Ma-Xi meet helps cross-strait peace: poll
2015/11/10 23:18:09

6 Meldungen von 13:49 bis 23:18 Uhr oder alle 95 Minuten

Unterm Strich macht das dann 154 Meldungen in 7 Tagen oder durchschnittlich 22 Meldungen am Tag. Und wenn ich mich nicht bereits zur Zusammenstellung der letzten beiden Tage hätte zwingen müssen, so könnte ich diesen Artikel nahtlos mit dem Rapport Besuch von Eric Chu beim Chef in den USA fortsetzen.

Lust auf eine kleine Verschwörungstheorie? Letzten Mittwoch die erste Meldung vom Ma-Xi Treffen, am Samstag dann das Ma-Xi Treffen und am Dienstag fliegt Eric Chu in die USA. Und die DPP? Kann die ganzen Vorgänge nur aus der Zuschauerrolle kommentieren und vom unsäglichen Kandidatentausch der KMT ist schon längst keine Rede mehr.

Es ist sicherlich richtig, dass die letzten 7 Tage etwas von „historischer“ Dimension für Taiwan hatten, obwohl wir die richtige Bedeutung des Ganzen wohl erst in vielen Jahren richtig werden einordnen können. Was aber zudem auch bleibt (zumindest bei mir) ist das Gefühl, hier auch einem großen PR-Coup beigewohnt zu haben.

Wieder einmal (oder war es eigentlich jemals anders?) wird der Rest des bislang ja sehr spröden Wahlkampfs von der Taiwan-Frage bestimmt werden und die wirklich wichtigen Probleme Bildung, Familien, Soziales, Verwaltung, Infrastruktur bestenfalls ein Randthema sein und wieder einmal werden sich viele Taiwaner davon einlullen lassen, egal übrigens welchem politischen Lager sie angehören.

Nebenher war oder ist übrigens auch ein US-Kongressabgeordneter zu Besuch in Taiwan, welcher die Teilnahme Taiwans bei Interpol unterstützt, den Beitritt Taiwans zum TPP befürwortet und natürlich für mehr Waffenverkäufe nach Taiwan plädiert, um den Frieden zu wahren:

Meanwhile, the congressman urged the U.S. to increase arms sales to Taiwan to help maintain peace and stability.

Treffen mit dem chinesischen Präsidenten, Parteichef und Präsidentsschaftskandidat in den USA und Unterstützung vom amerikanischen Kongress. Also mehr Außenpolitik in einer Woche geht nun wirklich nicht !!!

Zum Glück wird die KMT, obwohl außenpolitisch derzeit als Strahlemann unterwegs, die Wahlen trotzdem nicht gewinnen. Dumm halt nur, dass die DPP es auch nicht wirklich wird besser machen können, aber zumindest haben sie eine weitere Chance verdient. Focus Taiwan als englischer Ableger der Central News Agency wird dabei mit Sicherheit auch weiterhin eine tragende Rolle spielen. Ob ich das nun bedauern oder begrüßen soll, wird sich bei mir wohl je nach Tagesform entscheiden.